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Das rote Band

Das rote Band

Titel: Das rote Band
Autoren: Dana Graham
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erwiderte der Lord, der zuerst gesprochen hatte. „Alleine seine Anwesenheit in der Burg verstößt gegen die Gesetze unseres Königreiches. Was sagt der König dazu? Oder weiß er in Wirklichkeit vielleicht gar nichts davon?“
    „Seine Majestät, König Theodoric, ist mit Ians Fall vertraut.“ Bennett sprach laut und deutlich, während er auf Ian zuging und sich neben ihn stellte. „Mein Name ist Bennett of Lionsbridge, Berater und Diplomat Seiner Majestät. Viele der Anwesenden kennen mich persönlich, sodass die Wahrheit meiner Worte nicht anzuzweifeln ist. König Theodoric duldet die Entscheidung des Earls of Greystone und wird nach Abschluss seines Feldzuges ein Urteil in dieser Sache fällen.“ Bennett ergriff Ians rechten Arm, zog ihn nach oben und gab so die Sicht auf das rote Band frei. „Bis dahin gilt Ian als Ehrloser, steht aber unter dem Schutz des Earls und darf sich in der Burg und in den Ländereien Greystones frei und unbescholten bewegen.“
    „Aber was ist“, fragte der Mann weiter und machte eine Handbewegung, die alle Gäste einschloss, „wenn wir keinen Ehrlosen in unserer Mitte dulden?“
    „Ich gestehe jedem eine eigene Meinung zu“, antwortete Jake ruhig. „Aber, wer meinen Besitz betritt, erklärt sich mit Ians Anwesenheit einverstanden. Etwas anderes werde ich nicht hinnehmen.“
    „Dann werdet Ihr sehr bald ziemlich alleine in Eurer Burg sein, Earl!“ Der Mann schnaubte und stürmte mit großen Schritten auf den Ausgang des Festsaales zu. Vier weitere Familien folgten ihm und machten dabei aus ihrer Verachtung über das ungeheuerliche Verhalten des Earls keinen Hehl. Die verbliebenen Gäste starrten Jake und Ian an, unentschlossen, wie sie reagieren sollten. Trotz der vielen Menschen breitete sich eine unnatürliche Stille im Saal aus. Joanna hielt die Luft an. Eine falsche Bemerkung, und es würde zu Handgreiflichkeiten kommen.
    „Jetzt wird es aber wirklich Zeit, Ian zu seiner Ernennung als Fechtmeister zu gratulieren!“, durchbrach eine fröhliche Stimme das gefährliche Schweigen. Laurentin, ein kräftiger Student mit aschblonden Haaren, lief nach vorne und umarmte Ian. Auch Francis und Colin, zwei junge Männer, denen Ian ebenso wie Laurentin Nachhilfeunterricht im Schwertkampf erteilt hatte, lösten sich aus der Menge, gefolgt von ihren Vätern. Erstauntes Gemurmel erfüllte den Raum, und Joannas Anspannung ließ nach. Eben traten Alexander of Barlington und Philipp of Melsing auf Ian zu, zwei Studenten, mit denen er ebenfalls gut befreundet war.
    „So, so, jetzt auch noch ehrlos.“ Philipp grinste und schüttelte Ians Hand. „Hat dir die Enterbung nicht gereicht?“
    Ian lächelte schwach zurück. Die Kameradschaft und ehrliche Begeisterung seiner Freunde zu spüren, war schön. Trotzdem konnte er Philipp nichts erwidern, zu sehr war er noch in der vorangegangenen Diskussion um seine Person gefangen. Die Anschuldigungen der Gäste tatenlos hinzunehmen und seine Verteidigung Jake, Ronen und Bennett zu überlassen, hatte ihm viel Selbstbeherrschung abverlangt.
    „Im nächsten Ausbildungsjahr kommt mein Cousin Crispin nach Greystone“, sagte Alexander. „Mach deine Sache als Lehrer bloß ordentlich, sonst erfahre ich es sofort!“
    „Ich beneide die neuen Studenten darum, dass du ihr Fechtmeister wirst“, gestand Francis.
    Colin lachte. „Hoffentlich wird Ian nicht übermütig und verfällt in traditionelle Methoden, jetzt wo er dieses offizielle Amt hat.“
    „Um das zu überprüfen, sollten wir alle zur Feier bei der Zwischenprüfung kommen“, schlug Laurentin vor.
    Endlich fand Ian seine Sprache wieder: „Ich würde mich über euren Besuch im Dezember freuen.“
    Die fünf jungen Männer klopften ihm auf die Schulter. „Abgemacht! Wir sehen uns nachher noch.“ Sie entfernten sich, und nun bekundeten ihre Väter Ian ihre Wertschätzung.
    Joanna, die alles beobachtete, freute sich. Denn, dass auch Laurentins Vater, der Earl of Crosslands – immerhin ein Cousin des Königs –, darunter war, schien bei vielen Anwesenden ihre Bedenken gegenüber dem neuen Fechtmeister zu zerstreuen. Als jedoch Elaine, eine hübsche blonde Absolventin, Ian beglückwünschte, versetzte es ihr einen schmerzlichen Stich. Wochenlang hatte Ian sich mit Elaine und ihren Freundinnen abgegeben, um sie zu demütigen.
    „Nun weiß ich endlich, was es mit deiner Zurückhaltung auf sich hatte.“ Elaine strahlte Ian an. „Und ich dachte schon, es läge an
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