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Das Reich der Schatten

Das Reich der Schatten

Titel: Das Reich der Schatten
Autoren: Aileen P. Roberts
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gut.«
    Maredds graue Augen versenkten sich in den ihren. »Denkst du wirklich, Aravyn reicht aus, um Ragnar zu retten?«
    Ragnar zitterte am ganzen Körper, er wiegte Lena hin und her. Das Beben unter sich nahm er nur ganz am Rande wahr, ebenso wie die Bäume, die sich bogen und deren Stämme bedrohlich ächzten. Ein tiefes Grollen war aus dem Nordosten zu hören. Aufgeregte Rufe hallten um Ragnar herum, aber auch die drangen nur ganz verzerrt an sein Ohr. »Lena, bitte, du darfst nicht sterben, nicht jetzt«, schluchzte er.
    Eine Hand legte sich auf seine Wange. Zart und warm. Aravyn sah ihn traurig an, und auch Kian kniete noch neben ihnen, den Kopf gesenkt, seine Finger umschlossen Lenas.
    »Wir bringen sie zurück zu den Höhlen«, schlug Aravyn vor. »Etron und Arihan schlagen unsere Feinde zurück.«
    Ragnar hörte entferntes Schwertergeklirr, aber das interessierte ihn ebenso wenig wie ein dicker Baumstamm, der nur wenige Schritte neben ihnen zu Boden krachte.
    »Wir müssen hier weg! Die Geister der Erde und der Bäume sind außer sich«, schrie Eryn aus einiger Entfernung.
    Doch Ragnar blickte Aravyn verzweifelt an. »Lena verlässt uns, ich muss bei ihr bleiben.«
    »Wie meinst du das, Maredd?« Fragend blinzelte Lena den Tuavinn-Krieger an. »Ist Aravyn am Ende doch nicht seine Anam Cara?«
    »O doch, das ist sie.«
    »Dann verstehe ich das nicht!«
    Schmunzelnd sah Maredd Lena an. »Lausch tief in dich hinein. Zu wem fühlst du dich besonders hingezogen? Auf eine ganz eigene und besondere Art.«
    »Was habe ich damit zu tun?« Lena wusste nicht, worauf Maredd hinauswollte, doch der betrachtete sie nur abwartend.
    »Ja, ich liebe Ragnar«, gab sie zu. »Aber das ist doch etwas anderes!«
    »Ist es das wirklich? Spürst du nicht schon seit Langem eine tiefe Verbundenheit zu ihm, die du aus bestimmten Gründen nur unterdrückt hast?«
    Jetzt war Lena wirklich verwirrt. »Aber Aravyn …«
    Doch Maredd hob abwehrend eine Hand. »Gibt es da noch jemanden, zu dem du dich sehr hingezogen fühlst?«
    »Es gibt viele, die ich gernhabe. Amelia, Etron, Eryn …«
    »Das ist Freundschaft, Lena« unterbrach Maredd sie. »Etwas Wichtiges und Wunderbares. Doch was ich meine, geht tiefer, ist nicht mit dem Verstand zu erklären.«
    »Kian?«, entgegnete sie unsicher, woraufhin Maredd nickte.
    »Kian ist mit dir verbunden, ähnlich wie Aravyn mit Ragnar – auf eine sehr intensive Art und Weise.«
    »Dann ist Kian mein Anam Cara?«, erkundigte sich Lena. »Gibt es das bei Menschen auch?«
    Bedächtig wiegte Maredd seinen Kopf. »Es mag eine Zeit anbrechen, in der das bei allen Menschen der Fall sein wird. Aber darum geht es jetzt nicht. Ragnar ist ein einzigartiges Wesen, das Veränderung brachte – in jeder Hinsicht. Und er braucht nicht nur Aravyn, sondern auch dich und Kian.«
    »Wie bitte?« Lena wusste überhaupt nicht, was sie denken sollte.
    »Ragnar hat endlich erkannt, dass du seine Seelenfreundin bist, ja, sogar der wichtigste Teil eurer Verbindung. Aber auch Aravyn und Kian gehören dazu.« Seine Hand legte sich auf ihre Brust, eine leichte, prickelnde Berührung. »So wie der Erdgeist das Amulett in vier Stücke geteilt hat, die ihr wieder zusammenfinden musstet, so musstet ihr euch finden. Dies wurde mir erst bewusst, als ich mich dem Leuchten der Ewigkeit näherte. Ebenso wie die Tatsache, dass letztendlich die Bedrohung durch die Rodhakan Menschen und Tuavinn zusammengeführt hat und mein Tod unausweichlich war. Von den Herren des Lichts wurde uns eine Chance gewährt, denn es vergingen nur wenige Tage, bis du mit dem Heilmittel zurückgekehrt bist. Die Welten verbinden sich, und nun spielt Zeit auch eine gewisse Rolle in Elvancor.«
    Lena holte die Kette hervor, betrachtete sie, und Maredds Finger fuhr die verschlungenen Linien ab. »Du und Ragnar, als Mittelstück, stark und fest verbunden. Und Aravyn und Kian als weitere Stränge, die Elvancor und deine alte Welt miteinander vereinen. Wollt ihr diese Aufgabe annehmen?«
    Maredds Stimme hatte einen entschlossenen Klang, so als hätte er etwas Endgültiges, Unumstößliches gesagt.
    Seine Worte wirbelten durch Lenas Kopf, und auch wenn sie spürte, wie sich etwas in ihrem Inneren löste, ein tiefes Wissen und Verstehen, kämpfte ihr Verstand noch damit.
    »Ich … weiß nicht. Außerdem wurde ich doch getroffen.«
    »Du stehst an der Schwelle zur Ewigkeit«, klärte Maredd sie auf. »Aber wenn du es zulässt, dass Ragnar und auch die beiden anderen dir
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