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Jäger der Dämmerung

Jäger der Dämmerung

Titel: Jäger der Dämmerung
Autoren: Cynthia Eden
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Erstes Kapitel
    Jude Donovan war es gewohnt, Mörder zu jagen, sie wie die verfluchten Hunde zu hetzen, die sie waren, und die Mistkerle einzusperren.
    Das war sein täglich Brot, und aktuell führte es ihn in die Sümpfe von Louisiana, ein Gebiet, das nicht so aussah, als hätten hier in den letzten paar Jahrhunderten Menschen gesiedelt; doch Jude war kein bisschen nervös.
    Bis ihn die Kugel erwischte.
    So ein Dreckskerl! Der brennende Schmerz explodierte in Judes Schulter, noch bevor der Knall verhallt war.
    »Du schleppst mich nicht zurück, du Arschloch!« Das kam von oben rechts, wo ein Gewehrlauf hinter einem umgefallenen Stamm vorragte.
    Jude biss die Zähne zusammen, sah aber nicht einmal nach seiner Wunde, denn dafür war keine Zeit. »Bobby Burrows!«, rief er, laut und fest, als würde er nicht bluten wie ein Schwein. »Wir können das auf zwei Weisen regeln …« Er stakste vorwärts. Blut troff um ihn herum auf die Erde. Na, klasse! Blut lockte Alligatoren und sonst was für Viecher an. Dafür zahlt er. »Die leichte Variante wäre, dass du dieses Gewehr fallen lässt und mit erhobenen Händen rauskommst.«
    »Ich ergeb mich nicht! Ich geh doch nicht wieder in den Knast! Kommt nicht infrage!« Der Gewehrlauf bewegte sich. Scheiße!
    »Tja, dann machen wir’s auf die harte Tour.« Jude atmete den schweren Sumpfgeruch ein, gemischt mit der süßlichen Note seines Bluts sowie dem Gestank von Angst und Schweiß, der von dem anderen stammte. »Ich komme und hole dich – und dann reiße ich dich in Stücke. « Ziemlich einfach. Er fixierte sein Ziel mit dem Blick und sprang. Da schwand ihm der Boden unter den Füßen.
    Ein Mann stürmte hinter dem Baumstamm hervor, die Augen weit aufgerissen und sein Gewehr an die Brust geklammert. Mit einem richtig amtlichen Zielfernrohr, klar. Er setzte an, zielte …
    Jude knurrte tief, unnatürlich tief und ließ die rechte Hand nach vorn schnellen. Er packte den Gesuchten bei der Schulter und sah eine Blutfontäne aufspritzen. Bobbys Blut, nicht seines.
    Wunde um Wunde, Blut um Blut. Das war das Motto für seinesgleichen.
    Er griff die Waffe und entwand sie Bobby, einem Mann in den Vierzigern mit schütterem Haar und massigen Fäusten, der entsetzt zu ihm aufsah. »Du … du bist nicht …«
    Jude hielt lächelnd die Hände in die Höhe. Blut sprenkelte die Krallen, die aus seinen Fingerspitzen schossen. »Menschlich?«
    Ein Wimmern.
    Judes Lächeln wurde breiter. Seine Schulter schmerzte scheußlich, pulsierte alle paar Sekunden, doch das ignorierte Jude. Eine alte Angewohnheit. Er beugte sich vor und strich mit seinen Klauen über das stoppelige Gesicht des zusammengekrümmten Bobby. »Nein, bin ich nicht. Was ich bin, Bobby, ist der schlimmste Alptraum, den du jemals hattest.« Er zog die Krallen wieder zurück in seine Haut. »Und nun erzählst du mir, ob du es genossen hast, diese Frauen zu entstellen.«
    Bobbys Schrei zerriss die nächtliche Stille.
    Das erste Mal, als sie Jude Donovan sah, war er blutüberströmt. Erin Jerome erkannte ihn sofort, denn sie hatte erst vor wenigen Tagen sein Foto in der Zeitung gesehen. Nun beobachtete sie, wie Jude den Gesuchten an die örtliche Polizei übergab. Bobby Burrows, der seiner Ex, zwei Exfreundinnen sowie einer Frau, die das Pech hatte, ihm in Baton Rouge über den Weg zu laufen, brutal die Gesichter zerschlitzte, wurde auf die Rückbank eines Streifenwagens geschoben.
    Erin konnte Bobbys Grölen über die Straße hinweg hören. »Monster!«, brüllte er und faselte etwas von Klauen und Bestien.
    Angewidert verkniff sie die Lippen. Wahrscheinlich bereitete das Ekel schon seine Verteidigung vor. Sicher plädierte er auf Unzurechnungsfähigkeit; darauf würde Erin ein Monatsgehalt verwetten.
    Nicht dass sie dieses Schwein davonkommen ließe.
    Oh nein, als Staatsanwältin war es ihr Job, dafür zu sorgen, dass Bobby das Innere einer drei mal vier Meter großen Zelle kennenlernte, vorzugsweise sehr gründlich – für den Rest seines elenden Lebens. Das Angola-Gefängnis wartete auf ihn.
    Erin zupfte ihre Jacke in Form, denn dies war erst ihre zweite Woche und sie musste absolut professionell wirken, es zumindest versuchen, und überquerte die Straße. Ihr Blick wanderte unwillkürlich zu Jude.
    Der Kautionsjäger.
    Er arbeitete für Night Watch, eine riesige, in mehreren Bundesstaaten operierende Detektei mit Hauptsitz in Baton Rouge. Night Watch stand in dem Ruf, eine der besten, wenn nicht die beste Detektei für
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