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Das Reich der Schatten

Das Reich der Schatten

Titel: Das Reich der Schatten
Autoren: Aileen P. Roberts
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Ragnar um. »Lena, sie ist in Gefahr!«
    »Darum kümmere ich mich. Aber du musst mir folgen.«
    Erst jetzt bemerkte Ragnar, dass auch die Keltenkrieger noch da waren. Umgeben von dem Licht beobachteten sie ihn und Maredd schweigend.
    »Könnt ihr sie beschützen, falls sie noch einmal hierherkommt?«, wandte er sich an die drei Geister.
    Die beiden Männer schüttelten gleichzeitig die Köpfe, die Frau riss sogar erschrocken die Augen auf, so als verlange er etwas sehr Gefährliches. »Diese Schatten, sie sind mächtiger als wir.«
    »Mächtig sind sie, aber ihr könnt ihnen widerstehen. Hier, an diesem Ort, wo sich mehrere Kraftlinien kreuzen, schwindet ihre Kraft. Zudem werden sie sich eher an den Seelen der arglosen Lebenden in dieser Welt nähren. Schon lange Zeit wacht ihr über diesen Ort«, hallte Maredds Stimme durch die Höhle. Der große Krieger blickte einem nach dem anderen in die Augen. »Unrechtmäßig habt ihr das Leben eurer Feinde geopfert und euch den Zorn meiner Vorfahren zugezogen, doch dies sei euch nun vergeben. Beschützt das Mädchen, soweit es in eurer Macht steht, dann will ich euch eines Tages mit nach Elvancor nehmen, jenes Land, in dem einige eurer Ahnen noch immer leben. Und sofern ihr es wünscht, begleite ich euch auch weiter bis in die Ewigkeit oder den Ort, den ihr Anderswelt nennt.«
    Diese Worte bewirkten eine Veränderung. Der Krieger mit der karierten Hose zog eine Augenbraue in die Höhe, die Frau hatte sich gespannt aufgerichtet. Schließlich schob der Krieger mit dem langen Gewand die beiden ein Stück zur Seite, wo sie kaum hörbar miteinander tuschelten. Dabei sahen sie immer wieder zu Maredd hinüber.
    »Dein Angebot ehrt uns«, verkündete die Frau. »Wir werden versuchen, die Schatten aufzuhalten.«
    Maredd deutete eine Verbeugung an, fasste Ragnar an der Schulter, ehe er ihn auf das Zentrum des Lichts zuschob.
    Noch einmal warf Ragnar einen Blick zurück, konnte nicht fassen, was gerade mit ihm geschah. Die Dinge um ihn herum passierten einfach.
    Doch Maredd nickte ihm aufmunternd zu. »Ich weiß, es fällt schwer, sein altes Leben hinter sich zu lassen. Aber du wirst einige derer wiedertreffen, die du verloren geglaubt hast. Und jene, die du zurücklässt, wirst du schneller wiedersehen, als du denkst.«
    »Achtet auf Lena«, wiederholte Ragnar, »sie ist etwas Besonderes.« Dann trat er mit dem Mann, der behauptete, sein Großvater zu sein, über die Schwelle.

Kapitel 1
    Das Wiedersehen
    D er Hufschlag der sich nähernden Pferde vermischte sich mit dem aufgeregten Klopfen ihres eigenen Herzens. Lena wagte kaum zu atmen, konnte nach wie vor nicht glauben, was ihr gerade widerfuhr. Verwirrtheit, Aufregung und Hoffnung fochten einen erbitterten Kampf in ihrem Inneren aus, während sie auf der Wiese unterhalb der Berge von Avarinn stand. Es war noch nicht lange her, dass Maredd sie nach Elvancor geholt hatte, in dieses magische, für sie unfassbare Reich. Nun hielten die drei Reiter vor ihr an. Zwei saßen auf hellgrauen Pferden, einer ritt einen Braunen, aber Lena achtete kaum auf die Tiere, sondern hatte nur Augen für den Mann, der auf dem Rücken des Braunen saß. Sein Gesicht erschien ihr so vertraut, und doch hatte sich Ragnar verändert. Seine Haare waren nun vollständig ergraut, länger als früher und von einem ungewöhnlichen dunklen Silberton durchzogen, womit sie denen von Maredd glichen. An den Seiten, in einem knapp zehn Zentimeter breiten Streifen, hatte er sie oberhalb der Ohren abrasiert. Dort zierten nun verschlungene Tätowierungen seine Haut. Und noch etwas war anders, doch sie konnte nicht sagen, was.
    Ragnar sprang aus dem Sattel und schloss sie in seine Arme. »Lena, wie schön.«
    Sie brachte kein Wort über die Lippen, genoss jedoch seine Umarmung, seine Wärme, spürte seinen schlanken und jetzt deutlich muskulöseren Körper. Der ungewöhnliche Schlag seines Herzens drang an ihr Ohr: Bum – Bum – Bumbumbum. Lena schloss die Augen und lauschte einfach. Selten in ihrem Leben hatte sie sich so glücklich gefühlt.
    »Du sagst ja gar nichts«, flüsterte er in ihr Ohr.
    »Ich … ich spüre dich. Du bist kein Geist«, stammelte sie.
    Ragnar lachte leise auf, drückte ihr einen Kuss auf die Stirn und sah ihr in die Augen. »Nein, ich bin kein Geist, und Lena, es ist wundervoll hier. Ich bin froh, dass es Maredd endlich gelungen ist, dich herzuholen. Ich hoffe nur, es war dir recht.«
    »Natürlich war es mir recht«, antwortete sie
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