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Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition)
Autoren: Ulf Schiewe
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kämpfen gelernt, das weißt du so gut wie ich.«
    »Aber Waffen hast du keine.«
    »Irgendwas wird sich schon finden«, beharrte ich.
    Auf keinen Fall wollte ich mich jetzt abweisen lassen, nachdem der Gedanke in mir gerade so richtig Wurzeln geschlagen hatte.
    »Na gut. Du kannst dich um die Pferde kümmern.«
    »Danke, Robert.« Ich konnte mein Glück kaum fassen.
    »Ich will auch dabei sein«, ließ Roger sich vernehmen.
    Fressenda wurde rot im Gesicht und sah aus, als wollte sie ihm eine Maulschelle verpassen. »Auf keinen Fall«, schrie sie. »Du bist viel zu jung.«
    »Mutter! Ich bin fast so alt wie Gilbert.«
    »Nein, nein, nein! Ich will kein Wort davon hören.«
    »Mutter hat recht, Roger«, ließ Serlo sich vernehmen. »Und das ist das letzte Wort, hast du mich verstanden?«
    Serlo konnte sehr bedrohlich wirken, wenn ihm der Sinn danach stand. Roger funkelte seinen Halbbruder zornig an. Dann lief er aus der Halle und schlug die Tür hinter sich zu, dass es bis ins Gebälk krachte. Er war so wütend, dass er sich nicht einmal von mir verabschieden wollte.
    Dafür hatte ich jemand anderen zu verabschieden.
    Denn in diesem heißen Sommer hatte mich der Blitz getroffen, le coup de foudre, wie man sagt. Sie hieß Gerlaine und war die Tochter des Schmiedemeisters. Nach der ersten Begeisterung über die bevorstehende Reise ernüchterte mich der Gedanke, sie verlassen zu müssen.
    Ich rannte ins Dorf, um mit ihr zu reden. Ihre Mutter war vor wenigen Jahren verstorben, sie hatte keine Geschwister, und ihr Vater war ein griesgrämiger Graubart, der es nicht gern sah, wenn sie sich mit mir traf. Aber an diesem Abend war er nicht zu Hause, und so schlichen wir uns aus dem Dorf und auf die Felder. Am Waldrand setzten wir uns ins Gras und blickten in den Sonnenuntergang.
    Ich hatte erwartet, dass sie über unseren Abschied Tränen vergießen würde, aber sie starrte nur versonnen über die abendliche Landschaft und sagte nichts. Bei Gerlaine wusste man nie, woran man war. Ich konnte nicht einmal sagen, ob sie mich wirklich liebte, obwohl sie an meinen Küssen Gefallen hatte und mich manchmal auf eine so seltsame Weise ansah, dass mir die Knie schwach wurden.
    »Robert, dein Herr«, meinte sie nach einer Weile, »der wird es weit bringen.«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Man spürt eine Kraft in ihm.« Sie hatte manchmal diesen Blick, als befände sie sich in einer anderen Welt und sähe Dinge, die sonst niemand wahrnehmen konnte. »Und er ist rastlos wie ein hungriger Wolf.«
    Ich wusste, was sie meinte. Alle Brüder waren beeindruckende Männer, kraftvoll, lärmend, manchmal streitsüchtig. Aber Robert war noch anders. Er hatte etwas an sich, das Menschen in seinen Bann zog. Von ihm bemerkt zu werden oder gar ein Lob, dafür war man bereit, fast alles zu tun. Dann wieder gab es Momente, da fürchtete man sich vor ihm, denn sein Zorn konnte schrecklich sein. Und auch mit der anderen Bemerkung hatte sie recht. Er schien nie zufrieden, ein ewig Suchender.
    »Bist du nicht traurig, dass ich fortgehe?«
    Mit einem Ruck drehte sie den Kopf zu mir herum und starrte mich an, aus Augen so graugrün wie Morgennebel über den Feldern. Ihr Blick konnte einem durch Mark und Bein gehen.
    »Nimm mich mit, Gilbert.«
    »Aber das geht nicht …«, stammelte ich wie vor den Kopf geschlagen.
    »Wolltest du mich nicht heiraten?«
    Mit siebzehn und im Überschwang der Gefühle, da redet man so manches unbedachte Wort. Verlegen kaute ich auf der Unterlippe, während sie mich spöttisch musterte.
    »Keine Sorge. Heiraten musst du mich nicht. Nur mitnehmen sollst du mich. Ich bin es leid hier. Was gibt’s denn schon in diesem Dorf? Irgendwann verkuppelt mein Vater mich mit einem dummen Bauern, der mir zehn Kinder macht. Entweder sterbe ich im Kindbett oder vor lauter Langeweile, während du deinen Spaß hast.« Sie ließ ihren Blick wieder in die Ferne schweifen. »Wie heißt das Land? Mezzogiorno? Was bedeutet das?«
    »Mittag. Da, wo am Mittag die Sonne steht.«
    Ich konnte nicht glauben, dass sie es ernst meinte. Ein junges Mädchen unter diesen rauhen Kriegern? Ein ungeheuerlicher Gedanke. Ich hatte mir die Kerle angesehen. Einige von denen machten einen ziemlich wüsten Eindruck.
    »Gerlaine, du bist vollkommen verrückt.«
    »Dann frag ich ihn eben selbst«, war ihre Antwort.
    »Er wird es nicht erlauben.«
    »Wir werden sehen.«
    Als sie sich am nächsten Tag im Morgengrauen herausfordernd vor Robert aufstellte und rundheraus
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