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Das Rennen zum Mars

Das Rennen zum Mars

Titel: Das Rennen zum Mars
Autoren: Gregory Benford
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aufgestiegen.«
    »Ja, den Eindruck hatte ich auch.«
    Sie hatten ein paar kleine Hügel umfahren. Um Zeit zu sparen, fuhr Viktor auf dem kürzesten Weg zur Basis zurück. Die Route führte einen langen sandigen Abhang hinab. Die Wolke hatte über den Hügeln im Osten gehangen; einem Gebiet, das sie wegen der komplexen Topographie noch nicht lückenlos vermessen hatten.
    »Schweres Gelände.«
    Einen letzten Versuch? »Sehen wir trotzdem nach.« Lieber spät als nie auf eine vulkanische Erscheinung stoßen.
    Nach einer Stunde wollte sie aufgeben. Viktor war ein routinierter Fahrer und manövrierte sie geschickt durch ausgetrocknete Rinnen, in denen vielleicht Wasser oder Schlamm geflossen war, noch bevor die ersten Amphibien an die Strände der Erde gekrochen waren. Sie fuhren im Slalom um sandgefüllte Mulden; sie waren vielleicht einmal mit Eisablagerungen gefüllt gewesen, die allerdings längst verdunstet waren. Marc hatte die Region seismologisch untersucht und unterirdische Eisschichten in einer Tiefe von ein paar Dutzend Metern festgestellt, dazu markante Linien, bei denen es sich vielleicht um Lavaröhren handelte. Doch durch Erosion und Staubverwehungen waren die meisten Spuren längst verwischt.
    »Dort!«, flüsterte er.
    Eine gelbweiße Wolke stieg hinter einem flachen Grat auf. »Es ist ganz in der Nähe!«
    Er beschleunigte den Rover, und je schneller er wurde, desto schneller ging auch ihr Puls. So etwas hatten sie noch nicht gesehen in den fünfhundert Tagen, die sie über den Boden des hundertfünfzig Kilometer durchmessenden Gusev-Kraters gekrochen waren.
    Die ganze Zeit über hatte sie die Hoffnung gehegt, das Leben hätte sich unterirdisch etabliert, geschützt vor der Kälte und Trockenheit.
    Mit Marc hatte sie jeden Quadratzentimeter des kleineren Thera-Kraters abgesucht, jedoch ohne Erfolg.
    Über den Kamm und einen steinigen Abhang hinunter auf eine Grube zu, die sich in nichts von Tausenden anderer unterschied, die sie bereits gesehen hatte. Allerdings stieg über dieser Senke eine tränenförmige Wolke auf und stand schließlich hundert Meter hoch in der pinkfarbenen Luft wie eine Ausdünstung – wovon?
    »Vulkanische Erscheinung, was?« Ein Grinsen huschte über Viktors Gesicht.
    »Psst. Sonst hören die Mars-Götter dich noch und zaubern sie weg.«
    Er stellte den Rover am Rand der Senke ab, während sie schon die Ausrüstung von den Wandhalterungen nahm. Weil die Wände der Senke ziemlich steil abfielen, brauchte sie auch noch die Kletterausrüstung. Sie hatte sich angewöhnt, die Ausrüstung im Rover aufzubewahren, damit der Staub nicht zwischen die beweglichen Teile gelangte. Sogar das starke Seil verschliß durch den wie Scheuerpulver wirkenden Sand.
    Viktor teilte Marc über Funk mit, daß sie nach draußen gingen und wo sie sich befanden. Ihren Fund verschwieg er; es hatte keinen Sinn, erst Hoffnungen zu wecken, die sich dann vielleicht als falsch erwiesen.
    Durch die Schleuse nach draußen, wobei sie trotz der Aufregung einen kühlen Kopf bewahrte. Eile mit Weile, zumal die Schleuse sich den Öffnungsversuchen zunächst widersetzte. Die Dichtungen klebten zusammen.
    Draußen verschaffte sie sich zunächst einen Überblick über das Gelände. Steile, sandige Abhänge waren nicht nach ihrem Geschmack. Der Trichter mit dem Fünfzehn-Grad-Gefälle hatte eine Tiefe von etwa zehn Metern und mündete in einem Loch mit einem Durchmesser von ungefähr drei Metern. Julia stufte den Trichter, dessen Felswände vom allgegenwärtigen Flugsand des Mars überzogen waren und der sie an eine überdimensionierte Ameisenlöwen-Grube erinnerte, als vulkanischen Explosionskrater ein. »Sieht aus wie ein alter Krater.«
    »Siehst du diese Felsbrocken am Rand?« Viktor wies auf die entsprechende Stelle.
    »Richtig, die gelben und weißen Flecken? Ungewöhnliche Verfärbungen.«
    »Vielleicht Kondensat.«
    »Hoffe es.«
    Sie fühlte den irrationalen Drang, die Luft einzusaugen, um festzustellen, aus welchem Gas die Wolke bestanden hatte. Das Seil und den Flaschenzug befestigten sie an der Seilwinde beziehungsweise am Kabelgeschirr am Heck des Rovers. Der Abstieg hatte seine Tücken, weil die Gefahr bestand, daß sie auf dem feinen Sand ins Rutschen gerieten. Sie hatten das Seil am Karabinerhaken des Anzugs befestigt. Viktor folgte in ihren Fußstapfen. Mit sicheren Schritten ging sie zum Rand des Lochs, doch dann setzte sie vorsichtig einen Fuß vor den andern, um zu sehen, ob die Abbruchkante ihr Gewicht
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