Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Reigate-Rätsel

Das Reigate-Rätsel

Titel: Das Reigate-Rätsel
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
Vom Netzwerk:
stützte sein Kinn mit der Hand ab und untersuchte den zertrampelten Boden sehr sorgfältig.
    »Hallo«, sagte er plötzlich. »Was ist das?« Er hatte ein halb abgebranntes Streichholz gefunden.
    Es war so mit Schlamm überzogen, daß man es für ein Stückchen Holz hätte halten können.
    »Wie habe ich das nur übersehen können! « rief der Inspektor. Seine Stimme klang ärgerlich.
    »Es war fast unsichtbar, halb im Schlamm versteckt. Ich habe es nur ge funden, weil ich danach suchte.«
    »Wieso haben Sie erwartet, dies da zu finden?«
    »Für unwahrscheinlich hielt ich es nicht.«
    Er nahm den Stiefel aus dem Beutel und verglich ihn mit den Fußspuren auf dem Boden. Dann kletterte er wieder hoch an den Rand der Mulde und begann, in den Farnen und Büschen herumzukriechen.
    »Ich fürchte, daß Sie dort keine Spuren mehr finden werden«, sagte der Inspektor. »Ich habe den Boden gute hundert Meter in jeder Richtung untersucht.«
    »Wirklich?« rief Sherlock Holmes und erhob sich. »Ich werde nicht so bösartig sein und noch einmal hier zu suchen beginnen, nachdem Sie es bereits gemacht haben. Aber ich möchte gerne ein Stückchen ins Moor gehen, bevor es dunkel wird, damit ich morgen ein wenig vertrauter mit der Umgebung bin. Und diesen Pferdehuf werde ich mal als Glücksbringer in die Tasche stecken.
    «
    Colonel Ross, der beim Anblick der methodischen Arbeit meines Freundes Anzeichen von Ungeduld gezeigt hatte, sah auf die Uhr. »Es wäre mir lieb, wenn Sie jetzt mit mir kämen, Inspektor«, sagte er, »denn es gibt ein paar Punkte, wo ich Ihren Rat gebrauchen könnte. Ich möchte vor allem gerne wissen, ob wir das Pferd von der Rennliste streichen lassen sollen. Sind wir das dem Publikum schuldig?«
    »Aber ganz gewiß nicht!« rief Holmes entschieden aus. »Ich würde den Namen des Pferdes ganz gewiß auf der Liste lassen. «
    Der Colonel verbeugte sich. »Vielen Dank für den Rat, Sir«, sagte er. »Wenn Sie Ihren Spaziergang beendet haben, treffen wir uns in dem Haus des armen Straker. Wir können dann zusammen nach Tavistock zurückfahren.«
    Er ging mit dem Inspektor zurück, während Holmes und ich gemächlich über das Moor wanderten. Hinter den Ställen von Mapleton begann die Sonne zu sinken, und die große, hügelige Wüste war in goldenes Licht getaucht, das dort, wo die Farne und Ginsterbüsche das Licht aufnahmen, zu einem rötlichen Braun wurde. Aber mein Freund sah nichts von der Herrlichkeit der Natur. Er war in tiefe Gedanken versunken.
    »Wir machen es so, Watson«, sagte er schließlich, »wir lassen die Frage, wer der Mörder John Strakers ist, erst einmal beiseite und gehen der Frage nach, was aus dem Pferd geworden ist.
    Nehmen wir einmal an, es riß während der Tragödie hier aus. Wohin kann es gelaufen sein? Ein Pferd ist ein Herdentier. Es würde doch immer wieder zu seinem eigenen Stall zurücklaufen.
    Wenn es seinem eigenen Instinkt gefolgt wäre, hätte es entweder zu seinem eigenen Stall zurückkehren oder zu den Ställen nach Mapleton hinüberlaufen müssen. Warum sollte es im wilden Moor herumlaufen? Außerdem müßte es bis jetzt schließlich einmal jemand gesehen haben. Und warum sollten Zigeuner es stehlen? Diese Leute nehmen immer Reißaus, wenn es irgendwo Schwierigkeiten gibt, denn sie haben nicht gerne Ärger mit der Polizei. Außerdem ist ein solches Pferd kaum verkäuflich. Sie würden ein großes Risiko eingehen und nichts gewinnen.
    Das sollte doch wirklich jedem klar sein.«
    »Wo kann das Pferd aber dann sein?«
    »Ich habe bereits gesagt, daß es entweder nach King's Pyland zurückgekehrt ist oder aber nach Mapleton gelaufen ist. Es ist aber nicht in King's Pyland. Also ist es in Mapleton. Lassen Sie uns das als Arbeitshypothese einmal festhalten und sehen, wohin das führt. Dieser Teil des Moores ist, wie der Inspektor ganz richtig bemerkte, hart und trocken. Aber es hat ein ziemliches Gefälle in Richtung Mapleton. Sie können von hier aus den tiefeingeschnittenen Graben erkennen. Dort muß es am Montag sehr naß gewesen sein. Wenn wir mit unserer Hypothese recht haben, dann muß das Pferd an der Stelle durchgekommen sein. Darum sollten wir dorthin gehen und dort nach Pferdespuren suchen.«
    Während dieser Unterhaltung waren wir zügig vorangeschritten, und ein paar Minuten später befanden wir uns an diesem Graben. Holmes bat mich, auf der rechten Seite zu suchen, während er die linke absuchte. Aber ich hatte die Strecke noch keine fünfzig Meter weit
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher