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Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition)
Autoren: Ulf Schiewe
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alle zwölf waren von diesem Fieber angesteckt, Großes zu vollbringen.
    Bei den Hautevilles gab es außer Burg und dem bisschen Land kaum etwas zu erben. Anstatt das wenige aufzuteilen, hatte man beschlossen, dass Serlo, der Älteste, alles übernehmen sollte. Die anderen würden sich bei einem großzügigen Herrn verdingen oder ihr Glück in der Fremde suchen müssen.
    Williame und Drogo waren die Ersten, die Fressendas warmes Nest verließen. Das war schon kurz nach meiner Ankunft in Hauteville gewesen. Ihnen war zu Ohren gekommen, dass normannische Söldner im fernen Süden gern gesehen waren. Ein gewisser Normanne namens Richard Drengot sei für seine Kriegsdienste zum Grafen von Aversa aufgestiegen, so hieß es, und könne gute Männer gebrauchen. Wo dieses Aversa wohl lag, war keinem geläufig. In Italia hieß es. Angeblich sollte es dort warm sein, besser als das oft feuchtklamme Wetter in unseren Landen. Also waren die beiden in den Süden aufgebrochen. Wie es ihnen wohl ergangen sein mochte, fragte sich oft die Familie, doch Kunde kam lange Zeit keine.
    Nach Tancreds Tod war Fressenda nicht mehr dieselbe. Sie schien oft abwesend, saß still da und starrte vor sich hin. An anderen Tagen machte sie uns verrückt mit endlosem Gerede und ihren Sorgen um Williame und Drogo. Sie vermisste sie, auch wenn es nicht ihre eigenen Söhne waren.
    Sieben Jahre waren vergangen, da erreichten eines Tages fremde Krieger die Burg. Sie waren gut gewappnet und braun gebrannt, mit von der Sonne gebleichten Haaren. Einen erkannten wir. Der war damals mit Williame und Drogo geritten und hatte uns viel zu erzählen.
    Er komme, um Grüße zu überbringen und Männer anzuwerben. Es sei den Brüdern gut ergangen. Bei den Fürsten der Lombarden hätten sie sich lange Zeit als Söldnerführer verdingt und mal auf dieser, mal auf jener Seite gekämpft. Sogar gegen die Sarazenen in einem Land, das sich Sicilia nannte. Inzwischen aber hätten sich die meisten Normannen in Italia zusammengeschlossen und Williame zu ihrem Anführer gewählt. Williame Bras-de-Fer nannten sie ihn jetzt. Nun, einen Arm wie Eisen hatte er schon immer gehabt. Und doch, wir waren alle erstaunt über das, was der Mann zu berichten hatte. Für einen Kerl, der den Tod nicht fürchtete, gebe es im Mezzogiorno, wie er den reichen Süden nannte, unzählige Städte zu plündern und Land zu erobern, von den hübschen Weibern gar nicht zu reden. Zum Beweis hatte er wertvolle Geschenke mitgebracht.
    Dieser Mezzogiorno schien das gelobte Land zu sein. Besonders in Roberts Augen glitzerte es begehrlich, und er wollte alles bis ins Kleinste wissen. Der geht als Nächster, dachte ich bei mir. Doch es war zuerst Onfroi, der zwei Jahre später seinen Brüdern folgte.
    Robert dagegen hatte etwas anderes gefunden, von dem er sich eine goldene Zukunft versprach. Er war als Reiterführer in den Dienst des mächtigen Seigneur de Creully getreten, Hamon Le-Dentu, so genannt, weil ihm wegen eines Schwerthiebs ein Teil der Lippen fehlte und dadurch die Zähne sichtbar waren. Diesem Baron hatte Robert sich durch Mut und Klugheit unentbehrlich gemacht. Außerdem war da noch eine Liebesgeschichte mit Hamons einziger Tochter, die Robert zu ehelichen hoffte.
    Doch es sollte anders kommen.
    Seit mehr als zehn Jahren hatte Unruhe in der Normandie geherrscht und offene Revolte gegen den jungen Herzog Williame den Bastard. Heute ist er König von England, aber damals missgönnten seine Vettern ihm den Herzogtitel, denn er war unehelicher Herkunft. Besonders im Bessin und im Contentin, wo die Hautevilles lebten, hatten die Aufrührer viele Anhänger. Die dortigen Barone hingen noch den alten Zeiten nach. Den Christenglauben und das Lehnswesen der Franken hatten sie eher halbherzig angenommen. Sie fühlten sich als freie Männer, die ihre Führer selbst erwählten. Sich einem halben Kind und noch dazu einem Bastard zu unterwerfen ging ihnen gegen den Strich. Auch Hamon Le-Dentu gehörte zu den Rädelsführern, und Robert Guiscard stand treu an seiner Seite.
    Nach einem Mordversuch, dem der jetzt neunzehnjährige Herzog nur mit knapper Not entkam, waren die Fronten vollends verhärtet. Die Aufrührer fürchteten Williames Rache und begannen, ein gewaltiges Heer aufzustellen. Viel stand auf dem Spiel. Ein Sieg konnte Großes auch für Robert bedeuten.
    Herzog Williame hatte ebenfalls gerüstet, doch es war ihm nicht gelungen, mehr als eine kleine Schar zusammenzukratzen. Sein Untergang schien
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