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Das Spiel

Das Spiel

Titel: Das Spiel
Autoren: Krystyna Kuhn
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da! Sie wollten sich in meine Existenz bohren wie ein Parasit. Ich war nett zu Angela, verstehst du? Ich bin immer nett und freundlich. Aber sie hatte vor, mich mit Haut und Haaren aufzufressen.«
    Irgendwie hatte Julia das Gefühl, nicht sie leide unter Fieber, sondern Alex, der nicht aufhörte zu flüstern: »Sie wollte mich nicht gehen lassen! Und alles nur, weil sie mir diesen winzigen Gefallen getan hat? Deswegen dachte sie, sie hätte einen Anspruch auf mich? Würde meine Liebe verdienen? Dabei war es doch ein Klacks für sie, die Lösungen für die Aufnahmeprüfung zu besorgen! Peanuts! Nicht der Rede wert!«
    In Julias Hirn ratterte es.
    »Welche Lösungen?«, flüsterte sie. Doch wohl nicht die Lösungen für die Aufnahmeprüfung am Grace, oder? Das machte doch alles keinen Sinn.
    Und dann fiel es ihr plötzlich ein.
    Das Vollstipendium für Yale! Alex war auf der Vorschlagsliste! Und dahin war er nicht aufgrund seiner eigenen Leistung gekommen, sondern mithilfe von Angela! Wie hatte sie diese Verbindung übersehen können?
    Die Finger hatten sich weiter gelockert, aber noch immer wagte Julia es nicht, sich zu befreien.
    »Weißt du, wo ich herkomme?«, flüsterte Alex. »Von einer Ranch im Nirgendwo! Ich war ein Niemand! Ein Nobody! Aber hier im Tal hat sich das endlich geändert.«
    Jetzt!
    Der Moment war gekommen!
    Es konnte doch nicht so schwierig sein, sich gegen einen Nobody zur Wehr zu setzen.
    Julia spannte alle Muskeln, zog die Beine an, zielte mit dem rechten Knie auf seinen Schritt und im nächsten Moment …
    Ein Knall!
    Es klang wie ein Schuss.
    Jemand schrie auf.
    Sie selbst?
    Eine der Neonröhren über ihnen zerplatzte und Glassplitter fielen herab wie ein Funkenregen, nein, wie Tausende von Sternschnuppen, bei denen sie sich etwas wünschen konnte.
    Jemand befahl: »Loslassen! Sofort!«
    Eine glasklare Stimme, die kalte Schauer über den Rücken trieb.
    Und dann verblassten die Sternschnuppen und Julia sah Katie mitten im Raum stehen. Sie hielt eine Waffe in der Hand, klein und unscheinbar wie eine Spielzeugpistole, aber Julia zweifelte nicht an ihrer tödlichen Kraft. Und sie glaubte Katie jedes Wort, als das Mädchen mit ungerührter Miene sagte: »Das nächste Mal schieße ich auf dich und nicht auf die Lampe.«
    Es kam nicht dazu. Katie musste nicht beweisen, wozu sie fähig war, denn in der nächsten Sekunde stürmten zwei Männer zur Tür herein. Auch sie trugen Waffen und ihnen auf dem Fuß folgte Robert.
    Julia sah Alex ins Gesicht. Zeigte seine Miene zunächst nur Erstaunen, wurde sie zunehmend haltloser, fassungsloser, hoffnungsloser, bis blanke Verzweiflung in seinen Augen stand.
    Und dann wurde alles um Julia herum schwarz.

Kapitel 33
    Robert schaffte es nicht, dieses Gefühl zu beschreiben, das ihn dazu gebracht hatte, das Kino zu verlassen. Er selbst nannte es wie immer eine Gleichung, die nicht aufgehen wollte, für die er einfach keine Lösung fand. Er hatte sich nur von einer Minute zur anderen Julia ganz nahe gefühlt und gleichzeitig gespürt, wie sie sich immer weiter entfernte. Da hatte er gewusst, dass sie in Gefahr war, und den Sicherheitsdienst alarmiert.
    »Und das ist alles?«, fragte Benjamin, der Roberts Erklärungen auf Video aufnahm. »Mann, ich brauche Stoff, verstehst du, Rob? Ich brauche Stoff. Ich will einen Film hier oben drehen. Und du bist mein Held!«
    »Ehrlich, Benjamin«, erwiderte Robert kopfschüttelnd. »Mehr kann ich dazu nicht sagen. Ich habe selbst keine Ahnung, was da in mir abgeht. Woher diese sogenannten Visionen, wie ihr sie nennt, kommen. Vielleicht sind sie ja auch einfach nur Bullshit!«
    »Ja, Bullshit!«, mischte sich Katie ein. »Denn deinetwegen habe ich jetzt den ganzen Ärger am Hals. Hätte ich Julia das Leben gerettet, würde keiner mehr von illegalem Waffenbesitz reden. Ich wäre der Held, verstehst du? Jetzt aber drohen mir ein gerichtliches Verfahren sowie der Ausschluss aus dem College.«
    Die Clique hatte sich auf der Krankenstation versammelt, wo Julia sich von einer Lungenentzündung erholte.
    Die Krankheit hatte ihr an jenem schrecklichen Abend, der inzwischen schon fast zwei Wochen her war, bereits in den Knochen gesteckt. Vermutlich war sie eine Nachwirkung von ihrem Tauchgang im See gewesen. Doch während man Julia im College hatte versorgen können, hatte man Debbie mit dem Hubschrauber in eine Klinik gebracht. Als der Arzt eingetroffen war, hatte sich das Mädchen dermaßen hysterisch benommen, dass nicht einmal eine
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