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Das Schwert der Keltin

Das Schwert der Keltin

Titel: Das Schwert der Keltin
Autoren: Manda Scott
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wir hierher geritten sind, hat sich die Träumerin unserer Vorfahren zu uns gesellt; wir sind über einen ihrer Ruheplätze gekommen. Sie ist nun an uns gebunden, und wir an sie, was auch immer passieren mag. Sie lässt uns wissen, dass die Zöpfe an der Schlangenspeerbrosche sich genau so miteinander verflochten haben, wie wir es erbeten hatten.«
    Der Wind ließ zwar nicht nach, und doch schien es in diesem Augenblick so, als ob er es täte. In einem dieser Momente der Stille entschied Breaca schließlich: »Sorcha, danke für dein Angebot. Wir werden jetzt das kleine Boot nehmen. Du hast Recht; ich glaube nicht, dass ich noch bis zum Frühling warten könnte.«
     
    Die Wellen durchnässten sie bis auf die Haut, und der Sturm ließ das Boot nach Norden driften. Sie mussten also sowohl gegen die Wellen als auch gegen den Wind anrudern und kamen noch langsamer voran als die Sonne am Himmel. Schließlich aber gelangten sie zitternd und durch die Dünung von arger Übelkeit befallen doch noch längsseits des Schiffes. Airmid sprang auf, um das Tau zu ergreifen, das ihnen zugeworfen wurde. Mit Hilfe von Segoventos - Schiffseigner, Spion und Handel treibender Seemann in einer Person - zog Luain mac Calma sie hinauf.
    Airmid war die Erste, ihr folgte Sorcha. Breaca aber, die sich im Kampf schon unzählige Male dem Tode gegenüber gesehen hatte, rang schwer mit sich, um ebenfalls den Mut dazu zu finden. Zwar war die Ungewissheit schmerzlich gewesen, doch hatte sie diese immer noch irgendwie ertragen können. Nun aber hallten noch einmal Graines Worte in ihrem Kopf wider. Du darfst ihm nicht böse sein. Erst jetzt dachte Breaca daran, sich zu fragen, wem sie denn eigentlich nicht böse sein dürfe und warum. Von einer Übelkeit gepackt, die nicht mit dem Meer zusammenhing, wickelte sie sich schließlich das Tau um ihr Handgelenk, warf das lose Ende wieder hinauf und hielt es fest umklammert.
    Die Bordwände des Schiffes waren steil und ganz glitschig vor lauter Algen. Der erste Zug an dem Seil riss ihr die Haut von den Händen und verrenkte ihr die Arme. Daraufhin legte mac Calma das Tau um eine Zugscheibe und benutzte diese, um Breaca noch ein Stückchen weiter hinaufzuziehen. Endlich spähte sie über die Reling und wurde schließlich von starken Armen an Deck gehievt. Ein wildes Durcheinander von Fremden empfing sie; am Rande stand Airmid. Goldenes, von den Wellen durchnässtes Haar reihte sich neben dunkelrotes und braunes. Hastig huschte Breacas Blick auf der Suche nach bekannten Gesichtern über sie hinweg, und langsam entdeckte sie die ihr vertrauten Gesichter in der Menge: die abgezehrten Züge von einstmaligen Kindern, die nun keine Kinder mehr waren und gerade einige Tage in einem Sturm auf hoher See überlebt hatten.
    »Cunomar?« Breaca ging in die Hocke, um auf dem schaukelnden Deck ihr Gleichgewicht zu behalten, und öffnete weit die Arme.
    So wie Graine kam jetzt auch ihr Sohn nur steif und zögernd auf sie zu - ein Fremder, ebenso wie auch sie für ihn eine Fremde war. Sehr förmlich küsste er sie auf die Wange und streckte ihr einen Dolch entgegen, dessen Klinge er vorsichtig auf seinen ausgestreckten Handflächen balancierte. »Vater schickt mich damit zu dir«, sagte er. »Wenn du es zu einem Schwert umarbeiten lässt, kann ich damit in eine Schlacht reiten. Und wenn wir alle Römer getötet haben, kann er wieder zu uns nach Hause kommen.«
    Auf Cunomars Worte folgten Schweigen und eine Anspannung, als ob zu viele der um Breaca Herumstehenden zu lange ihren Atem angehalten hätten. Noch einmal blickte Breaca suchend in die Gesichter der Fremden und kämpfte die aufkommende Panik nieder.
    Nun trat eine große, junge Frau mit weizenblondem Haar aus der Gruppe hervor: »Vater ist verletzt, er konnte nicht mitkommen, die Krieger wären ihm nicht mehr gefolgt. Er schickt dir das hier, mit seiner Liebe …« Wie Gerstenkörner, die man nachlässig mit der Hand ausstreute, schienen Breaca diese Worte entgegenzufallen. Dann hielt Cygfa ihr eine Brosche hin, deren einstiger Glanz von der See ganz stumpf geworden war. Die doppelköpfige Schlange rollte sich in sich selbst zusammen, schaute damit zugleich in die Zukunft als auch in die Vergangenheit. Quer darüber schlang sich in einem gewundenen Pfad der Speer und zeigte die vielen verschiedenen Wege an, die der Mensch einschlagen konnte. Am unteren Ende, in die Windung der Schlange hineingeknotet, hingen schwarz zwei Zöpfe.
    Breaca stand einfach nur da, starrte
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