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Das rote Band

Das rote Band

Titel: Das rote Band
Autoren: Dana Graham
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mir.“
    „Keinesfalls.“
    Die junge Frau schnalzte mit der Zunge. „Unverbindlich wie eh und je.“ Sie lachte. „Wie verhält es sich mit deinem Bruder, Ian? Hütet er auch ein dunkles Geheimnis?“
    Jetzt musste Ian ebenfalls lachen. „Nein, Ronens Leumund ist tadellos. Und falls das hinter deiner Frage steckt: Er ist auch ungebunden.“
    „Dann sollte ich ihn zum Tanzen auffordern, bevor andere Damen auf die Idee kommen.“ Elaine schenkte Ian einen koketten Augenaufschlag. „Schließlich sieht er genauso gut aus wie du.“ Sie drehte sich um und hielt nach Ronen Ausschau.
    Erst jetzt bemerkte Joanna, dass die Musiker zu spielen begonnen hatten. Einige Paare tanzten bereits, die meisten Gäste standen jedoch in Grüppchen beisammen und plauderten.
    „Siehst du, es ist alles gutgegangen.“ Jake, der in der Zwischenzeit mit einigen Gästen gesprochen hatte, war an sie herangetreten.
    „Aber kurzzeitig sah es gar nicht danach aus“, erwiderte Joanna. „Was ist mit den Familien, die gegangen sind?“
    „Ich werde ihnen einen versöhnlichen Brief schreiben. Ansonsten bleibt zu hoffen, dass der König uns bald aus dieser heiklen Lage erlöst.“ Jake sah zu Ian hinüber. „Ich nehme ihn jetzt mit und stelle ihn ein paar einflussreichen Lords vor.“ Er bemerkte ihre Enttäuschung. „Danach kannst du mit ihm tanzen. Aber höchstens zwei Tänze.“
    Joanna verzog das Gesicht. Sie konnte es kaum mehr abwarten, zu Ian zu gehen.
    „Er ist ein Ehrloser, und du bist die Burgherrin, die unverheiratete Burgherrin!“, erinnerte Jake sie. „Tanze vorher mit anderen Männern, dann fällt es umso weniger auf, wenn du nachher mit Ian auf der Tanzfläche erscheinst.“
    Joanna nickte und sah sich im Festsaal um: Galad, Bennett und Ronen waren bereits vergeben. Ihr Blick fiel auf Laurentin, und ihre Stimmung hellte sich auf. Bereits vor ein paar Monaten, bei dem Gauklerfest im Dorf, hatte sich der junge Mann als Rettung erwiesen, aber heute hatte er sich selbst übertroffen! Sie lächelte ihn an, und er verstand die Aufforderung und kam auf sie zu.
    „Ihr wünscht, mit mir zu tanzen, Mylady?“, fragte er schüchtern und verbeugte sich tief vor ihr.
    „Es wäre mir erneut eine Ehre“, antwortete Joanna und neigte den Kopf. „Eure Sympathie für den neuen Fechtmeister vor allen Anwesenden zu bekunden, war sehr mutig von Euch.“
    Laurentin lief rot an. „Das war doch selbstverständlich“, murmelte er, bot ihr den Arm und führte sie zur Tanzfläche. Nachdem sie eine Weile getanzt hatten, erklärte er: „Ich weiß, ich dürfte es nicht sagen, aber es freut mich, dass Ihr in Greystone bleibt.“ Beherzt setzte er hinzu: „Und ich glaube, es gibt noch jemanden im Saal, der darüber sehr glücklich ist.“
    Joanna zog die Augenbrauen hoch. „Es ist mir schleierhaft, von wem Ihr sprecht.“
    Doch Laurentin ließ sich von ihren Worten nicht beirren. „Er … er war sicher die letzten Wochen nur so unhöflich zu Euch wegen seiner Ehrlosigkeit“, brachte er mutig hervor. „Vielleicht könntet Ihr ihm verzeihen?“
    Ein Lächeln huschte über Joannas Gesicht, und sie senkte ihre Stimme zu einem Flüstern: „Das ist längst geschehen.“
    „Sehr gut“, erwiderte Laurentin erleichtert. „Wenn Ian geadelt wird, dann …?“ Er sah sie fragend an.
    „Dann kann er die Frau heiraten, die er liebt.“ Sie zwinkerte ihm zu. „Und welche Pläne habt Ihr, wenn Ihr morgen nach Crosslands zurückkehrt?“
    Laurentin erkannte, dass sie nicht gewillt war, weitere Indiskretionen preiszugeben und ging auf ihren Plauderton ein. Doch als der Tanz endete, trat ein schelmischer Blick in die Augen des jungen Mannes. Joanna bemerkte es, und ihr Gesichtsausdruck wurde streng. „Laurentin, was liegt Euch noch auf dem Herzen?“
    „Ich habe nur überlegt, ob ich Euch heute auch wieder ein schönes, stark gebrautes Bier bringen darf wie auf dem Gauklerfest im Dorf, Mylady.“
    Joanna schüttelte den Kopf. Damals hatte Ian sie den ganzen Abend ignoriert und sich nur mit den Studentinnen beschäftigt, die ebenfalls mitgekommen waren. Ohne Laurentin hätte sie stundenlang einsam in einer Ecke gesessen. „Besser nicht!“, antwortete sie lächelnd. „Wenngleich ich ein kräftiges Getränk jetzt noch dringender nötig hätte als auf dem Dorffest.“
     
    „Sieh nur, Claudine, Lady Joanna hat mit diesem Ehrlosen getanzt!“ Lady Violett, eine alte Dame mit grauen Haaren warf einen entrüsteten Blick auf Joanna und Ian, die gerade die
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