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Das Reigate-Rätsel

Das Reigate-Rätsel

Titel: Das Reigate-Rätsel
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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Rosenlaui gegangen. Er war auf diesem kleinen Fußweg geblieben, einem schmalen Weg, der auf der einen Seite eine glatte Felswand und der anderen Seite einen glatten Fall in die Tiefe aufwies.
    Hier hatte der Feind ihn eingeholt. Auch von dem jungen Schweizer war nichts mehr zu sehen.
    Vermutlich war er von Professor Moriarty bezahlt worden und hatte die beiden Männer alleine gelassen. Und was war dann geschehen? Wen gab es, der uns berichten konnte, was geschehen war? Ein paar Minuten stand ich regungslos, um mich wieder zu fassen, denn im Angesicht dieses Schreckens war mir schwindelig. Dann versuchte ich in Holmes' eigener Methode zu denken und versuchte, die Tragik zu lesen. Es war einfach nachzukonstruieren. Wir hatten uns unterhalten, waren aber den Weg nicht zu Ende gegangen. Dort, wo jetzt noch Holmes'
    Alpenstock lag, hatten wir umkehren wollen. Der schwärzliche Boden ist durch das ständig versprühende Wasser immer feucht. Selbst ein Vogel würde seine Spur hinterlassen. Zwei Linien von Fußspuren waren am anderen Ende des Pfades deutlich zu sehen. Beide Spuren führten weg von mir, aber keine führte zurück. Ein paar Meter vor dem Ende des Pfades war die Erde aufgewühlt, als wäre hier ein Pflug hindurchgegangen. Der Weg ähnelte nur noch einem wüsten Dreckhaufen. Die Ginsterbüsche und Farne hingen zum Teil abgerissen herunter. Ich legte mich auf den Bauch und versuchte, in die Gischt hinabzusehen, die um mich herum aufsprühte.
    Inzwischen war es dunkel geworden. Bald würde man gar nichts mehr sehen können als nur noch die glitzernde Nässe auf den schwarzen Felsen und weit unten in der Schlucht ein wenig gebrochenes Licht im Wasser. Ich rief. Aber nur der halb menschliche Schrei des wilden Wassers tönte in meine Ohren zurück. Dennoch war es mir vergönnt, noch einen letzten Gruß von meinem Freund und Kameraden zu bekommen. Ich habe meinem Leser erzählt, daß sein Alpenstock an diesem Pfad gegen den Felsen lehnte. Dort in der Nähe glitzerte plötzlich etwas Helles. Ich streckte meine Hand danach aus und entdeckte, daß dies Schimmern von einer silbernen Zigarettendose kam, die Holmes immer bei sich getragen hatte. Als ich sie aufhob, flatterte ein Stückchen Papier auf den Boden, das offensichtlich mit dieser Dose beschwert worden war. Ich faltete es auf und sah, daß es drei Seiten seines Notizbuches waren, die er beschrieben hatte. Sie waren an mich gerichtet. Es war charakteristisch, daß diese Zeilen klar adressiert ware n und die Handschrift so fest und klar war, als wäre der Brief in seinem Arbeitszimmer geschrieben worden. Der Wortlaut war folgendermaßen:
    »Mein lieber Watson!
    Ich schreibe diese letzten Zeilen, weil Professor Moriarty so höflich ist, zu warten, bis ich bereit bin, noch einige Fragen mit ihm zu diskutieren, die zwischen uns offen sind. Er hat mir seine Methode erklärt. Dabei läßt er die englische Polizei aus dem Spiel, hat sich jedoch über jede unserer Bewegungen unterrichtet. Diese Methoden bestätigen wirklich die hohe Meinung, die ich mir von seiner Intelligenz gebildet habe. Ich freue mich, daß ich nun endlich die Gesellschaft von seiner Gegenwart befreien kann. Dabei fürchte ich allerdings, daß ich die Kosten zu tragen habe, die für meine Freunde und ganz besonders für Sie, Watson, schmerzlich sein müssen. Aber ich habe Ihnen auch erklärt, daß meine Karriere an einem gewissen Krisenpunkt angekommen ist.
    Kein anderer möglicher Abschluß meiner Karriere ist mir so willkommen, wie dieser hier. Ich möchte Ihnen noch etwas beichten: Watson, ich habe gewußt, daß der Brief aus Meiringen eine Fälschung war. Trotzdem habe ich Sie gehen lassen. Ich wußte, daß sich hier etwas für mich entwickeln würde, was ich alleine austragen muß. Bitte, sagen Sie Inspektor Patterson, daß die Papiere, die er braucht, um die Bande hinter Schloß und Riegel zu bringen, im Postfach M sind.
    Sie befinden sich in einem blauen Umschlag mit der Aufschrift >Moriarty<. Was meinen Besitz angeht, so habe ich mein Testament schon in England gemacht und es meinem Bruder Mycroft übergeben. Bitte, grüßen Sie Mrs. Watson. Und glauben Sie mir, mein treuer Freund, daß ich immer bleiben werde
    Ihr Sherlock Holmes.
    Ein paar Worte mögen genügen, um den Rest zu erzählen. Eine Untersuchung von Experten läßt keinen Zweifel darüber zu, wie das Treffen der beiden Männer endete. Es kann nicht anders gewesen sein, als daß sie im Kampf miteinander von dem Felsen rollten, einer
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