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Das Reich der Schatten

Das Reich der Schatten

Titel: Das Reich der Schatten
Autoren: Aileen P. Roberts
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alles waren Zeichen, dass sich etwas änderte, ändern musste. Nur leider haben auch wir, die wir uns euch doch so überlegen fühlten, diese Hinweise nicht erkannt.«
    »Moment!« Lena hob eine Hand, die sich erstaunlich leicht anfühlte. »Aber du sagtest doch, die Menschen mit ihren Städten würden Elvancor zu sehr verunstalten und selbst die Naturgeister seien wütend.«
    »Das ist richtig. Nur unterliegen selbst die Naturgeister Elvancors noch einem gewissen Lernprozess. Denk an die Eibengeister. Während ihrer langen Existenz sind sie arrogant und selbstherrlich geworden – den Tuavinn vielleicht gar nicht so unähnlich. Sie haben sich derer bemächtigt, die sie für schwach und beeinflussbar hielten. Und die anderen Naturgeister«, er hob seine Arme, »sie helfen, wenn sie sich akzeptiert und geachtet fühlen, aber stets nur nach ihrem eigenen Gutdünken. Und letztendlich haben sie uns sogar eine Waffe gegen die Rodhakan gegeben. Durch die Verbindung von Pyralon und Silber, das aus der Erde Elvancors kommt, geschmiedet in den Feuern des Berges und gehärtet in den Wassern des Himmelsflusses, vermachten sie uns etwas, womit wir uns verteidigen konnten. Lena«, er drückte ihre Hand, »wir hätten uns dem Wandel, den die Menschen brachten, öffnen sollen. Wir waren wütend, als sie ihre Städte errichteten, die Berge ihrer Edelmetalle beraubten, Straßen bauten. Doch statt sie zu belehren und zur Umkehr zu drängen, hätten wir einen Weg finden sollen, ihnen beim Bau von Städten oder Siedlungen zu helfen, einen Weg, der Elvancors Geister nicht erzürnt. Amelia hatte immer recht – es ist die Art der Menschen, sich etwas von Bestand zu schaffen, und es steht ihnen zu.«
    »Und diese alten Fürsten – waren die auch Teil dieses Wandels? Sollen sie wirklich ewig leben?«
    »Nein, das nicht, aber möglicherweise wären sie bereit gewesen weiterzugehen, hätten wir uns nicht gegen sie gestellt. Sie wollten ihr Volk beschützen, es nicht ohne Führung zurücklassen und haben sich in diesen Gedanken verrannt. In jedem Fall hätten wir weiterhin über die Schwelle reisen und in deiner Welt weise Männer und Frauen suchen und lehren sollen – aber wir ließen dein Volk im Stich. Eure Welt wandelte sich ebenfalls zum Schlechten, weil kaum noch jemand nach Elvancor kam, um den Einklang aller Wesen mit der Natur zu erfahren und anschließend erleuchtet in die Ewigkeit zu gehen. Zurück in deiner Welt hätten diese Seelen als weise Frauen und Männer ihr Wissen weitergeben können.«
    »Also haben die Tuavinn … versagt? Ist es das, was du mir erzählen möchtest?«, stöhnte Lena, woraufhin Maredd schmunzelte.
    »So könnte man es ausdrücken. Nachdem wir all diese Zeichen nicht erkannten, wurde Ragnar geboren.«
    »Ragnar? Was hat er denn damit zu tun?«
    »Er ist ein Wesen, das es noch niemals zuvor gab. Entstanden aus der Liebe von Amelia und mir und später aus jener von Lucas und seiner Frau Svana. Ragnar ist die Verbindung zwischen Elvancor und deiner Welt, geschaffen, um Wege zu finden, wo vorher keine existierten, geboren, um uns Tuavinn im wahrsten Sinne des Wortes wachzurütteln. Das Beben der Erde, verursacht durch Ragnar, sollte uns zu der Erkenntnis führen. Doch auch das verstanden wir nicht. Wir fürchteten uns, weil durch Ragnars Schuld plötzlich Menschen und Tiere hierherkamen, von denen wir uns nicht erklären konnten, was es mit ihnen auf sich hatte. Und selbst als ich Ragnar hierherholte, ängstigte uns seine Gabe. Statt ihn anzuleiten, bewachten wir ihn, hielten ihn von den Rodhakan fern – nun gut, das war nicht ganz falsch«, gab er zu und musterte Lena durchdringend, »denn ihm fehlten seine Anam Cara. Sollte Ragnar nicht wieder zu sich selbst und damit zu seinem inneren Gleichgewicht finden, dann muss Elvancor untergehen – und möglicherweise auf lange Sicht auch die Welt, in der du geboren wurdest.«
    »Was?«, rief Lena erschrocken, und ihre Stimme hallte dumpf im Nebel wider. »Das soll alles an Ragnar liegen?«
    Maredd schüttelte den Kopf. »Nicht nur an Ragnar. Aber er vereint alles in sich. Deine Welt, Elvancor, Mensch und Tuavinn, uns alle mit all unseren Schwächen, Fehlern und liebenswerten Seiten. Ragnar vermag Welten zu verbinden oder auch zu zerstören. Er ist die letzte Chance für uns alle – nur muss er seinen inneren Frieden finden.«
    »Aber jetzt ändert sich doch alles!«, rief Lena aufgeregt. »Er ist mit Aravyn auf dem Weg zum Cerelon. Dann wird doch … alles
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