Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Titel: Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)
Autoren: Steven Erikson
Vom Netzwerk:
Schlag ausgesetzt.
    Der Dämon war riesig und ungeschlacht. Sein einst königliches Blut bescherte ihm hier in Dragnipur keine Vorrechte. Schloot sah, dass die Kreatur die Gefallenen trug, die Gescheiterten, dass sie knapp zwei Dutzend Körper und die an ihnen befestigten Ketten zusammengerafft hatte. Muskeln spannten sich an, wölbten sich, wanden sich, als der Dämon sich voranschob. Dürre Körper hingen schlaff und wie Klafterholz gestapelt unter seinen Armen. Eine, die noch bei Bewusstsein war, auch wenn ihr Kopf hin und her rollte, hockte auf seinem breiten Rücken wie ein neugeborener Affe; der Blick ihrer glasigen Augen glitt über das Gesicht des Magiers.
    »Du Narr«, knurrte Schloot, »wirf sie auf den Wagen!«
    »Kein Platz«, antwortete der Dämon mit hoher, kindlicher Stimme.
    Doch der Magier hatte all sein Mitgefühl aufgebraucht. Um seiner selbst willen hätte der Dämon die Gefallenen zurücklassen sollen, aber dann würden sie alle natürlich das zusätzliche Gewicht spüren, das armselige Zerren an den Ketten. Aber was war, wenn der hier fiel? Was, wenn diese außerordentliche Kraft, dieser außerordentliche Wille versiegte? »Verflucht soll der Narr sein!«, brummte Schloot. »Warum tötet er nicht einfach noch ein paar Drachen, verdammt!«
    »Wir versagen«, sagte der Dämon.
    Schloot hätte am liebsten aufgeheult. War das denn zu übersehen? Aber die bebende Stimme klang gleichermaßen verwirrt und verzweifelt, und sie traf ihn bis ins Mark. »Ich weiß, mein Freund. Es wird nicht mehr lange dauern.«
    »Und dann?«
    Schloot schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht.«
    »Wer weiß es?«
    Wieder wusste der Magier keine Antwort.
    Der Dämon blieb beharrlich. »Wir müssen einen finden, der es weiß. Ich gehe jetzt. Aber ich werde zurückkommen. Bitte, bemitleide mich nicht.«
    Ein plötzliches Wirbeln, grau und schwarz, und dann war ein bärenähnliches Tier neben ihm, das längst zu erschöpft, zu stumpfsinnig war, um auch nur nach ihm zu schlagen – wie es einige Kreaturen immer noch taten.
    »Du bist schon zu lange hier, mein Freund«, sagte Schloot zu ihm.
    Wer weiß es?
    Eine interessante Frage. Wusste irgendjemand, was passieren würde, wenn das Chaos sie einholte? Irgendjemand hier in Dragnipur?
    In jenen ersten Augenblicken, nachdem er das Schwert geküsst hatte, hatte er mehr oder weniger abwechselnd hektisch versucht zu fliehen, verzweifelt geschrien und allen um sich herum Fragen gestellt – ja, er hatte sogar versucht, einen Schattenhund anzuquatschen, aber der war zu sehr damit beschäftigt gewesen, an seinen Ketten zu reißen, während der Geifer ihm aus dem gewaltigen Maul troff, und hätte ihn beinahe niedergetrampelt, und danach hatte er ihn nie wiedergesehen.
    Aber jemand hatte ihm geantwortet, jemand hatte mit ihm gesprochen. Über etwas … oh, er konnte sich an kaum mehr als an einen Namen erinnern. Einen einzigen Namen.
    Draconus.
    In diesem unendlichen Zwischenspiel in ihrer Laufbahn hatte sie schon viel gesehen, aber nichts davon war so frustrierend gewesen wie die Flucht der zwei Schattenhunde. Eine wie Apsal’ara, die Herrin der Diebe, war nicht dafür geschaffen, ihre Existenz mit der mühevollen Unwürdigkeit zu besudeln, bis in alle Ewigkeit an einer Kette zu zerren. Fesseln waren etwas, dem man entfloh, Bürden etwas, das man vermied.
    Vom ersten Augenblick an, da sie stolpernd hier angekommen war, hatte sie es sich zur Aufgabe gemacht, die Ketten zu sprengen, die sie an diese grässliche Sphäre banden, aber das war praktisch unmöglich, wenn man dazu verflucht war, ununterbrochen den verdammten Wagen zu ziehen. Und sie verspürte nicht den Wunsch, die entsetzliche Schleppe am Ende der Ketten noch einmal zu Gesicht zu bekommen, die abgeschrammten Klumpen immer noch lebenden Fleisches, die über den von Furchen übersäten, schlammigen Boden gezogen wurden – hier ein offenes, aufblitzendes Auge, dort ein zuckendes Stück Arm, das sich in ihre Richtung reckte –, eine schreckliche Armee der Gescheiterten, derjenigen, die aufgegeben hatten, und derjenigen, die die Kraft verlassen hatte.
    Nein, Apsal’ara hatte sich näher an den gewaltigen Wagen herangearbeitet, bis sie schließlich feststellte, dass sie neben einem der riesigen hölzernen Räder herstapfte. Dann war sie etwas langsamer geworden, bis sie direkt hinter dem Rad war. Von dort aus hatte sie sich nach innen bewegt, war unter das ächzende Wagenbett geschlüpft, von dem unablässig braunes Wasser,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher