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Das Reich der Schatten

Das Reich der Schatten

Titel: Das Reich der Schatten
Autoren: Aileen P. Roberts
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freuen. Ein Schmunzeln huschte über sein Gesicht, als er an das energische Mädchen dachte, das ihm eine Zeit lang gehörig auf die Nerven gefallen war, aber inzwischen verbrachte er wirklich gerne Zeit mit ihr und mochte sie sehr. Gerade hatten seine Finger einen kühlen, glatten Gegenstand ertastet, als er hastig herumfuhr. Etwas hatte sich verändert. Die Luft vibrierte förmlich, ihm fiel das Atmen schwerer, ein mulmiges Gefühl breitete sich in seinem Inneren aus. Auch die Keltenkriegerin blickte sich nervös um.
    Sind das die bösen Geister, von denen du gesprochen hast?
    Nein! Was auch immer da kommt ,flüsterte sie in seine Gedanken hinein, ist viel schlimmer. Die Keltenfrau riss ihre stahlblauen Augen weit auf, dann war sie urplötzlich verschwunden, ebenso wie ihre Gefährten.
    Eilig zog Ragnar das bronzefarbene Teil des Amuletts aus dem Spalt, bemerkte beiläufig, dass es sich tatsächlich um die fehlende Triskele, das Mittelstück des Schmuckstücks, handelte, und wollte sich dann eilig davonmachen. Doch am Ausgang hatten sich zwei Gestalten aufgebaut. Zunächst glaubte er, es handle sich um Geister, doch diese Kreaturen wirkten fester, materieller, als es bei Geistern der Fall war. Vielmehr muteten sie wie verdichtete Schatten an, verschwammen immer wieder, nur um sich erneut zu manifestieren. Wesen wie diese waren ihm durchaus bekannt. Bereits in Island hatte er sich verfolgt gefühlt, hatte jedoch gedacht, sie hier in Deutschland abgeschüttelt zu haben. Auch den Fuchs, der nun näher kam, hatte er schon einmal gesehen. Vor ein paar Tagen, als Lena gestürzt war.
    Früher hatte er stets den Eindruck gehabt, die Kreaturen würden vor ihm zurückweichen, auch wenn er nicht verstand, weshalb. Aber jetzt kamen sie näher. Drohend, geräuschlos und ohne Zögern.
    »Du musst dich nicht vor uns fürchten«, sagte der Rechte, der in einem Moment wie einer der gedrungenen Bauern dieser Region aussah, anschließend zu einem hochgewachsenen blonden Mann wurde. Erst mit einiger Verzögerung wurde Ragnar bewusst, dass er Isländisch sprach.
    »Was wollt ihr von mir?« Er bemühte sich, seiner Stimme einen festen Klang zu verleihen, und als er auf die beiden zutrat, bemerkte er, dass sie stehen blieben. Anscheinend hatten sie Angst vor ihm, und das mochte ein Vorteil sein, wenngleich er nicht wusste, welchem Umstand er dies zu verdanken hatte.
    »Du kannst uns helfen, die Unseren hierherzubringen«, zischte der Fuchs.
    Eigentlich hätte es Ragnar seltsam vorkommen sollen, dass ein Fuchs sprach, aber was auch immer dieses Wesen sein mochte, es gehörte nicht zu der Spezies, die normalerweise den Wald bevölkerte. Diese Kreatur war deutlich größer geraten, ihre Augäpfel waren am Rand weiß und mit auffallend vielen blutroten Äderchen durchzogen. Eine Besonderheit, die auch dem Mann zu eigen war.
    »Weshalb sollte ich das tun?«
    »Weil wir es von dir verlangen«, knurrte der Fuchs mit einem aggressiven Unterton.
    »Verschwindet, ich werde euch nicht helfen, ich wüsste nicht einmal, wie.« Energisch trat er auf die beiden zu, die erneut zurückzuckten, aber der Fuchs bleckte dennoch drohend seine Zähne.
    »Bleib und hilf uns, sonst bringst du das Mädchen in Gefahr.«
    Das ließ Ragnar alarmiert aufhorchen. Sicher sprachen sie von Lena, und er wollte sie keinesfalls einem Risiko aussetzen.
    »Ich verschwinde ohnehin bald aus der Gegend.«
    Er machte Anstalten zu gehen, doch der Fuchs sträubte sein Nackenfell. »Du musst nur einige Menschen töten. Dann kannst du sie nach Elvancor geleiten, so wie du es schon mit dem alten Mann und dem Pferd getan hast. Durch dich können unsere Brüder an diesen Ort hier gelangen.«
    »Elvancor? Wen soll ich töten und weshalb?«, stammelte Ragnar.
    Für einen Augenblick dematerialisierte sich der Schattenmann, nur um Sekunden später einen sichtlich abgemagerten Menschen vor sich herzutreiben. Dieser hielt den Kopf gesenkt. Schüttere Haare fielen vor seine Augen, und die schlackernden Kleider ließen vermuten, dass er schon lange nichts mehr zu essen bekommen hatte. Im Zeitlupentempo sah er auf, doch er schien Ragnar gar nicht wahrzunehmen, seine Augen wirkten gebrochen, während die des Schattenmannes irr funkelten. »Töte ihn. Du musst nur den Pfad nach Elvancor lange genug geöffnet lassen.«
    Elvancor – das magische Land, von dem seine Großmutter immer gesprochen hatte.
    »Das kann ich nicht«, entgegnete Ragnar voller Entsetzen.
    »Du hast es bereits getan«, knurrte
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