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Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)

Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)

Titel: Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)
Autoren: Götz Justus
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war sich dieser Wirkung bewußt, er verharrte einen Augenblick länger im Fokus des gleißenden Lichts. Obwohl er bisher eher Belangloses vorgetragen hatte, legte sich erwartungsvolle Stille über die Dunkelheit des Raumes.
    Bassett hieb auf die Tastatur des Laptop, bis das Fließschema eines technischen Verfahrens an der Wand erschien. Er focht mit dem Zeigestock durch die Tabakschwaden, als könne er damit eine Bresche schlagen. „Jetzt kommt Sander ins Spiel! Dieser propagiert seit den 90er Jahren ein Konzept, das auf deutscher Technologie beruht. Hierbei wird dem Lignit ein wesentlicher Teil seiner natürlichen Feuchte entzogen. Die Deutschen entwickelten dieses Verfahren zur Steigerung des Kraftwerkswirkungsgrades. Auf das Kondensat legen sie in Deutschland keinen Wert, sie führen es aufbereitet dem Grundwasser zu. In der Thar käme dem gewonnenen Wasser, gut 350 Liter pro Tonne Lignit, jedoch zentrale Bedeutung zu: Es deckt im Falle geschlossener Kühlkreisläufe den Wasserbedarf der Kraftwerke! Das bedeutet, in der Thar könnten im Nahbereich des Abbaugebietes beliebig große Kraftwerkskapazitäten angesiedelt werden. Mit einem Wort: Das wäre der Durchbruch! Dummerweise haben die Deutschen das technische Monopol. Fragen?“
    Tatsächlich diente die Unterbrechung nicht irgendwelcher unerwünschter Fragestellung, sondern vielmehr der Pflege der Nikotinsucht. Nach dem ersten Zug stieß Bassett einen wabernden Kringel in den Lichtkegel. Das Schattenspiel schien die Projektion des Trocknungsverfahrens mit Leben zu erfüllen. „Das Wasserproblem wäre demnach lösbar. Bleiben die beiden zuerst genannten Hindernisse, das Investitionsrisiko und der gegnerische Lobbyismus. Immerhin führte dieser dazu, daß sich Sander bisher die Zähne ausbiß. Nun aber hat sich Islamabad dazu durchgerungen, mit einer Anschubfinanzierung die ersten tausend Megawatt zu realisieren. Mit dieser Kraftwerkskapazität können nach westlichem Standard zwei Millionen Menschen mit Strom versorgt werden; in Pakistan können Sie in dieser Phase getrost den Faktor 4 in Ansatz bringen. Hinter dieser Entscheidung steht kein geringerer als der Staatspräsident persönlich. Insofern dürfte sich auch das Lobbyproblem auf absehbare Zeit erübrigen.“
    Bassetts Blick wanderte von links nach rechts und verlor sich dann im Dunkel des Raumhintergrunds. Obwohl er mit den Details das Auditorium eher langweilte, herrschte angespannte Stille. Bassett wußte, daß er seine Zuhörerschaft nun im Griff hatte. Er konnte zur Sache kommen. „Ich gehe davon aus, daß Ihnen die geopolitische Interessenlage in dieser Region bekannt ist. Wir befinden uns hier im Schnittpunkt unterschiedlicher hegemonialer Ambitionen – US-amerikanische, chinesische, indische und natürlich russische, das alles überkleistert vom fundamentalistischen Irrsinn islamistischer Fanatiker. Nicht in Palästina, nicht in Syrien, auch nicht im Irak, sondern hier, exakt in dieser südasiatischen Region, wird der unausweichliche Konflikt ausgetragen werden, der über die Zukunft der Kulturen entscheidet! Tatsächlich geht es um knapper werdende Ressourcen, um Macht, um Geld. Sehr viel Geld! Religiöser Fanatismus ist das Vehikel, Pakistan die Schnittstelle. Nicht umsonst steckt Washington Jahr für Jahr zweistellige Milliardenbeträge in Infrastruktur- und Industrieprojekte vornehmlich dieser Region. Ergo liegen die Thar und Sanders Aktionen im unmittelbaren Fokus US-amerikanischen Interesses! Ist Ihnen das bewußt?“
    Zustimmendes Gemurmel durchdrang die Rauchschwaden, Zeichen für Bassett, zum eigentlichen Anlaß seines Vortrages zu kommen. „Sander agiert seit Mitte der 90er Jahre als Berater des Government of Sindh, zuständig für die wirtschaftliche Nutzung aller lokalen Kohlevorkommen, insbesondere des gewaltigen Thar-Vorkommens. Islamabad hat ihn vor wenigen Tagen in dieser Funktion eingeladen, als Investor's Engineer tätig zu werden. Dies offensichtlich nicht nur in der Thar – nach unseren jüngsten Erkenntnissen gibt es ein aktuelles Projekt in Belutschistan, in das Sander auf Veranlassung Islamabads nun ebenfalls involviert ist. Zahlreiche Kohleminen werden dort von Stammesfürsten kontrolliert. Jede Wertschöpfung in dieser Region gefährdet in Form russischer oder chinesischer Mörser und Raketenwerfer das Leben in Afghanistan kämpfender GIs. Das erweitert die Aufgabenstellung: Thar ist die strategische Aufgabe, Belutschistan das aktuelle Problem. Beide Male haben wir mit
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