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Das Reigate-Rätsel

Das Reigate-Rätsel

Titel: Das Reigate-Rätsel
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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INHALT

    Silver Blaze
    3
    Das gelbe Gesicht
    18
    Der junge Börsenmakler
    31
    Die Geschichte der >Gloria Scott<
    41
    Das Musgrave-Ritual
    55
    Das Reigate-Rätsel
    67
    Der Krüppel
    80
    Der Hauspatient
    91
    Der griechische Dolmetscher
    103
    Der geheime Seerechtsvertrag
    115
    Das letzte Problem
    135

    Silver Blaze

    »Ich werde heute wohl verreisen müssen«, sagte Holmes eines Tages, als wir beim Frühstück saßen.
    »Verreisen? Wohin denn?«
    »Nach Dartmoor, zu King's Pyland.«
    Ich war keineswegs überrascht. Es hatte mich schon gewundert, daß er nicht längst in diesen recht merkwürdigen Fall eingegriffen hatte, über den ganz England redete. Einen ganzen Tag lang war mein Freund nun schon unruhig im Zimmer herumgewandert, das Kinn auf der Brust, die Brauen zusammengezogen. Immer wieder reinigte er seine Pfeife und stopfte sie dann wieder mit dem stärksten Tabak, der zu haben war. Meinen Fragen gegenüber war er völlig taub. Die neuesten Ausgaben aller Tageszeitungen wurden uns von unserem Händler laufend heraufgeschickt, er warf allerdings immer nur einen Blick hinein und warf sie dann ungeduldig in die Ecke. Und doch, verschwiegen wie er war, wusste ich sehr wohl, über welchem Problem er brütete. Es existierte im Augenblick nur ein öffentliches Thema, das seinen analytischen Sinn reizen konnte, nämlich das Verschwinden des Favoriten für den Wessex-Pokal und der tragische Mord an seinem Trainer. Als Holmes also plötzlich verkündete, er wolle sich in der Szene des Dramas persönlich umsehen, da war das etwas, was ich längst erwartet und für uns beide erhofft hatte.
    »Ich könnte Sie begleiten, falls ich nicht im Wege bin«, sagte ich.
    »Mein lieber Watson, Sie würden mir einen riesigen Gefallen tun, wenn Sie mitkämen«, sagte er.
    »Ich bin sicher, daß wir eine interessante Zeit vor uns haben, denn es gibt da ein paar Punkte, die mich hoffen lassen, daß wir es mit einem absolut einmaligen Fall zu tun haben. Ich nehme an, wir schaffen den nächsten Zug von Paddington noch. Alles weitere werde ich Ihnen während der Reise erzählen. Tun Sie mir den Gefallen und nehmen Sie Ihr ausgezeichnetes Fernglas mit. «
    Und so geschah es, daß wir etwa eine Stunde später in einem Wagen der ersten Klasse saßen und in Richtung Exeter dahinbrausten. Holmes' kühnes Gesicht war eingerahmt von der Reisemütze mit den Ohrenklappen. Er hatte am Bahnhof Paddington eine Anzahl Zeitungen gekauft und las sie nun sorgfältig durch. Reading lag längst hinter uns, als er die letzte der Zeitungen unter die Bank warf und mir aus seinem Etui eine Zigarre anbot.
    »Wir haben eine gute Geschwindigkeit drauf«, bemerkte er und sah aus dem Fenster. »Im Augenblick sind es dreiundfünfzig und eine halbe Meile pro Stunde.«
    »Ich habe keine Meilensteine entdeckt«, sagte ich.
    »Das habe ich auch nicht, aber die Telegrafenmasten sind auf dieser Strecke sechzig Yards auseinander, und so brauchte ich nur ein bißchen zu kalkulieren. Ich nehme an, Sie haben gerade an den Mord an John Straker gedacht und an das Verschwinden von Silver Blaze?«
    »Ich weiß, was Telegraph und Chronicle darüber berichten.«
    »Dies ist einer der Fälle, in dem es vernünftig wäre, sich alle alten Details genau anzusehen, statt immer wieder nach frischen Einzelheiten zu verlangen. Die Tragödie ist so ungewöhnlich, so vollständig und für so viele Menschen von so großer persönlicher Bedeutung, daß wir unter zu vielen Vermutungen, Annahmen und Hypothesen leiden. Unsere Aufgabe besteht zunächst darin, das Rahmenwerk der Tatsachen, der absoluten und unleugbaren Tatsachen, von den Ausschmückungen und Theorien der Reporter zu unterscheiden. Erst dann, wenn wir diese gute, gesunde Basis haben, sollten wir uns überlegen, was wir damit anfangen können und welche besonderen Punkte es in diesem ,
    speziellen Rätsel zu lösen gibt. Am Dienstag habe ich zwei Telegramme erhalten, das erste von Colonel Ross, dem Besitzer des Pferdes, und das andere von Inspektor Gregory, der mit diesem Fall beschäftigt ist. Er hat mich um Hilfe gebeten.«
    »Dienstagabend!« rief ich aus. »Und jetzt ist Donnerstagmorgen. Warum sind wir nicht schon gestern gefahren?«
    »Darum, mein lieber Watson, weil mir ein Fehler unterlaufen ist. Das kommt bei mir auch hin und wieder vor, vielleicht öfter,
    als Leute, die mich nur von Ihren Geschichten her kennen, annehmen möchten. Tatsache ist, daß ich nicht glauben wollte, daß das berühmteste Pferd in England so lange
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