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Das Rennen zum Mars

Das Rennen zum Mars

Titel: Das Rennen zum Mars
Autoren: Gregory Benford
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aufrechterhalten, was sie jedoch alle bis zu einem gewissen Grad taten. Sonst wären sie schon am psychologischen Eignungstest gescheitert. Doch er befand sich nun im Zustand völliger Erschöpfung, welche von einer schwierigen Mission herrührte, die mit vollem Einsatz durchgeführt wurde. Er sprach zwar nicht viel darüber, doch der bevorstehende Start bereitete ihm Sorge.
    Sie war plötzlich selbst hundemüde. Emotionale Reaktion, diagnostizierte sie mit Selbstironie. Dennoch wäre es ein Fehler gewesen, die Signale des Körpers zu ignorieren.
    Auf dem Mars lernte man, es langsam angehen zu lassen. Zeit für eine Tasse Tee.
    Zuerst schaute sie sich nach ihrem Teewärmer um, den sie im
    ›Handgepäck‹ von der Erde mitgebracht hatte. Um nichts in der Welt wäre sie ohne ihn geflogen – ihr Zuhause war dort, wo der Teewärmer war. Sie fand ihn in einer Ecke der Kochnische. Das ursprünglich hellblau und beige kolorierte Teil war nun mit einer dauerhaften braunen Staubschicht überzogen. Immer wenn die Lage kritisch wurde, gönnte sie sich erst einmal den Luxus einer Tasse guten Tees, der in einem Teekessel aufgebrüht worden war. Es gab kaum einen Notfall, der nicht auch bis nach einem Täßchen Tee warten konnte.
    Während das Wasser erhitzt wurde, ging sie auf die Notfrequenz und versuchte, die beiden Kameraden im Habitat zu erreichen. Keine Antwort. Sie steckten wahrscheinlich tief im Bauch der Wiederaufstiegsstufe und nahmen die letzten Vorbereitungen für die bevorstehende Testzündung vor. Sie hinterließ im elektronischen Briefkasten des Schiffs eine Nachricht, die besagte, daß sie einen Verwundeten hätten und so schnell wie möglich zurückkommen würden. Es gab nichts mehr, was sie hier draußen noch auszurichten vermocht hätte. Zumal Viktor sowieso Vorrang hatte und Einzelaktionen gegen die Sicherheitsbestimmungen verstoßen hätten.
    Mit dem vorderen robotischen Greifarm nahm sie den letzten mit Sonnenenergie betriebenen Peilsender vom Außenträger und plazierte ihn an einer Stelle, die, wie sie hoffte, günstig gelegen war. Es war Glückssache. Der Wind drehte ständig, und die Wanderdünen hatten schon mehr als einen Mars-Rover unter sich begraben.
    Sie schaute aus dem vorderen Sichtfenster auf die fahlen pinkfarbenen Hügel und versuchte die Folgen dieses Unfalls für die Mission abzuschätzen. Vielleicht war es nur ein dummes Mißgeschick?
    Doch Viktor war unentbehrlich für die Startvorbereitungen. Nein, der Unfall würde den Zeitplan auf jeden Fall über den Haufen werfen. Ihre eigene Arbeit würde zur Randnotiz verkommen.
    Und die Fumarole – würde sie sie jemals wiedersehen? Für eine Mikrosekunde spielte sie mit dem Gedanken, selbst ins Loch abzusteigen. Nein, das widersprach den Missionsbestimmungen. Noch schlimmer, es wäre leichtsinnig gewesen.
    Du mußt die Dinge so sehen, wie sie sind, sagte sie sich -Biologie hatte keine Priorität mehr. Sie hatte ihre große Entdeckung gemacht.
    Für die Welt war die Expedition jetzt schon ein großer Erfolg – sie hatten fossiles Leben gefunden. Doch sie wollte sich nicht mit toten Mikroben begnügen.
    Und nun wurden die Dinge auch noch durch einen Unfall kompliziert. Und wenn man noch so perfekt geplant hat, der Mars ist immer für eine Überraschung gut.
    Wie der Zufall, der sie alle hierhergeführt hatte.

Kapitel 2
März 2015
    »Verdammt, wieder festgefahren!«
    Sie hatte den Rover Boy gefahren, wie sie das Gerät nannten.
    Rover war der Telepräsenz-Explorer, der die Landezone auf dem Mars erkundet hatte. Als eine Hinterlassenschaft des Mars-Vorposten-Programms funktionierte er auch nach nunmehr fünf Jahren noch. Eine chemische Anlage versorgte den Rover und den Notstromgenerator der Basis mit Strom. Eine Mikrowellen-Antennenschüssel hielt über drei stationäre Nachrichtensatelliten am Marshimmel den Kontakt mit der Erde aufrecht. Sie hatte mit dem Rover, der im Johnson-Raumfahrtzentrum entwickelt worden war, jahrelang trainiert. Nun manövrierte Julia ihn durch das schwierige Gelände, wie eine Mutter, die ihrem ängstlichen Kind das Laufen beibringt.
    Sie bugsierte ihn am Umfang des Thera-Kraters entlang, wobei der Autopilot des Fahrzeugs die Böschung und das Gestein untersuchte.
    Das war die einzige Möglichkeit, wenn die Zeitverzögerung mehr als eine halbe Stunde betrug. Das Rover Boy-Modell stellte den aktuellen Stand der Technik dar, doch gab es Probleme. Große, schier unüberwindliche Probleme.
    »Wo ist er?«, fragte Viktor
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