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Das Rennen zum Mars

Das Rennen zum Mars

Titel: Das Rennen zum Mars
Autoren: Gregory Benford
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von einer anderen Welt zugesandt worden war. Barth, Bryant, Molina und Neljubovs ›Fossiles Leben auf dem Mars‹ nahm ihre vorläufigen Funde vorweg: ihr Artikel war so bahnbrechend wie der Beitrag von Watson und Crick, in dem sie 1952 die Struktur der DNA beschrieben hatten. Diese Arbeit hatte die Tür zur Zellbiologie aufgestoßen und das ›biologische‹ Jahrhundert eingeläutet.
    Wohin würde ihre Entdeckung wohl führen? Es wurden jetzt schon Gebote für ihre Proben eingereicht. Jedes bedeutende Labor wollte als erstes die Fossilien untersuchen, die Mars-DNA isolieren – falls vorhanden – und vergleichende Studien zwischen dem Leben auf dem Mars und auf der Erde anstellen.
    Das Elektronenmikroskop hatte genug Bilder geliefert, die hinreichend belegten, daß es sich wirklich um Fossilien handelte und nicht etwa nur um wellenförmige Verdichtungsmerkmale im Gestein. Sie hatten eine verblüffende Ähnlichkeit mit Stromatolithen-Fossilien, Schichten aus zusammengebackenen Bakterien. Bei ein paar Bakterien in lebenden irdischen Stromatolithen handelte es sich um Photosynthese betreibende Cyanobakterien, die als solche grün waren; doch im Marsgestein war eine Bestimmung der Farbe nicht möglich.
    Sie widmete sich wieder ihrer Lieblingsspekulation: wo hatte das Leben seinen Ursprung? Der Mars war kleiner und deshalb schneller abgekühlt. Also wäre es möglich, daß Leben sich dort entwickelt hatte, als die Erde noch eine heiße Lavakugel war. Und per Meteoriten-Expreß zur Erde gelangt war.
    Organisierte Lebensformen vom Mars, welche die primitive irdische Ursuppe aus organischen Molekülen würzten, hätten alsbald dominiert. Marsianer erobern die Erde und fressen ihre Ressourcen! Frei nach H.G. Wells. Vielleicht sind wir verkappte Marsianer. Das würde der Wissenschaft schwer im Magen liegen und unsre Weltsicht revolutionieren. Außerdem würde das Vollbeschäftigung für Philosophen und sogar für Theologen bedeuten.
    Die Mars-Meteoriten mit den geheimnisvollen Fossilien hatten den Wissenschaftlern seit Jahren Kopfschmerzen bereitet. Nach der Entdeckung der winzigen Gebilde hatte man sich zuerst gefragt, ob es sich überhaupt um Fossilien handele, weil es nach landläufiger Meinung kein Leben auf dem Mars gab. Nun wissen wir zumindest in dieser Hinsicht Bescheid , sagte sie sich.
    Doch im tiefsten Innern wußte sie, daß sie nach Leben gesucht hatte und nicht nach Fossilien – mehr noch, nach L*E*B*E*N.
    Marc indes war von der Entdeckung fossiler Ablagerungen entzückt, die von Schichten steriler, peroxidgesättigter Sedimente in den uralten Meeresböden isoliert wurden. Das waren Indizien für Perioden eines feuchteren und wärmeren Klimas.
    Doch bisher hatte sie keine Spur von Leben entdeckt. Schon der erste Vulkankrater, den sie erforscht hatten, war tot gewesen. Er war nur mit Peroxidstaub angefüllt, der von der Oberfläche in den Berg geblasen worden war. Sie hatte sich in einem alten Minenschacht gewähnt.
    Es war eine magere Bilanz. Und nun bliesen sie schon zum Aufbruch, ohne die unterirdischen Gefilde erforscht zu haben. Verdammt!
    * * *
    Nach fünf Stunden hatte Viktors Zustand sich gebessert. Er war wieder bei Kräften und guter Dinge. Dann hielt sie den Rover an, um Mittagspause zu machen. Sie nutzten die Zeit, um ein wenig zu fummeln. Es dauerte zwar nicht lang, aber sie kamen auf ihre Kosten. Im Vergleich zur Sardinenbüchse von Habitat nahm der Rover sich aus wie ein lauschiges Separee, von dem sie auch ausgiebig Gebrauch machten. Sie war nervös und überspannt; doch Viktor ließ nicht locker, und schließlich erkannte sie, daß Sex für sie beide eine bessere Medizin war als alle Präparate in der Bordapotheke des Habitats.
    Der Autopilot führte die beiden – beziehungsweise Julia, denn Viktor hatte nach dem Sex wieder schlappgemacht, was sie ihm aber nicht übelnahm – nun über vertrautes Terrain. Sie hatte die Landschaft in einem Radius von ein paar Tagesreisen um das Habitat erkundet. Beim Abstieg in den Gusev-Krater zeigte der Mars sich ihnen in seiner ganzen Vielfalt: Klüfte, Schrunde, Labyrinthe, Schwemmland, bizarres Gelände, das einst von Schlammlawinen unterspült worden war, ausgetrocknete Flüsse und Seen; sogar ein paar geheimnisvolle große Höhlen, bei denen es sich um Mini-Vulkane handeln mußte, die durch Erosion ausgehöhlt worden waren.
    Methodisch und verbissen hatte sie an der Oberfläche nach fossilen Beweisen für Leben gesucht – und dennoch stand der Aufwand
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