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Das Schwert der Keltin

Das Schwert der Keltin

Titel: Das Schwert der Keltin
Autoren: Manda Scott
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die Worte genau abwägend, sagte sie dann: »Auf dem Boot, das kommt, ist Luain der Reiher. Er bringt uns unsere Brüder.«
    Das war eine Verwechslung, wie sie nur allzu leicht passieren konnte. Graines dritter Geburtstag lag kaum erst ein viertel Jahr hinter ihr. Sie sprach bereits gut, besser als noch im Sommer, doch waren ihre Worte kaum aussagekräftiger als ihr Traum. Weder in ihren Träumen noch in ihrer Sprache bestand ein großer Unterschied zwischen einem Vater und einem Bruder.
    Airmid, die hinter Graine stehen geblieben war, zuckte lediglich die Achseln. »Das erzählt sie schon, seit sie zum ersten Male davon geträumt hat«, sagte sie. »Ich hatte ihr versprochen, dass ich ihr erlauben würde, dir von dem Traum zu berichten.«
    »Das ist ein sehr schöner Traum, vielen Dank.« Lächelnd hatte sich Breaca niedergekniet und ihre Arme ausgebreitet. Schüchtern, wie gegenüber einer Fremden, ließ sich Graine von Breaca umarmen. In einer Masse aus nasser Wolle und vom Regen verdunkelten Haar drückten sie sich schließlich doch aneinander. Auch Manannan, der Gott des Meeres, schickte eine Welle über den Außenpier, die ihre Füße umspielte. Dann stand Breaca wieder auf, hob ihre Tochter hoch in ihre Arme und küsste sie auf den Scheitel. »Vielen Dank, dass du bei diesem Regen zu mir gekommen bist. Bleib jetzt aber am besten hier bei Ardacos, er wird dir trockene Kleidung geben und dich warm halten. Airmid, Sorcha und ich reiten währenddessen nach Westen zur Küste, um zu sehen, wer da auf dem Boot ist. Wenn Cunomar auch dabei ist, bringen wir ihn gleich zu dir. Er wird sich freuen, wieder zu Hause zu sein, und ebenso dein Vater.«
    Die graugrünen Augen weit aufgerissen wie die einer Eule, ermahnte das Mädchen sie feierlich: »Du darfst ihm nicht böse sein. Das hat die Großmutter gesagt.«
     
    Breaca konnte sich nicht daran erinnern, dass sie einem von ihnen böse gewesen wäre. Es war schon schlimm genug, hier so am Rande der Hoffnung zu verharren, ganz wie ein Kind, das sich mitten in einem Wintersturm befand und sich nicht traute, vor die Tür zu treten. Seit beinahe drei Jahren hatte sie gewusst, dass Caradoc, Cwmfen und die Kinder lebten und sich in Rom aufhielten. Das war dann aber auch schon alles gewesen. Bis Luain mac Calma irgendetwas im Flug eines Reihers gelesen zu haben meinte und kurz darauf noch einige Neuigkeiten von einem griechischen Händler erfuhr, der eines der letzten Schiffe nach Gallien genommen hatte. Nun stand Breaca also da, fest gegen den Wind gestemmt. Die Gischt der See biss ihr in die Haut an Gesicht und Händen, und ihr Herz schien nahezu zu zerreißen - denn so wild es vor lauter Hoffnung schlug, dass Caradoc endlich heimkehren möge, so eisern versuchte Breaca gleichzeitig, genau diese Hoffnung wieder zu ersticken, denn vielleicht war sie umsonst.
    Bei ihr standen Sorcha und Airmid. Auch sie sahen das Schiff und beobachteten, wie es durch die Wellen pflügte, doch nur Sorcha konnte wirklich einschätzen, wie gut es vorankam. Die Fährmeisterin war ihrer aller Verbindung mit dem Meer und denjenigen, die darauf segelten.
    »Das ist die Sonnenpferd «, erklärte sie. »Segoventos’ Schiff. Er kennt die Küstenlinie ebenso gut wie ich, doch der Wind ist zu stark. Er kann nicht in den Hafen einlaufen. Wir sollten das kleine Boot nehmen und ihnen entgegenrudern.«
    »Aber ist das nicht gefährlich?«, fragte Breaca.
    Sorcha grinste lediglich. »Ich weiß es nicht. Es ist auf jeden Fall sicherer, als wenn mac Calma versucht, mit dem Beiboot in den Hafen zu rudern; aber das heißt noch nicht, dass nicht auch wir ertrinken könnten. Es ist deine Entscheidung. Wir können natürlich auch hier bleiben und warten, bis der Wind von allein abflaut, doch das könnte bis zum nächsten Frühling dauern. Ich dachte eigentlich nicht, dass du so lange warten wolltest.«
    Es war gut, jemanden bei sich zu haben, der noch immer lachen konnte. Airmid schwieg, so wie sie es schon die ganze Zeit getan hatte, seit sie den Wald verlassen hatten und die See in ihr Gesichtsfeld gerückt war. Ihr Blick war auf den westlichen Horizont gerichtet, wo die Sonne langsam niedersank, um sich auf den flachen Hügeln von Hibernia auszuruhen. Breaca legte eine Hand auf Airmids Schulter. Erst, als diese die Berührung auch zu bemerken schien, fragte sie: »Hast du gemeinsam mit Graine geträumt? Ist das der Grund, weshalb du weißt, dass es wahr ist?«
    »Nein. Deine Tochter träumt jetzt allein. Aber als
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