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Das Spiel

Das Spiel

Titel: Das Spiel
Autoren: Krystyna Kuhn
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Beruhigungsspritze half. Aber die Verletzungen hatten schlimmer ausgesehen, als sie in Wirklichkeit waren. Im Krankenhaus wurden lediglich eine schwere Gehirnerschütterung und eine Platzwunde am Kopf diagnostiziert.
    Doch Debbie machte daraus inzwischen einen Schädelbasisbruch, wie Rose, die sie zusammen mit David im Krankenhaus besucht hatte, berichtete. Überhaupt klang Debbies Version der Geschichte völlig anders als Julias. Sie behauptete, sie sei nur in den Computerraum gegangen, um Julia zu retten, denn sie hätte noch vor Robert geahnt, dass ihre beste Freundin in Gefahr sei.
    Sowohl Katie wie Julia waren von der Polizei vernommen worden, aber beide hatten Debbies Rolle in der Sache verschwiegen, genauso wie einige andere Details.
    Und am Ende schienen auch weitergehende Ermittlungen nicht mehr nötig zu sein, denn Alex Cooper hörte seit seiner Festnahme nicht mehr auf zu reden. Er leugnete nicht, Angela ermordet zu haben, sondern verbreitete Geschichten und seltsame Gerüchte über das Tal, die so verrückt und absurd klangen, dass er bis zur Gerichtsverhandlung in einer geschlossenen Anstalt untergebracht werden musste.
    »Seid doch mal ehrlich«, sagte Benjamin jetzt. Er legte die Kamera ab und streckte sich. »Alex hatte schon immer etwas Unheimliches an sich, oder? Er hat sich benommen wie einer dieser Psychopathen, die in Filmen den smarten Sunnyboy spielen, aber in Wirklichkeit Serienmörder sind.«
    Julia schob sich das Kissen im Rücken zurecht, um bequemer sitzen zu können. Sie hatte beim Atmen noch immer Schmerzen, aber es war schon viel besser als noch vor einigen Tagen.
    »Um die Wahrheit zu sagen«, sie sah verlegen zu Benjamin hinüber. »Eine Zeit lang habe ich gedacht, du hättest etwas mit der Sache zu tun.«
    »Ich?«
    »Na ja, dein Streit mit Angela in der Mensa. Und dann deine misslungene Bewerbung beim Grace Chronicle.« Sie schüttelte den Kopf. »Tut mir wirklich leid.«
    Benjamin biss sich auf die Lippen. »Muss es nicht«, erwiderte er langsam und ohne den gewohnten spöttischen Tonfall. »Ich war tatsächlich irgendwie in die Sache verwickelt.«
    Nicht nur Julia starrte ihn nun mit weit aufgerissenen Augen an.
    »Nein, nicht, was ihr jetzt denkt«, wehrte er empört ab. »Aber dieser Film – dass ich bei der Party überhaupt am Bootssteg gefilmt habe, während Tom seine Show abgezogen hat –, das war Angelas Idee, versteht ihr, oder besser gesagt ihr Auftrag.«
    »Angelas Auftrag?« Chris schüttelte ungläubig den Kopf. »Wieso das denn?«
    Benjamin strich sich über die Stirn. »Sie wusste Bescheid, was diese Murder Mystery Party anging. Ich hab erst im Nachhinein kapiert, was sie mit diesem Film bezweckte. Sie wollte nur noch mehr Material sammeln, um Alex zu erpressen. Oder vielleicht ein paar andere.« Er machte eine kurze Pause. »An dem Abend, bevor sie starb, hat sie mir einen Deal angeboten. Ich sollte die Party filmen, sie hat mir sogar aufgeschrieben, wann ich die Kamera auf den Solomon-Felsen halten sollte.«
    »Und du hast nicht gefragt, warum?«, wunderte sich Julia.
    »War mir doch egal, wenn ich dafür Filme für den Grace Chronicle drehen durfte.« Benjamin zuckte mit den Schultern. »Na ja, ist leider schiefgegangen. Wenn die Tussi auf dem Steg mich nicht im entscheidenden Moment geschubst hätte, hätte ich Isabels Sprung vom Solomon-Felsen vor der Linse gehabt – live und in Farbe.«
    Eine Weile herrschte Schweigen. Schließlich räusperte sich Chris: »Wisst ihr, was das im Grunde genommen heißt?«, fragte er und seine Stimme klang heiserer als jemals zuvor.
    »Angela Finder hat, ohne es zu wissen, den Film von ihrem eigenen Mord in Auftrag gegeben.«
    Julia schloss für einen Moment die Augen. Ihre Finger klammerten sich an die Kette um ihren Hals, an der die beiden goldenen Ringe ihrer Eltern hingen.
    Nein! Nicht auch das noch. Sie konnte nicht glauben, was sie da hörte. Und plötzlich wünschte sie sich nichts sehnlicher, als dass alle gehen würden, sie allein ließen. Alle bis auf Chris.
    Doch niemand schien ihren stummen Wunsch zu hören.
    »Leute, da bleibt immer noch eine Sache, die ich nicht verstehe«, mischte sich Rose aufgeregt in die Diskussion ein. Sie saß auf der Fensterbank. »Alex war auf der Party, das hat jeder gesehen. Und gleich als Robert ins Wasser gesprungen ist, ist er losgelaufen, um die Security zu informieren.«
    »Falsch.« Roberts ernsthafte Stimme drang hell durch den Raum.
    »Wieso falsch?«
    »Erstens …« Obwohl Julia
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