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Das Schwert der Keltin

Das Schwert der Keltin

Titel: Das Schwert der Keltin
Autoren: Manda Scott
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Vertrau mir.
    Breaca war übel. Diese Übelkeit hatte sich zwar schon die ganze Zeit über aufgebaut, doch bis jetzt hatte sie diese noch ignorieren können. Nun geleitete Airmid Breaca zum Heck, so dass sie sich über die Reling lehnen konnte und nicht das Deck besudelte. Cygfa, die durch die Prüfungen, die das Alter, der Kampf und die Not ihr auferlegt hatten, eindeutig gereift war, trug Regenwasser zu Breaca hinüber und einen Schwamm, um ihr damit das Gesicht zu reinigen. Anschließend trank Breaca ein wenig von dem Wasser, spuckte es wieder aus und wusch damit das Salz und den Ekel aus ihren Zähnen. Als sie wieder stehen konnte, nahm sie den Eimer in beide Hände und leerte ihn über ihrem Kopf aus. Der plötzliche Sturzbach konnte sie auch nicht nasser machen, als sie ohnehin schon war, der Schock aber ließ sie wieder zu sich selbst zurückkehren. Und sie war auf recht lebendige Weise sehr wütend.
    Es gab keine Hoffnung mehr. Es hatte nie Hoffnung gegeben; und in ihrem Herzen hatte Breaca dies auch schon die ganze Zeit über gewusst. Stattdessen gab es nun die Welt der Sorge, des Todes, der Zuflucht in den Zorn und jenen Mann, der da in der Uniform eines römischen Kavallerieoffiziers auf dem Deck kauerte. Keine zwei Tage zuvor hatte sie noch einen Dekurio getötet, der genau die gleiche Uniform trug, doch hatte dieser Mann an seiner Schulter nicht das Zeichen des roten Stieres gehabt, das Zeichen der Vorfahren der Eceni, mit lebendigem Rot auf grauen Untergrund gezeichnet.

Als Breaca sich schließlich wieder von dem Gesicht und den Augen ihres Gegenübers lösen konnte, nahm der rote Stier all ihre Aufmerksamkeit gefangen. Nun verwob sich das eine Muster mit dem der anderen, und ein ganz neues Bild entstand vor ihren Augen.
    Ich war Julius Valerius, Dekurio der ersten Schwadron der Ersten Thrakischen Kavallerie.
    Hail ist tot. Der Dekurio der Ersten Thrakischen Kavallerie hat ihn getötet, der, der das gescheckte Pferd reitet.
    Ich werde eine solch grausame Vergeltung über ihn hereinbrechen lassen ...
    Zwischen zusammengebissenen Zähnen hindurch sagte Breaca: »Du hast Hail getötet.«
    Der Überrest dessen, was einmal ihr Bruder gewesen war, entgegnete: »Das stimmt nicht so ganz. Aber, ja, es war mein Fehler, dass er gestorben ist.«
    Breaca hatte kein Schwert mitgebracht, doch an ihrem Gürtel trug sie noch immer ihre Schlinge, und in ihrem Ledersäckchen kullerten noch immer eine Hand voll Steine. Vor dem Hintergrund einer mehr als zweijährigen Erfahrung im Umgang mit diesen beiden Waffen und einem Sommer, in dem sie diverse Opfer hatte verzeichnen können, wurde der Drang, Schlinge und Stein jetzt gegen Bán einzusetzen, immer stärker.
    »Nein.«
    Luain mac Calma hielt sie auf. Der Dekurio - das Zerrbild dessen, der einmal Bán gewesen war - hätte dies gewiss nicht getan. Er lag ganz still da, lediglich sein Blick wanderte von Breaca zu ihrer Linken hinüber. Als mac Calma seine Finger um Breacas Arm schloss und der Wurfstein auf das Bootsdeck fiel, lächelte der Nicht-Bán schwach. »Dieser Angehörige deines Ältestenrates hat ein schon geradezu ungesundes Interesse an meinem Wohlergehen. Du hättest dich nicht von ihm aufhalten lassen sollen.«
    Es war der Punkt, zu dem sein Blick plötzlich wanderte, der Breaca warnte und Airmid, die bleich und reglos einfach nur neben ihm stand. In der Nacht des Traums von ihrer Ahnin hatte Breaca zwar Machas Stimme gehört, doch sie hatte sie nicht mehr gesehen, seit diese das Land der Lebenden verlassen hatte. Als sie sich nun umwandte, sah sie sie jedoch plötzlich, und auch die anderen hatten sich um sie versammelt: die ältere Großmutter und, etwas weiter hinten, ihr Vater. Vorsichtig trat Luain mac Calma zwischen ihnen hindurch, stellte sich zwischen Breaca und den auf dem Deck kauernden Nicht-Bán. Die Geister sammelten sich um ihn wie Hunde um einen Jäger, Macha an vorderster Stelle.
    Du darfst ihm nicht böse sein. Das hat die Großmutter gesagt.
    Vertrau mir.
    Macha war eine Großmutter gewesen, wenngleich auch nur für einen Tag, und Bán schon immer ihr Liebling.
    Wie zeigte man einem Geist seine Wut? Als ob sie lebten, sagte Breaca nun: »Hast du mit meiner Tochter gesprochen? Hast du Graine den Traum geschickt?«
    Der Geist nickte, sagte aber nichts. Ganz langsam sank Macha am Ende des Decks nieder. Bán, ihr Sohn, beobachtete sie in erstarrter Haltung, so wie eine Spitzmaus eine jagende Schlange beobachtete. Mochte er sie zu Lebzeiten auch
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