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Sisters of Misery

Titel: Sisters of Misery
Autoren: Megan Kelley Hall
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Prolog
    SPIEGELVERKEHRTES BERKANA

    FAMILIENZWIST
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    Spannungen und Unstimmigkeiten unter den Frauen einer Familie
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    E s gibt Mädchen, die alles haben.
    Und das sind nicht nur diejenigen, die mit einem goldenen Löffel im Mund geboren werden.
    Manche Mädchen werden mit einer unbestimmbaren, unwiderstehlichen Aura geboren: einem gewissen Etwas, das unter ihrer makellosen Haut hervorstrahlt.
    Man kennt sie: die Kleopatras, die Marilyn Monroes. Sie sind moderne Sirenen - Mädchen, die die Macht besitzen, jedes männliche Wesen, das ihren Weg kreuzt, in ihren Bann zu ziehen.
    Und dann gibt es die Neiderinnen.
    Sie ertragen diese natürliche Schönheit nicht - so wie die böse Königin, die Schneewittchen den vergifteten Apfel schenkte - und schrecken vor nichts zurück, um diese ganz besonderen Mädchen - Mädchen wie Cordelia - zu vernichten.
    Doch das sind Geschichten, Märchen. Das wahre Leben nimmt dagegen manchmal kein glückliches Ende. Der gläserne Schuh zerbricht, das Gift breitet sich rasch aus.
    Dies ist eine wahre Geschichte und Maddie Crane spielte darin ihre Rolle.

    Sie war unachtsam, weil die Angst sie auffraß.
    Cordelia ist tot.
    Und Maddie hat Angst, die Nächste zu sein.

    Cordelia lehnt schlaff am Stamm des Baumes, der inmitten einer kleinen Waldlichtung auf Misery Island steht. Das hohle Scheppern der Bojen im entfernten Hafen mischt sich in die Klangsymphonie, die sich in der Morgendämmerung über der Insel ausbreitet - dem Kreischen der Möwen, dem Plätschern der Wellen, dem Ächzen der Taue, mit denen die Boote am Steg festgemacht sind. Cordelias blutender, geschundener Körper ist im dünnen Flor des Frühnebels kaum auszumachen.
    Was haben sie dir angetan?, ruft Maddie und läuft über die Lichtung auf ihre Cousine zu. Vom Lagerfeuer ist nur noch ein kleiner glühender Aschehaufen übrig, aus dem von Zeit zu Zeit ein Zischen ertönt oder ein kleiner Funke aufstiebt. Sie beide sind im unheimlichen Halbdunkel zwischen Nacht und Tag gefangen. Alle anderen sind geflohen, nach Hause zurückgekehrt, als wäre nichts Böses geschehen.
    Doch das ist es.
    Während die anderen im Schutz der Dämmerung im Nebel verschwinden, bleibt Maddie heimlich auf der Insel zurück und versorgt die Wunden, Brandmale und Striemen, die Cordelia im Laufe der Nacht davongetragen hat. Behutsam entfernt sie die scharfkantigen, blutgetränkten Schilfsplitter, die unter den geschwärzten Fingernägeln ihrer Cousine stecken, und wischt sanft den getrockneten Schlamm und die dünnen Zweige aus Cordelias versengtem kupferroten Haar.
    Die schmutzigen Stoffstreifen, mit denen Cordelia an die Birke gefesselt ist, sind so straff gebunden wie eine Aderpresse.
    Beinahe hat Maddie Angst, Cordelia loszubinden, Angst, dass
ihre Cousine ihr die Schuld für alles, was geschehen ist, geben wird.
    Du hast mich gerettet, flüstert Maddie. Jetzt weiß ich es.
    Cordelia hat Maddies Platz als Auserwählte eingenommen und sie damit vor diesem Schicksal bewahrt.
    Es ist alles meine Schuld. Maddies Stimme bricht, als sie sieht, wie leblos Cordelia gegen den Baum lehnt. Ihre Haare flattern in der salzigen Meeresbrise, die über die kleine Insel Misery Island weht.
    Maddie kennt die Regeln - Regeln, die vor langer Zeit von den Sisters of Misery aufgestellt wurden. Sollte sie Cordelia befreien, wird ihre Bestrafung tausendfach schlimmer ausfallen. Ihre Nackenhaare stellen sich auf, und die Angst schnürt ihr die Brust ab, als sie spürt, dass sie nicht allein auf der Insel sind.
    Werden sie beobachtet?
    Ohne noch einen Gedanken an die Folgen zu verschwenden, beginnt Maddie, die Knoten zu lösen. Als sie mit den Nägeln nicht weiterkommt, nimmt sie die Zähne zu Hilfe. Der bittere Geschmack von Erde mischt sich mit salzigem Schweiß und der leichten Kupfernote von Blut. Die aus Stoffstreifen gerissenen Fesseln geben keinen Millimeter nach, ganz gleich wie heftig sie an ihnen zerrt und reißt. Sanft wie leise rieselnder Sand wehen Stimmfetzen von der Katzenbucht an ihr Ohr.
    Wir müssen uns beeilen, ruft Maddie. Cordelia, mach die Augen auf!
    Voller Angst zieht Maddie an den Armen und Beinen ihrer Cousine, versucht, sie vom Baum wegzureißen. Aber je mehr sie an ihr zerrt, desto fester scheint Cordelia mit der alten Birke verhaftet zu sein, deren weiße, papierne Borke sich an ihre blasse Haut presst und deren knorrige
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