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Das Reigate-Rätsel

Das Reigate-Rätsel

Titel: Das Reigate-Rätsel
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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Wenn Sie mir etwas zu sagen haben, werde ich fünf Minuten meiner Zeit Ihnen geben.<
    >Alles, was ich Ihnen sagen könnte, ist Ihnen doch schon selbst längst in den Sinn gekommen<, sagte er.
    >Dann haben Sie meine Antwort sicherlich auch schon erraten<, erwiderte ich.
    >Und Sie bleiben dabei?<
    >Absolut.<
    Er fuhr mit einer Hand in seine Manteltasche, und ich griff nach der Pistole. Aber er zog nur ein Notizbuch aus der Tasche, in das einige Daten eingetragen waren.
    >Sie haben meinen Pfad am 4. Januar gekreuzt<, sagte er. >Am 23. haben Sie mir einigen Ärger bereitet. Bis Mitte Februar fühlte ich mich wirklich durch Sie behindert. Ende März haben Sie meine Pläne endgültig durcheinander gebracht. Und jetzt, Ende April, bin ich in ernsthafter Gefahr, daß ich durch Sie meine Freiheit verliere. Die Situation ist für mich unmöglich geworden.<
    >Haben Sie einen Vorschlag zu machen?<
    >Sie müssen aufhören, Mr. Holmes!< sagte er, dabei sah er mir jetzt voll ins Gesicht. >Das müssen Sie wirklich tun!<
    >Nach dem nächsten Montag.<
    >Na ja<, sagte er. >Ich bin ganz sicher, daß ein Mann Ihrer Intelligenz abschätzen kann, was aus einer solchen Affäre herauskommen kann. Es gibt nur eines. Es ist einfach notwe ndig, daß Sie sich zurückziehen. Sie haben die Dinge so weit getrieben, daß uns nur noch eine Zuflucht bleibt.
    Es war eine intellektuelle Freude für mich, zu sehen und zu beobachten, wie Sie die ganze Angelegenheit in den Griff bekommen haben. Ich sage Ihnen, es tut mir wirklich aufrichtig leid, wenn ich extremere Maßnahmen ergreifen müßte. Sie lächeln, Sir, aber ich sage Ihnen ehrlich, daß es mir leid tun würde.<
    >Gefahr gehört zu meinem Beruf<, sagte ich.
    >Dies ist keine Gefahr<, sagte er. >Dies ist der absolute Untergang. Sie stehen nicht nur einer Einzelperson im Wege, sondern einer mächtigen Organisation, deren wahre Macht Sie bei all Ihrer Intelligenz vermutlich immer noch nicht abschätzen können. Sie müssen beiseite treten, Mr.
    Holmes, oder Sie werden in den Boden getrampelt.<
    >Ich fürchte<, sagte ich und erhob mich, >daß ich bei allem Vergnügen, das ich in dieser Unterhaltung empfinde, Pflichten versäume, die mich woanders rufen.< Er stand ebenfalls auf, sah mich schweigend an und schüttelte traurig seinen Kopf.
    >Ich kenne jeden Zug Ihres Spieles. Vor Montag können Sie nichts unternehmen. Es ist ein Duell zwischen Ihnen und mir, Mr. Holmes. Sie hoffen, daß Sie mich den Gerichten übergeben können.
    Ich sage Ihnen, daß kein Gericht mich je belangen wird. Sie hoffen darauf, mich zu schlagen. Ich sage Ihnen, daß niemand mich je schlagen wird. Wenn Sie klug genug sind, mich zu zerstören, dann nur um den Preis, daß Sie sich selber zerstören.<
    >Mr. Moriarty, Sie haben mir mehrere Komplimente gemacht<, sagte ich. >Lassen Sie mich Ihnen auch eins machen. Wenn es wirklich zum Letzten kommen sollte, dann würde ich zum Wohl der Öffentlichkeit gerne diese Konsequenz auf mich nehmen.<
    >Ich kann Ihnen das eine versprechen, das andere aber nicht<, schnarrte er in kalter Wut, drehte mir seinen runden Rücken zu und verließ, immer noch blinzelnd, das Zimmer. Das war mein einmaliges Interview mit Professor Moriarty. Ich muß gestehen, daß diese Begegnung ein scheußliches Gefühl in mir hinterließ. Seine sanfte Art zu sprechen, die Weise, wie er exakt seine Sätze formulierte, bedeuten eine so angsterregende Drohung, wie laute, zornige Worte es niemals können. Sicherlich werden Sie fragen, weshalb ich mich nicht um Sicherheit an die Polizei gewandt habe. Aber dafür habe ich meinen Grund, denn nicht von ihm, sondern von einem seiner Agenten wird der Schlag ausgeführt. Ich habe gute Beweise dafür, daß es so ist.«
    »Sie sind wirklich angegriffen worden?«
    »Mein lieber Watson, Professor Moriarty ist nicht der Mensch, der Gras unter seine n Füßen wachsen läßt. Ich war um die Mittagszeit ausgegangen, um einiges in der Oxford Street zu erledigen. Ich kam zu der Ecke, wo die Von der Betinck Street in die Welbeck Street führt, dort wollte ich die Straße überqueren. Genau in dem Augenblick sauste ein Wagen mit zwei Pferden wie ein Blitz scharf um die Ecke, so daß ich mich bloß noch im Bruchteil von Sekunden retten konnte. Der Wagen schoß in der Marylebone Lane um die Ecke und war im nächsten Augenblick verschwunden. Danach hielt ich mich auf dem Bürgersteig. Aber als ich die Vere Street herunterging, kam ein Mauerstein von einem Dach geflogen und zersprang vor meinen
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