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Das Rennen zum Mars

Das Rennen zum Mars

Titel: Das Rennen zum Mars
Autoren: Gregory Benford
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gebracht, ein antibakterielles Präparat gegen Durchfallerkrankungen. Das Mittel war zum unverzichtbaren Reisebegleiter für Touristen und Geschäftsreisende in aller Welt geworden. Nach dem Börsengang von Genesmart avancierte er über Nacht zum Multimilliardär. Doch war er auch die Art von Mensch, der wettete, wessen Koffer zuerst auf dem Gepäckausgabe-Karussell auftauchte. Sein Interesse für den Mars reichte bis in die Kindheit zurück. Obwohl er nicht einmal die erste Stufe der Astronautenausbildung geschafft hatte, interessierte er sich nach wie vor für die Raumfahrt und verfügte noch aus den ›guten, alten Zeiten‹ über Kontakte zur NASA.
    Er wußte, daß das unbemannte Rückkehr-Schiff der NASA, das ERV, vor über einem Jahr zum Mars geflogen war. Es war im Gusev-Krater gelandet und hatte mit Kondensaten der Mars-Atmosphäre aufgetankt. Nun stand das Schiff bereit, eine Besatzung zur Erde zurückzubringen. Und er wollte nicht, daß die Mars-Mission zu Grabe getragen wurde.
    »Zumal«, so hatte er den Astronauten gesagt, »das eine profitable Sache ist.«
    Binnen weniger Tage hatte der zupackende Axelrod ein Konsortium aus großen Unternehmen auf die Beine gestellt, um den Mars-Preis in Höhe von dreißig Milliarden Dollar abzustauben.
    »Wir hatten doch sechzig Milliarden Dollar für den Flug veranschlagt«, warf ein Astronaut ein.
    »Das ist die Bürokraten- und Planwirtschaftsrechnung.« Axelrod grinste, wobei die weißen Zähne mit dem braunen Teint kontrastierten. Er schien Mitte Vierzig zu sein und war ein ausgesprochenes Energiebündel. »In der freien Marktwirtschaft gibt’s den Flug für den halben Preis.«
    Er griff auf eine riskante, aber kostengünstige Methode für den Flug zum roten Planeten zurück, die schon Anfang der 90er entwickelt worden war. Anstatt sich des teuren, im Orbit stehenden NASA-Mutterschiffs zu bedienen, würde die Konsortiums-Besatzung mit einem kleineren Schiff einen Direktflug zur Erde unternehmen; und zwar mit dem NASA-Rückkehr-Schiff, das bereits auf dem Mars wartete.
    »Das ERV ist aber Regierungseigentum«, gab ein Astronaut zu bedenken.
    »Das Schiff ist aufgegeben worden. Meine Anwälte werden dahingehend argumentieren, daß hier im übertragenen Sinne das Seerecht gilt. Ohne Besatzung gehört es demjenigen, der es in Besitz nimmt.«
    »Das ist nicht fair!«
    »Was ist schon fair im Leben.«
    Eine auf vier Mann verringerte Besatzung ermöglichte es dem Konsortium zudem, ein kleineres bemanntes Habitat-Fahrzeug zu starten. Die vierköpfige Besatzung würde in der Nähe des ERV landen.
    »Das ist zum einen gefährlich, und zum anderen sieht die Einsatzplanung das nicht vor.«
    »Der Mars ist an sich gefährlich und entzieht sich jeder Planung.
    Ich muß die Kosten minimieren.«
    »Mit nur vier Leuten haben wir keine Auffangposition.«
    »Ich brauche keine Auffangposition. Ich will schließlich vorwärts marschieren.«
    »Wenn jemand krank wird …«
    »Es wird ein qualifizierter Arzt an Bord sein. Aber er – oder sie – wird auch andere Arbeiten übernehmen. Alle sind allzeit beschäftigt.«
    »Vier sind trotzdem zu wenig!«
    »He, je weniger Leute wir hochschicken, desto weniger haben wir zu verlieren.«
    Da war etwas dran.
    Aber … die Orbitalmechanik war ebenso eindeutig wie kompromißlos. Der Rundflug würde zweieinhalb Jahre dauern. Wegen der veränderlichen Planetenkonstellationen folgen die Startfenster für Trajektorien mit dem geringsten Brennstoffverbrauch in Abständen von etwa sechsundzwanzig Monaten aufeinander. Hin- und Rückflug dauern jeweils ein halbes Jahr, so daß für den Aufenthalt auf dem Mars zirka anderthalb Jahre zur Verfügung stehen.
    Nachdem er den Vortrag beendet hatte, trat Axelrod zurück, hakte die Daumen in den Gürtel und wartete auf weitere Protestkundgebungen. Doch es herrschte Schweigen. Seine direkte, unprätentiöse Art hatte die Astronauten ernüchtert. Im Rahmen des großkotzigen NASA-Plans hätte der Rundflug nicht einmal ein Jahr gedauert – horrende Spritkosten, aber nur ein kurzer Spaziergang für die Besatzung. Die Vier vom Konsortium indes würden auf dem Mars ausharren, arbeiten und überleben müssen – ein brutaler Härtetest.
    Dafür wäre es billig. Und sie würden alle reich werden … falls sie zurückkamen. Die Vergütung würde sich auf einen siebenstelligen Betrag belaufen. »Im Erlebensfall«, sagte Axelrod. »Oder für die Hinterbliebenen.«
    »Und ihr kriegt das alles für dreißig Milliarden
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