Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Rennen zum Mars

Das Rennen zum Mars

Titel: Das Rennen zum Mars
Autoren: Gregory Benford
Vom Netzwerk:
als Sanitäterin mit, doch Marc verfügte über größere praktische Erfahrung und zudem über ein abgeschlossenes Medizinstudium. Erleichtert nahm sie zur Kenntnis, daß er ihre Behandlungsmethoden guthieß.
    »Muß mir noch über die Konsequenzen klar werden«, sagte er lakonisch.
    »Zum Abendessen sind wir zurück. Doppelte Ration, würde ich sagen.«
    Ein kläglicher Witz. Sie hatten bisher jeden größeren Fund mit einer bescheidenen Erhöhung der Essensrationen gefeiert. Und mit einer Extra-Runde Bier. Sie fungierte als ›Braumeisterin‹ und sorgte dafür, daß das Faß im Bio-Labor immer voll war.
    Unglücksfälle waren auf diese Art und Weise noch nicht passiert.
    Doch auch in dieser Hinsicht würden sie noch auf ihre Kosten kommen.
    »Heute abend bin ich der Koch«, sagte Marc launig, um die angespannte Atmosphäre zu entkrampfen. »Paß gut auf, Jules. Nicht, daß noch etwas passiert.«
    Nun kam der kritische Moment.
    Sie drehte den Starterknopf, und in der minimalen Zeitspanne, bevor das Methan-Sauerstoff-Gemisch im Motor des Rovers gezündet wurde, schossen ihr alle möglichen Schreckensszenarien durch den Kopf. Falls eine Panne auftrat, wäre sie imstande, sie zu beheben?
    Raoul und Marc würden ihnen natürlich mit einem Rover – allerdings ohne Druckkabine – zu Hilfe kommen, doch das würde Zeit kosten … und wäre obendrein peinlich. Sie war zwar keine große Mechanikerin, doch wer erweckt schon gern den Eindruck der Hilflosigkeit?
    Dann wurde das Gemisch gezündet, und mahlend fuhr der Rover an. Nachdem sie sich wieder beruhigt hatte, musterte sie den mit Hindernissen gespickten Parcours mit der intensiven Konzentration, der sie die Teilnahme an der Mission überhaupt erst verdankte.
    Einen Aufenthalt von fünfhundertsiebzig Tagen auf dem Mars überstanden nur Leute, die Spurensuche als Herausforderung begriffen und nicht als langweiligen Trott. Eines der Auswahlkriterien für Astronauten war nämlich ein besessen-zwanghaftes Persönlichkeitsprofil.
    Sie hielt sich streng an die vom Navigationssystem vorgegebene Route. In ein enges Tal, durch ausgetrocknetes Schwemmland, dann über einen geröllübersäten Paß. und durch Schwemmland, wieder über einen Paß …
    Selbst eine ereignislose Rückfahrt zur Basis war unter diesen Umständen erfreulich. Auf dem Mars mußte man immer damit rechnen, daß ein Rad in ein mit einer dünnen Kruste überzogenes Loch einbrach oder daß der Rover an einem mit Kies bedeckten Hang ins Rutschen geriet. Also fuhr sie exakt in der Spur zurück, die sie bei der Hinfahrt gezogen hatten. Das garantierte eine sichere Rückkehr.
    Sie hatte ohnehin schon so viel von diesem rostfarbenen Terrain gesehen, daß sie für ihr Lebtag bedient war. Für einen Biologen gab es hier nichts zu holen.
    In der Ferne erblickte sie die Formation, die sie und Viktor als
    ›Steinschiff beim Auslaufen‹ bezeichnet hatten. Die von Höhenwinden über Millionen Jahre abgeschliffenen Gesteinsschichten glichen wirklich einem Segelschiff. Sie hatten sich über Ray Bradburys Sandschiffe unterhalten und glitten nun über ein Meer aus Sand. Die hoppelnde Fahrt im Rover erinnerte sie wirklich an eine Schiffsreise.
    Sie unternahmen eine Expedition durch die Landschaft des Mars, als Kolumbus der Neuzeit. Doch Kolumbus hatte drei Reisen zur Neuen Welt unternommen, ohne auf dem Kontinent zu landen. Er ›entdeckte‹ Amerika, indem er die Karibischen Inseln fand und den Rand eines Kontinents tangierte. Dennoch war er ein berühmter Mann geworden …
    Plötzlich schoß ihr ein Gedanke durch den Kopf: ging es ihnen etwa wie Kolumbus – hatten sie nur einen Zipfel der Mars-Biologie gelüftet? Die Wissenschaftler vertraten übereinstimmend die Auffassung, daß die wassergesättigten Schichten der wahrscheinlichste Ort für Leben auf diesem Planeten wären. Das Ziel lag Hunderte von Metern unter ihr – unerreichbar. Sie seufzte resigniert. Doch es war ein toller Spaß gewesen, zumindest am Anfang.
    Sie trank Tee und erinnerte sich an die Aufregung der ersten Monate. So manches war natürlich medienwirksam aufgebauscht worden. Menschen auf dem Mars! (Und sogar eine Frau war dabei.) Inzwischen kannte jedes Kind die Namen der Teilnehmer der ersten Mars-Expedition, die gewiß in die Geschichte eingehen würden.
    Und nicht nur das, ihr Stern würde vielleicht noch heller erstrahlen als der von Neil Armstrong.
    Sie war die Verfasserin eines wahrhaft historischen Dokuments – des ersten Beitrags, der Nature
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher