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Das Reigate-Rätsel

Das Reigate-Rätsel

Titel: Das Reigate-Rätsel
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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kurze Fragen an das Dienstmädchen richten.«
    »Ich muß sagen, daß mich Ihr Mann aus London ziemlich enttäuscht«, sagte der Colonel ziemlich unhöflich, als mein Freund das Zimmer verlassen hatte. » Ich sehe nicht, daß wir auch nur einen einzigen Schritt weitergekommen wären.«
    »Wenigstens haben Sie die Zusicherung, daß Ihr Pferd rennen wird«, sagte ich.
    »Ja, die Zusicherung«, sagte der Colonel mit einem Schulterzucken. »Ich würde es vorziehen, wenn das Pferd schon in meinem Stall stände.«
    Gerade wollte ich wieder ansetzen, meinen Freund zu verteidigen, als er auch schon wieder ins Zimmer kam.
    »Nun, meine Herren« , sagte er, »ich bin bereit, nach Tavistock zu fahren.«
    Wir bestiegen den Wagen, während einer der Stallburschen uns den Schlag aufhielt. Holmes schien eine plötzliche Eingebung zu haben, denn er beugte sich vor und zupfte den Burschen am Ärmel.
    »Ihr habt ein paar Schafe auf der Koppel, wer versorgt sie?«
    »Das mache ich, Sir.«
    »Haben Sie irgend etwas an ihnen bemerkt, das nicht so ganz in Ordnung wäre?«
    »Nicht viel, Sir, nur drei oder vier von ihnen sind ein wenig lahm.«
    Ich sah, daß Sherlock Holmes plötzlich sehr vergnügt war. Er lachte in sich hinein und rieb sich die Hände in offensichtlicher Freude.
    »Ein langer Schuß, Watson, ein sehr langer Schuß«, sagte er und kniff mich in den Arm.
    »Gregory, darf ich Sie auf diese merkwürdige Epidemie unter der Schafherde aufmerksam machen. Fahren Sie los, Kutscher!«
    Colonel Ross hatte immer noch den verächtlichen Ausdruck im Gesicht, der sehr deutlich zeigte, wie wenig er von der Genialität meines Freundes hielt. Aber das Gesicht des Inspektors sah plötzlich interessiert und fragend aus.
    »Halten Sie das für wichtig?« »Für sehr wichtig sogar.«
    »Gibt es etwas, worauf ich besonders achten sollte?«
    »Ja, auf das merkwürdige Betragen des Hundes in der Mordnacht. «
    »Der Hund hat aber in der Nacht nichts gemacht.«
    »Das ist ja gerade das Merkwürdige«, sagte Sherlock Holmes. Vier Tage später befanden Sherlock Holmes und ich uns in der Eisenbahn nach Winchester, um uns das Rennen um den Wessex-Pokal anzusehen. Wir hatten uns mit Colonel Ross verabredet, der uns vom Bahnhof abholte. In seinem Wagen fuhren wir zum Rennplatz, der etwas außerhalb der Stadt lag. Seine Miene war ernst, und er behandelte uns kühl. »Von meinem Pferd habe ich inzwischen weder etwas gesehen noch gehört«, sagte er.
    »Ich nehme an, daß Sie es erkennen, wenn Sie es sehen?« fragte Sherlock Holmes.
    Der Colonel war sehr ungehalten. »Ich habe seit zwanzig Jahren mit der Rennbahn zu tun, aber eine solche Frage ist mir noch nicht gestellt worden«, sagte er. »Ein Kind könnte Silver Blaze an seiner weißen Stirn und den gefleckten Vorderbeinen erke nnen. «
    »Wie stehen die Wetten?«
    Na ja, das ist schon eine merkwürdige Sache. Gestern hätten Sie fünfzehn zu eins kaufen können, aber die Preisspanne ist kürzer und kürzer geworden. Inzwischen sind es kaum mehr drei zu eins.
    «
    »Hm«, sagte Holmes, »jemand scheint da etwas zu wissen, das ist einmal klar.«
    Als der Wagen zum Stand kam, las ich die Anzeigen der Rennen.
    Es hieß dort:

    1. THE NEGRO, Besitzer Mr. Heath Newton. Rote Mütze, zimtfarbene Jacke.
    2. PUGILIST, Besitzer Colonel Wardlaw. Rosa Kappe, blau-schwarze Jacke.
    3. DESBOROUGH, Besitzer Lord Backwater. Gelbe Kappe und Ärmel.
    4. SILVER BLAZE, Besitzer Colonel Ross. Schwarze Kappe, rote Jacke.
    5. IRIS, Besitzer Duke Balmoral. Gelbe und schwarze Streifen.
    6. RASPER, Besitzer Lord Singleford. Lila Kappe, schwarze Ärmel.

    »Wir haben das andere Pferd von der Liste nehmen lassen und haben uns ganz auf Ihr Wort verlassen«, sagte der Colonel. »Wieso, was ist denn das? Silver Blaze Favorit?«
    »Fünf zu vier gegen Silver Blaze!« brüllte der Ring. »Fünf zu vier ge gen Silver Blaze! Fünf zu fünfzehn gegen Desborough! Fünf zu vier auf das Feld! «
    »Da sind die Nummern«, rief ich. »Sie sind alle sechs da.« »Alle sechs da? Dann müßte mein Pferd doch rennen«, rief der Colonel in höchster Nervosität. »Aber ich kann ihn nicht sehen, meine Farben sind auch noch nicht vorbeigekommen.«
    »Bisher sind nur fünf durchgekommen. Das muß er sein.« Als ich das aussprach, kam ein starkes Pferd aus der Umzäunung heraus und kanterte an uns vorbei. Auf seinem Rücken trug es den Jockey mit den bekannten Farben des Colonels. »Das ist nicht mein Pferd«, rief der Besitzer.
    »Das Biest hat kein
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