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Das Reigate-Rätsel

Das Reigate-Rätsel

Titel: Das Reigate-Rätsel
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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hatte. In der Nähe des Hauses befindet sich ein kleiner Hügel, von dem aus man nach allen Seiten hin weit in das Moor sehen kann. Auch von dort oben konnten sie keine Spur von dem Favoriten entdecken, aber dafür etwas, was bei ihnen eine böse Vorahnung aufkommen ließ, daß sie sich auf eine Tragödie gefaßt machen mußten.
    Etwa eine Viertelmeile von den Ställen entfernt flatterte John Strakers Regenmantel an einem Ginsterbusch. Genau dahinter ist eine kleine Mulde, und hier fanden sie den unglücklichen Trainer. Sein Schädel war durch einen furchtbaren Schlag mit einem stumpfen Gegenstand zerschme ttert. Ebenfalls hatte er am Oberschenkel eine lange Wunde, die ihm jemand mit einem scharfen Gegenstand beigebracht haben mußte, denn der Schnitt war sehr glatt. Straker muß sich verzweifelt gegen den Angreifer gewehrt haben, denn in seiner rechten Hand hielt er ein kleines Messer, das bis zum Griff mit verkrustetem Blut überzogen war. Mit der linken Hand hielt er einen schwarz-roten Seidenschal fest umklammert, den, wie das Mädchen aussagte, der Fremde am Abend vorher bei den Ställen getragen hatte. Als Hunter schließlich wach war, bestätigte er die Aussage des Mädchens, was den Schal betraf. Er meinte, der Fremde müsse, während er am Fenster stand, ihm sein Hammelcurry vergiftet haben, um den Wächter des Stalles auszuschalten.
    Kommen wir zu dem vermißten Pferd. Hufabdrücke zeigen deutlich, daß das Pferd zur Zeit des Kampfes in der Mulde gewesen sein muß. Aber das Pferd blieb verschwunden. Es wurde eine große Belohnung ausgesetzt und alle Zigeunerlager durchsucht. Aber das Pferd blieb verschwunden. Die chemische Untersuchung der Abendmahlzeit des Jungen ergab, daß eine erhebliche Menge Opiumpulver im Essen enthalten war. Die Leute im Haus hatten auch von diesem Gericht gegessen, ohne allerdings irgendwelche Nebenwirkungen zu spüren. Das sind die nackten Tatsachen dieses Falles, wenn man alle Hypothesen wegläßt. Und jetzt will ich rekapitulieren, was die Polizei inzwischen in der Sache unternommen hat: Inspektor Gregory, der den Fall übertragen bekommen hat, ist ein tüchtiger Beamter. Wenn er nur ein bißchen Fantasie hätte, könnte er bis in die höchsten Ränge seines Berufes aufsteigen. Als er ins Moor kam, hat er zunächst einmal sofort den Mann, der inzwischen von allen verdächtigt worden war, gefunden und verhaftet. Er hatte es aber auch nicht sonderlich schwe r, ihn zu finden, denn er wohnt in einer der kleinen Villen, von denen ich vorhin gesprochen habe. Sein Name ist, wie sich herausstellte, Fitzroy Simpson. Dieser Mann kommt aus einer guten Familie und hat eine ordentliche Erziehung genossen. Er hat ein ganzes Vermögen beim Pferderennen verloren. Nun führt er ein ruhiges, zurückgezogenes Leben. Ab und zu betätigt er sich als Buchmacher bei einigen der Londoner Clubs. Bei der Untersuchung seiner Wettbücher stellte sich heraus, daß er eine Summe von fünftausend Pfund gegen den Favoriten gesetzt hatte. Bei der Verhaftung gab er zu, daß er nach Dartmoor gekommen sei, um sich ein paar Informationen wegen der King's-Pyland-Pferde einzuhandeln. Er war aber auch wegen Desborough, dem zweiten Favoriten, gekommen, der von Silas Brown in den Mapleton-Ställen betreut wird. Er machte nicht einmal den Versuch zu leugnen, was er an dem betreffenden Abend im Stall vorgehabt hatte. Und doch bleibt er bei der Behauptung, er habe nichts Böses im Schilde geführt, sondern nur ein paar Informationen kaufen wollen. Als man ihm den Schal zeigte, wurde er totenblaß, aber er hatte scheinbar keine Ahnung, wie er in die Hand des ermordeten Mannes geraten war. Seine nasse Kleidung bewies, daß er am Abend vorher ebenfalls im Regen unterwegs gewesen war. Sein Stock hatte übrigens einen mit Blei beschwerten Knauf, gerade der richtige Gegenstand, um eine so schreckliche Verletzung zu bewirken, an der der Trainer gestorben ist. Andererseits war der Mann nicht verletzt, während doch der Zustand von Strakers Messer ganz klar bewies, daß er seinem Gegner mindestens eine Wunde beigebracht haben mußte. Ja, das wären also die Fakten, Watson, und wenn Sie mir bei der Aufklärung helfen könnten, müßte ich Ihnen ewig dankbar sein.«
    Holmes hatte mir seinen Bericht in der ihm eigenen Genauigkeit und Klarheit vorgelegt, und ich hatte aufmerksam zugehört. Obgleich mir die meisten Fakten bekannt waren, hatte ich ihrer relativen Bedeutung zuwenig Gewicht beigemessen und die Verbindung zwischen den
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