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Das Schwert der Keltin

Das Schwert der Keltin

Titel: Das Schwert der Keltin
Autoren: Manda Scott
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noch geliebt haben, jetzt nicht mehr. Mit unzweifelhafter Anstrengung wandte er seinen Blick wieder den Lebenden zu, Breaca. »Sie wollen mich auf Mona sehen«, sagte er. »Damit kannst aber weder du noch ich leben. Du solltest also besser deine Schlinge benutzen.« Erstmals sprach er nun in Eceni. Sein Lächeln war noch genauso, wie Breaca es in Erinnerung gehabt hatte. Ihr Herz aber war zu sehr gebrochen, als dass es jetzt noch Mitleid empfinden konnte. Stattdessen hasste sie ihn.
    Breacas Finger schlossen sich um einen weiteren Stein. Luain mac Calma griff diesmal nicht mehr nach ihrer Hand, sondern sagte lediglich: »Breaca, nicht. Die Götter brauchen ihn lebend.«
    Breaca schüttelte den Kopf. »Nicht auf Mona. Nicht, solange ich lebe.«
    »Aber er darf nicht sterben. Das musst du mir glauben. Er muss den heutigen Tag überleben.«
    »Und wo dann? Nach Rom kann er nicht zurück; er hat den Legionen den Rücken gekehrt.«
    »Ich weiß. Aber wenn du ihn nicht auf Mona haben willst, musst du auch entscheiden, wo er stattdessen leben soll.«
    Schwester und Bruder fanden die Antwort schließlich gemeinsam, oder die Geister zeigten ihnen den Weg auf. Hell erstrahlte die Sonne über die westlich gelegene Seite des Schiffes. Macha trat in das Licht hinein und verlor sich in dem kalten, bernsteinfarbenen Glanz. Luain mac Calma ging zu ihr, ein großer Reiher aus einem anderen Land. Eine Tagesreise mit dem Boot von hier entfernt, erhoben sich die Berge von Hibernia, um den Abend zu empfangen.
    Breaca starrte sie an und erkannte, als sie sich zu ihrem Bruder umwandte, dass er das Gleiche gesehen hatte. Sein Blick suchte den ihren, schwarz und von bodenloser Tiefe; falls in seinen Augen eine Botschaft an Breaca gelegen haben sollte, so konnte sie diese jedenfalls nicht lesen. Seine Lippen jedoch formten das Wort, noch ehe Breaca es aussprechen konnte, so dass es am Ende klang, als ertönten zwei Stimmen gleichzeitig.
    »Hibernia«, entschied Breaca. »Segoventos soll ihn nach Hibernia bringen. Wenn er jemals Frieden finden soll, dann nur dort.«

Historischer Hintergrund
    Nach den beiden fehlgeschlagenen Eroberungsversuchen von Gaius Julius Caesar im Jahre 55 und 54 vor Christi Geburt rief das britannische Inselreich in den Herzen der Römer sowohl ein Gefühl der Ehrfurcht als auch der Habgier hervor. Die einheimischen Stämme waren einfallsreich und produktiv, ihr Land war fruchtbar und die Landwirtschaft klug angelegt, ihr Silber und Blei, ihr Getreide, ihre Felle, Pferde und Hunde - und das Potenzial der Eingeborenen selbst als Sklaven - waren geradezu legendär und die Quellen schienen nie zu versiegen.
    Aus Sicht der Stämme dagegen nahm Rom entweder die Stellung eines mächtigen Verbündeten und Handelspartners ein oder die des unversöhnlichen Feindes; die Unterscheidung zwischen dem einen und dem anderen beruhte zumeist auf wirtschaftlichen Interessen und dem jeweiligen kulturellen Selbstverständnis. Folglich galten Rom und sämtliche seiner Anhänger in jenen Stämmen, die den Göttern und den Träumern (den Druiden) folgten, als ein einziger Gräuel, den es zu meiden galt, so gut es nur ging.
    Im Jahre A.D. 43 unternahm der jüngst in sein Amt eingeführte Kaiser Claudius - um seine Position vor dem römischen Senat und dem Volke Roms zu festigen - seinen eigenen Angriff auf Britannien. Im Herbst jenes Jahres landeten vier der elf römischen Legionen mitsamt den dazugehörigen Hilfskavallerietruppen am südlichen Küstenstrich Britanniens. Anschließend erkämpften sie sich ihren Weg nach Norden und bis nach Camulodunum, der Festung des inzwischen verstorbenen Stammesführers Cunobelin.
    Die meisten Schlachten in der Alten Welt dauerten nur einen einzigen Nachmittag. Diese Schlacht zwischen den gegen Rom eingestellten Stämmen und den einfallenden Legionen erstreckte sich jedoch über zwei Tage und fügte beiden Seiten große Verluste zu. Während des Kampfes sah es einige Male ganz danach aus, als könnten die Stämme letztendlich die Oberhand gewinnen und als wäre Claudius’ Invasionstruppen damit eine ähnliche Niederlage beschieden wie vor ihm bereits Caesars. Doch dann wendete sich das Blatt: Die Soldaten der batavischen Hilfstruppen durchschwammen die Themse in voller Rüstung, vollführten ein Flankenmanöver und griffen die Reihen der Stammeskrieger im Rücken an.
    Als immer offensichtlicher wurde, dass die Legionen den Sieg davontragen würden, trat die große Masse der überlebenden Verteidiger den
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