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Das Reigate-Rätsel

Das Reigate-Rätsel

Titel: Das Reigate-Rätsel
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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versteckt gehalten werden konnte, und das besonders in dem dünn besiedelten Landstrich von Dartmoor. Von Stunde zu Stunde hoffte ich auf die Nachricht, daß es gefunden und sein Entführer der Mörder von John Straker ist. Als ich heute morgen allerdings feststellte, daß außer der Verhaftung des jungen Fitzroy Simpson nichts geschehen war, hatte ich das Gefühl, daß die Zeit für mein Eingreifen gekommen war. Und doch habe ich irgendwie das Gefühl, daß der gestrige Tag für uns nicht verloren ist.«
    »Dann haben Sie sich also schon eine Theorie gebildet?« »Wenigstens habe ich die notwendigen Tatsachen dieses Falles beieinander. Ich werde sie Ihnen aufzählen, denn nichts trägt so sehr zu der Aufklärung einer Sache bei, als wenn man sie jemand anders berichtet. Und außerdem können Sie ja nicht mithelfen, wenn Sie nicht wissen, wo wir anfangen sollen.«
    Ich lehnte mich in die Polster zurück und blies den Zigarrenrauch vor mich hin, während Holmes sich vorbeugte und die Fakten eine nach der anderen an den Fingern seiner schlanken Hand abzählte. So gab er mir einen Überblick über den Fall, um dessen willen wir uns auf die Reise gemacht hatten.
    »Silver Blaze«, sagte er, »stammt aus der Somomy-Zucht und macht seinen berühmten Vorfahren alle Ehre. Er ist jetzt in seinem fünften Jahr und hat seinem glücklichen Besitzer, Colonel Ross, noch jeden Preis von der Rennbahn heimgebracht. Bis zur Zeit der Katastrophe war er der erste Favorit für den Wessex-Pokal. Die Wetten beliefen sich auf eins zu drei für ihn.
    Er war immer der Liebling bei den Zuschauern der Pferderennen. Bisher hat er ja auch noch nicht enttäuscht. Ungeheure Summen Geldes sind auf ihn gesetzt worden. Natürlich gibt es Leute, denen daran liegt, daß Silver Blaze beim Rennen am nächsten Dienstag ausfällt, das ist doch klar.
    Aber damit dürften die Leute in King's Pyland - dort befinden sich die Trainingsställe des Colonels - auch gerechnet haben. Jede Schutzmaßnahme für die Sicherheit des Pferdes wurde getroffen. John Straker, der Trainer, war früher Jockey und trug die Farben des Colonel, bis er zu schwerge wichtig wurde. Immerhin war er fünf Jahre Jockey für den Colonel und sieben Jahre Trainer. Immer war er ein ehrlicher und strebsamer Diener seines Herrn. Unter ihm dienen noch drei Burschen, denn der Stall ist klein und hat nur im ganzen vier Pferde. Abwechselnd müssen die jungen im Stall wachen, während die anderen darüber auf dem Boden schlafen. Alle drei Burschen sind guten Charakters. John Straker ist verheiratet und wohnt in einem kleinen Haus, das an die 150 Meter vom Stall entfernt ist. Er hat keine Kinder, hält ein Dienstmädchen, und es scheint ihm finanziell gutzugehen. Das umliegende Land ist sehr einsam, aber eine halbe Meile weiter nördlich befindet sich eine Gruppe von Häusern, die von der Firma Tavistock als Pensionärswohnungen gebaut worden sind oder für Leute, die Lust haben, die reine Dartmoor-Luft zu atmen. Tavistock selbst liegt zwei Meilen westlich, während jenseits des Moores, ebenfalls zwei Meilen weit entfernt, das große Trainingszentrum von Mapleton liegt. Dieses gehört Lord Backwater und wird von Trainer Silas Brown betreut. Ansonsten ist das Moor eine große Wildnis, bewohnt nur von ein paar herumziehenden Zigeunern. So war die Situation, als am letzten Montag die Katastrophe hereinbrach. Am Abend waren die Pferde wie üblich bewegt worden und hatten Wasser bekommen. Die Ställe wurden um neun Uhr verschlossen. Zwei der Burschen waren zum Haus des Trainers gegangen, wo sie ihr Abendessen bekommen hatten, während der dritte von ihnen, Ned Hunter, als Wächter im Stall zurückblieb. Ein paar Minuten nach neun brachte das Dienstmädchen, Edith Baxter, ihm sein Abendbrot in den Stall. Es gab ein Hammelcurrygericht. Zu trinken nahm sie ihm nichts mit. Es gibt eine Wasserleitung im Stall, und die Regel gilt, daß der wachthabende Bursche nichts außer Wasser trinkt. Das Mädchen trug eine Lampe bei sich, denn es war ein sehr dunkler Abend, und der Weg führte ein Stück durch das offene Moor hindurch.
    Edith Baxter war wohl an die zwanzig Meter vom Stall entfernt, als plötzlich ein Mann aus der Dunkelheit auf sie zukam und sie zum Stehenbleiben zwang. Beim Schein ihrer Laterne konnte sie den Mann gut erkennen. Er schien ein Gentleman zu sein und trug einen Anzug aus grauem Tweed und eine Stoffmütze. Er hatte Gamaschen an den Beinen und einen dicken Knotenstock in der Hand. Was ihr
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