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Das Rennen zum Mars

Das Rennen zum Mars

Titel: Das Rennen zum Mars
Autoren: Gregory Benford
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neben ihr.
    »Sieht so aus, als ob er in einer Sanddüne feststecken würde.«
    Sie gab Befehle für Vergrößerung ein, wobei die Finger auf der Konsole einen wahren Trommelwirbel schlugen. In der Nähe summten die Labors des Jet Propulsion Lab (Jet Propulsion Laboratory (JPL): Weltraum-Forschungszentrum in Pasadena, Kalifornien).
    Mit zweiunddreißig hatte sie noch ein genauso ungestümes Naturell wie früher. Mehr noch, sie wollte auch gar nicht zur Ruhe kommen. Wenn sie hätte durchblicken lassen, wie sehr die enormen Verzögerungen bei der Steuerung von Rover Boy ihr zusetzten, hätte sie den Ausschluß von der Mars-Mission riskiert. Also huschten ihre Finger nutzlos über die Konsole, anstatt mit dem Rover Boy Gas zu geben und zu versuchen, ihn aus dem fünfundachtzig Millionen Kilometer entfernten Treibsand herauszuwühlen.
    »Ja, die Düne zur Linken. Dort hat er sich schon einmal festgefahren.«
    »Das Navigationssystem muß ihn in diese Richtung gelotst haben.«
    »Vielleicht bringt’s was, nach links einzuschlagen und zurückzusetzen«, sagte Viktor. Er hielt das wohl für einen guten Rat.
    »Einen Arbeitstag nur dafür zu vergeuden, um aus einem Schlagloch rauszukommen«, quengelte sie. Dann schickte sie den Rückwärts -Befehl ab und schlug die Räder des Rovers nach rechts ein.
    Ihre Schicht wäre zuende, noch bevor das Fahrzeug wieder freigekommen war.
    Sie warf einen Blick auf das gerahmte Bild des kleinen Sojourner-Rovers, der bei ihr im Alter von vierzehn Jahren die Weltraumbegeisterung überhaupt erst ausgelöst hatte. Das war im Jahr 1997 gewesen. Sojourner hatte am gleichen Zeitverzögerungs-Problem gekrankt – schneller als mit Lichtgeschwindigkeit ging es eben nicht! –, doch seine unbeholfenen Fahrversuche waren die Ursache für Julias Mars-Fixierung gewesen. Sie nahm das Bild von Sojourner immer zur Arbeit mit. Es sollte ihr Glück bringen. Doch heute war Fortuna zickig.
    Rover Boy war wesentlich größer und moderner, aber … »Im Zeitlupentempo werden wir uns wohl nicht allzu weit von Thera entfernen.«
    Viktor deutete auf eine Schliere am Horizont. »Ist das etwa eine Wolke?«
    »Hmmm.« Sie vergrößerte die letzte Darstellung in dieser Richtung – Nordwest. »War vorhin noch nicht da.«
    »Wolken am Mittag sind ungewöhnlich. Normalerweise lösen sie sich schon am Morgen auf.«
    »Handelt sich vielleicht um einen Übertragungsfehler.« Es würde über eine Stunde dauern, bis dieser Abschnitt wieder ins Blickfeld rückte. Sie sendete den Befehl, die Fernsehkameras zu schwenken.
    Julia seufzte. Sie hatte sich noch immer nicht mit der schlichten Tatsache abgefunden, daß sie, Viktor und der Rest – durchweg gute Leute – nicht zur sechsköpfigen Besatzung gehören würden, die in einem Jahr zum Mars flog. Natürlich hatten sie von vornherein gewußt, daß die Hälfte der in der Ausbildung befindlichen Astronauten eine Ersatzmannschaft bilden würde. Natürlich würden sie an der zweiten Expedition teilnehmen. Falls es eine zweite gab. Und das war unwahrscheinlich; es sei denn, die erste Besatzung machte einen spektakulären Fund. Die NASA hatte das Budget für den ersten Flug jetzt schon gesprengt.
    Also mußte sie die Hände in den Schoß legen und auf das Rücksignal warten: der Rover würde wahrscheinlich melden, daß er noch immer feststeckte. Mit einem Fingerschnippen legte Viktor die Schalter für die Bildschirmkontrolle um. »Schau’n wir mal, was in den Nachrichten kommt.«
    Mit einem Anflug von Niedergeschlagenheit betrachtete sie die TV-Bilder von Cape Canaveral. Da stand sie, nur noch ein paar Minuten bis zum Start: der Big Boy Booster , wie die medienwirksame Bezeichnung lautete. Sie sagte sich streiflichtartig, daß alles bei dieser Mission – Rover Boy, Big Boy und andere Boys – irgendwie jungenhaft klang. Woran das wohl lag?
    Das Mars-Landemodul wirkte winzig im Vergleich zur zigarrenförmigen Trägerrakete, auf deren Spitze es saß. Gleich würde sie in den Orbit geschossen werden, um die ersten Testflüge im All zu absolvieren. Sie dachte an ihre Freunde, die darauf warteten, auf dieser Rakete in den schwarzen Himmel zu reiten und den silbrigen Zylinder auszusetzen. Sie würden ihn mit der letzten Booster-Stufe als Gegengewicht in Rotation versetzen und für einen Monat physiologische Tests in einer Schwerkraft von 0,38 Ge durchführen – und wieder schlug eine Woge des Neids über ihr zusammen.
    Nun liefen die letzten zwanzig Sekunden. Sie streckte den Arm aus
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