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Wind - Das Bündnis der Elemente (German Edition)

Wind - Das Bündnis der Elemente (German Edition)

Titel: Wind - Das Bündnis der Elemente (German Edition)
Autoren: Daniela Martin
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Prolog
    Am Rande der Großstadt wohnten die Reichen. Diejenigen, die sich eine Villa von beachtlichen Ausmaß leisten konnten. Jene, die Ruhe und Einsamkeit dem hektischen Großstadtleben bevorzugten. Oder jene, die zumindest so taten während sie nichts weiter als der Bewunderung anheim gefallen waren.
    Hier gab es auch eine Villa, die in weißer Farbe getüncht war. Doch heute zogen sich große Regenschleier über die weiße Farbe. Der kleine, kurz geschorene Rasen war schlammig und matschig. Nur über den Plattenweg gelangte man mit sauberen Schuhen zur imposanten Eingangstür. Doch die gelben Pflastersteine waren glatt vom Regen.
    In den Räumen der Villa herrschte Dunkelheit. Das Fenster im ersten Stock stand offen. Der Regen prasselte herein, vorbei an der flatternden Gardine und benetzte den Boden. Finsternis füllte den Flur aus.
    Der kleine Junge stand am Kopf der Treppe und starrte den Vorhang an. Der Wind spielte mit dem Stoff, brachte ihn zum Tanzen. Blitze zuckten über den Himmel und spiegelten sich in den dunklen Augen des Jungen wider. Er klammerte sich an den bunten Stoffelefanten in seinen Armen. Seine Lippen waren aufeinander gepresst. Das Donnergrollen schreckte ihn nicht. Er starrte weiter zum Fenster.
    Unten im Flur klappte eine Tür zu. An der Treppe erschien eine Frau. Sie blickte zu dem Jungen hoch. Dann streckte sie ihren Arm aus. „Komm runter.“, flüsterte sie.
    Der Junge drehte sich langsam um. Dann warf er noch einen Blick zum Fenster. Der Vorhang schwang leicht hin und her, als würde er ihn verabschieden wollen. Schließlich nahm er die erste Stufe und lief zu seiner Mutter hinunter.
    „Wo ist Papa?“, fragte er, als er bei der Frau ankam.
    Sie schwieg einen Augenblick und nahm ihren Mantel vom Haken. Der Autoschlüssel lag bereits in ihrer Hand. „Er ist nicht da.“ gab sie zurück. Dann fiel ihr Blick auf den Elefanten. Grob nahm sie ihm das Plüschtier weg. „Lass das hier, Kai.“ sagte sie zu ihm. „Das brauchst du nicht mehr.“
    „Aber...“, hob der Junge an. Doch seine Mutter hatte ihm den Elefanten bereits weg genommen und auf die Hutablage gelegt. „Nein, ich will ihn mitnehmen.“, protestierte er.
    „Sei ruhig, Kai!“, fuhr seine Mutter ihn an. „Da, wo du hingehst, brauchst du ihn nicht mehr.“
    Der Junge wehrte sich gegen den Griff seiner Mutter. Er zog und zerrte an ihrer Hand. Doch die Frau war stärker als ihr Sohn. Sie brachte ihn zur Tür. Er drehte sich noch einmal um. Der Elefant lag noch immer auf der Ablage. Seine großen Glasaugen leuchteten im Lichte eines Blitzes auf. Der Junge begann zu weinen, doch das Donnergrollen übertönte all seinen Protest. Mit einem lauten Krachen schlug die Eingangstür zu. Der Stoffelefant glitt vom Regal und blieb am Boden liegen. Der Junge wurde in dieser Nacht von zuhause weggebracht.
    Frau Haje öffnete die Tür zu der kleinen Küche. An ihrer Hand befand sich ein kleiner, etwa drei Jahre alter Junge. Völlig verängstigt und nass bis auf die Knochen blickte dieser um sich.
    Die anderen beiden Erzieher sahen erstaunt auf. Die bunte Kinderschar um sie herum bemerkten ihr neues Mitglied nicht. Noch nicht. Im Moment gewann der Plätzchenteig noch ihre Neugier. Doch es war nur eine Frage der Zeit bis sie das Interesse daran verloren und den neuen Jungen betrachteten.
    „Wo kommt der denn her?“, rief Ben, der vorwitzigste von ihnen allen. Er hatte ihn zuerst gesehen. Von seinem Ruf geweckt, fuhren die anderen hoch und blickten zur Tür, wo der Neue stand. Sofort bildete sich eine Traube um ihn und die Kinder musterten ihn begierig.
    „Wie siehst du denn aus?“, fragte Mary, die noch Teig an ihren kleinen Fingern hatte. Sie betatschte die seltsam aussehende Kleidung des Jungen. Er trug einen dunklen Umhang über seinen schwarzen Sachen. Die anderen Mädchen fingen an zu kichern. Sie hatten so etwas nur auf dem Jahrmarkt gesehen, auf den sie Frau Haje einmal im Jahr mitnahm. Wenn der Zauberer kam und sie alle erheiterte. „So was trägt doch keiner.“, sagte Mary verächtlich. Ihre Teigfinger hinterließen feine Spuren auf dem dunklen Stoff.
    Der kleine Junge schwieg noch immer während er über den Umhang wischte. Er sah sie verwirrt und ängstlich an und sie blickten neugierig zurück. Dann sah er auf zu den Erwachsenen, die sich leise tuschelnd unterhielten.
    „Er stand vor der Tür, mitten im Regen.“, sagte Frau Haje, die den neuen Jungen hereingebracht hatte. „Wer auch immer ihn vorbei gebracht hat,
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