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Das Rennen zum Mars

Das Rennen zum Mars

Titel: Das Rennen zum Mars
Autoren: Gregory Benford
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Sause für die Frischvermählten.«
    Hups, was rede ich wieder für ein dummes Zeug … ich sollte lieber das Thema wechseln.
    »Es ist irgendwie schwierig mit Marc und Raoul. Nichts Grundsätzliches, nur empfindlich und reizbar. Die beiden, meine ich. Ich bin eine Seele von Mensch; wie immer.«
    Sie grinste, legte eine Pause ein und ließ den Blick schweifen, wobei sie sich fragte, wie ihren Eltern die Landschaft wohl gefiel. Viktor folgte mit der Kamera ihrem Blick; er beherrschte das inzwischen wirklich gut.
    »Seht ihr diesen Auswuchs dort drüben? Ich glaube, er wurde von dem Meteor aufgeworfen, der den Thera-Krater geschlagen hat.
    Spritzeffekt-Signatur, radial nach außen gerichtet. Also schaute ich mich um und versuchte zu ermitteln, wieviel Wasser es hier einmal gegeben hat. Außerdem habe ich ein paar Gesteinsbrocken zertrümmert und den Gehalt an Mineralien bestimmt. Routinearbeit, in anderen Worten. Damit niemand mir vorwerfen kann, ich hätte in meiner Eigenschaft als Hilfskraft das ganze Projekt verzögert!«
    Sie seufzte und spürte, wie die alte emotionale Blockade wieder einsetzte: sie war einfach nicht imstande, auf Kommando von wahrer Befindlichkeit auf aufgesetzte Fröhlichkeit umzuschalten. Sie hätte etwas von dem Thera-Kram in der Sendung bringen sollen.
    Neuer Versuch.
    »Ich vermisse euch. Hoffe, du hast deine Viro-Behandlung gut überstanden, Dad. Auf dem letzten Bild, das ich bekommen habe, hast du großartig ausgesehen. Wir hatten Probleme mit dem Signal im oberen Frequenzbereich. Vielleicht haben wir deine letzten Bilder vor zwei Tagen verloren. Hoffe, es wartet eins auf mich, wenn ich zur Basis zurückkomme. Vergangene Nacht habe ich geträumt, ich würde ein Bad nehmen. Schlicht und einfach ein Bad nehmen. Da seht ihr mal, welche sinnlichen Freuden ich vermisse, was? Eine große Bürste in einer großen Wanne, wie wir sie im alten Haus hatten; wißt ihr noch? Liebe Grüße an den Rest der Familie!«
    Sie hatte sich kurz gefaßt, denn wenn sie noch mehr gesagt hätte, wäre sie in eine gestelzte Ausdrucksweise verfallen. Vielleicht war es sogar schon passiert. In den ersten Monaten hatte sie die Aufnahmen – die öffentlichen und die privaten – noch einmal abgespielt und geschnitten, bevor die Hochleistungsantenne sie zur Erde abstrahlte. Nun ›zensierte‹ sie die Aufnahmen nicht mehr. Wenn sie die Erde erreichten, waren sie eh schon Geschichte. Und wenn sie sich vor der Kamera kratzte – sei’s drum.
    »War gut«, sagte Viktor und schaltete mit einer lässigen Handbewegung die Kamera aus.
    »Gehen wir.«
    Sie setzte sich in Richtung des Rovers in Bewegung, dessen schwefelgelber Anstrich einen schrillen Kontrast zum pinkfarbenen Sand und Gestein darstellte. Gegen Mittag war der Mars eher orange als rot, denn das fast senkrecht einfallende Licht wurde nicht so stark vom feinen Staub gestreut, der ständig in der Luft hing.
    In der Ferne wanderte eine der allgegenwärtigen Mars-Windhosen aus Staub über die öde Ebene. Sie hatte schon Hunderte gesehen, fast an jedem Tag eine. Die einen Kilometer hohen Erscheinungen schleuderten die rostigen Sandkörner der Oberfläche wie ein Sandstrahlgebläse in die dünne Atmosphäre.
    Sie hatte es schon lang aufgegeben, sich nach grünen Hügeln und weiten Meeren zu sehnen. Nun begnügte sie sich mit der schlichten, aber variantenreichen Palette des Mars, seinen bedeutungsschweren Braun- und Rosatönen. Das Bewußtsein war anpassungsfähig. Dennoch waren Eisenoxide nur ein bescheidenes Ergebnis vom Wirken der Naturkräfte. Der Bildschirmschoner des Notebooks in ihrer Unterkunft zeigte einen Hügel in einer grünen irischen Landschaft, der sanft zur stürmischen See hin abfiel. Wenn sie wieder zu Hause war, würde sie dieses idyllische Fleckchen Erde suchen und dort für eine Weile leben. Vielleicht für immer. Und sich eine Echtzeit-Abbildung des Gusev-Kraters an die Wand hängen.
    * * *
    »Was ist das?«
    Viktor schaute aus dem Sichtfenster und bremste den Rover ab.
    »Wolken. Ganz in der Nähe.«
    Der dünne weiße Nebel lichtete sich. »Wie weit?« Ihr Herz klopfte, und plötzlich waren die Sinne als Biologin wieder geschärft. Wasserdampf zu dieser Tageszeit deutete auf eine Fumarole oder einen Geysir hin.
    »Schwer zu sagen. Am Horizont. Jedenfalls in weiter Ferne.«
    »Oder in der Nähe. Verdammt, sie ist verschwunden.« Sie hatte den Dunst aus dem Augenwinkel erspäht, und er hatte nur für ein paar Sekunden Bestand gehabt.
    »Ist
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