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Pandoras Kuss

Pandoras Kuss

Titel: Pandoras Kuss
Autoren: Emilia Polo
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    „Wenn man schon ohne Flügel geboren wurde,
    darf man sie nicht auch noch am Wachsen hindern."
     
    Coco Chanel
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    I. Teil
     
     
     
    Sagen wir mein Name sei Marie Colbert.
    Nehmen wir weiter an, ich stammte aus einer langen Ahnenreihe an Polizisten. Keine große Überraschung dann, dass ich auch Polizistin geworden bin.
    Und gehen wir davon aus, dass ich vor zwei Jahren in eine mittlere Großstadt irgendwo in Frankreich versetzt wurde, wo ich jetzt immer noch bin.
    Wer e ine steile Karriere machen will ist in meinem Revier eindeutig falsch, dazu liegt es zu weit ab vom Stadtzentrum, den Touristen und der Sorte von Fällen, die es auf die Titelseiten der Zeitungen oder bis in die TV-Nachrichten bringen.
    Mein Revier ist das 18. Es umfasst etwa zwanzig Blocks, grenzt im Norden an die Vorstädte , während seine gezackte Grenze im Süden noch gerade so den Hügel berührt, um den herum sich eines der besten Wohnviertel der Stadt angesiedelt hat. Außerdem ist die Besatzung des 18. für den Busbahnhof und einen Teil der Schnellstraße verantwortlich, die die Stadt mit der Route Nationale verbindet.
    Abgesehen von den beiden Sekretärinnen und Nadine, der Kollegin, die die Asservatenkammer betreut, bin ich hier die einzige Frau im Kriminaldienst und auch noch Sergeant, was bedeutet, dass ich mir von keinem der Kollegen einfach so irgendwas sagen lassen muss.
    Sie hatten am Anfang so ihre Schwierigkeiten damit, aber mit der Zeit wurde es besser.
    Ich arbeitete schneller, härter und länger, als die meisten von ihnen und irgendwann begriffen sie, dass sie sich auf mich verlassen konnten.
    Ich bearbeite alle möglichen Fälle vom Fahrraddiebstahl, bis hin zu Mord und Totschlag. Das ist es, was mir hier so gut gefällt: Ich bin mein eigener Herr.
     
    2.
    An diesem Tag bekamen wir einen Notruf von einem kleinen Supermarkt in der Rue du Plessy, einer Einkaufsstraße mit einer ganzen Reihe von Läden, Restaurants und Cafes.
    Früher waren die meisten davon in französischer Hand, mittlerweile haben sich dort aber schon in zweiter Generation Algerier eingekauft. Außer den Algeriern und den paar alteingesessenen Urfranzosen tummeln sich auf der Rue du Plessy alle möglichen Straßenhändler. Die meisten sind Schwarzafrikaner. Sie geben der Straße ein fröhlich es Gesicht. Vor allem im Sommer haben manche Teile der Rue du Plessy etwas von einem bunten afrikanischen Basar.
    Ich mag das sehr.
    Der Laden, aus dem der Notruf kam, verkaufte billige Schuhe. Irgendwer hatte die Schaufensterscheibe eingeworfen, die Regale umgestoßen und überall im Laden blaue und rote Farbe verspritzt.
    Die Inhaberin schob es auf die Punks, die ständig ein Stück die Straße herunter in einem kleinen Park abhingen. Und sie erstattete die Anzeige nur wegen der Versicherung, von der sie hoffte , dass die für den Schaden aufkam.
    W ir hatten in letzter Zeit einige ganz ähnliche Vorfälle registriert.
    Ich glaubte nicht, dass es die Punker waren. Die konnten zwar nerven, aber wirklich kriminell waren sie nicht.
    Ich fasste die Inhaberin etwas härter an.
    Sie mauerte.
    Ich drohte ihr.
    Sie wurde sichtlich nervös, zog mich weiter in ihr schuhkartongroßes Büro hinein und rückte flüsternd mit der Wahrheit heraus: Ein Typ namens Kavakian und drei Halsabschneider, die ständig bei ihm waren, hatten den Laden ruiniert. Der Grund: Schutzgeld. Der Schuhladen war nicht der einzige, der zahlte. Auch alle anderen Geschäfte in diesem Teil der Rue du Plessy drückten Schutzgelder an ihn ab. 
    Schutzgelderpressung war wie eine Seuche. Man bekam sie für eine Weile unter Kontrolle, aber gerade dann, wenn man sie schon fast wieder vergessen hatte,  poppte sie hier oder da unverhofft wieder auf. 
    Das Problem waren nicht einmal die großen gut organisierten Gangs, denn die setzten auf langfristigen Gewinn und achteten deshalb darauf, die Schutzgeldprämien in einem erträglichen Maß zu halten. Nur sehr selten fanden sich aussagewillige Zeugen gegen diese Gangs. Gefährlicher als diese waren die ehrgeizigen Möchtegerne, die ohne Sinn und Verstand brutal gegen die Ladeninhaber vorgingen und eher auf den schnellen Euro, statt langfristige Erpressungen setzten.  Kavakian gehörte sicher nicht zu einer der großen Gangs. Aber er war auch bestimmt nicht von heute auf morgen zum Schutzgeldkassierer geworden. Sicher hatte er eine Latte von Vorstrafen länger als mein
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