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Das Reich der Schatten

Das Reich der Schatten

Titel: Das Reich der Schatten
Autoren: Aileen P. Roberts
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»Danke.«
    »Wofür?«
    »Dass du hier bist.«
    Verwirrt runzelte sie die Stirn. »Was du sagst, klingt gut, ich sollte mir aber das Lachen für eine Weile verkneifen.«
    »Ach so«, stieß er erleichtert hervor. »Auf jeden Fall habe ich mich nur so vehement dagegen gewehrt, dass du für mich mehr sein könntest als eine gute Freundin, weil du mir immer und ehrlich meine Fehler und Schwächen vor Augen geführt hast. Außerdem …« Er räusperte sich. »Außerdem hast du meiner Exfreundin in Island geähnelt – zumindest rein äußerlich.«
    »Ach was?«, wunderte sie sich. »Ich dachte, du stehst auf große, umwerfende Aravyn-Typen.«
    Verlegen fuhr er sich durch die Haare. »Das habe ich mir auch eingeredet. Aber Lilia war wie du. Zierlich, quirlig, dunkle Haare, nur deine schönen Augen hatte sie nicht. Ihre waren meist kalt und berechnend.«
    »Und meine sind so besonders?« Lena rümpfte skeptisch die Nase.
    »Für mich schon«, der Klang seiner Worte löste ein wunderbares Gefühl in ihrem Inneren aus, »sie sind warm und herzlich. Es tut mir so leid«, wiederholte er. »Ich habe so oft an dich gedacht und nicht erkannt, wie viel du mir bedeutest. Damals in der Esperhöhle hat mein letzter Gedanke dir gegolten. Als ich verletzt war, warst du es, die mir geholfen und mir Kraft gegeben hat.«
    »Das mag sein.« Sie drückte seine Hand. »Schon gut, ich habe auch Fehler gemacht.«
    »Ich dachte wirklich, Aravyn …«
    »Sie ist tatsächlich deine Anam Cara.«
    »Nein, ist sie nicht«, protestierte Ragnar. »Ich habe das auf dem Weg zum Cerelon erkannt.«
    »Ich erkläre es dir später, wenn die beiden hier sind.« Nun nahm sie doch den Becher mit Wasser, den Ragnar ihr reichte, und trank. Danach fühlte sie sich deutlich besser.
    »Wir gehören zusammen, das stimmt schon, aber die beiden anderen ebenso.«
    »Das verstehe ich nicht«, entgegnete Ragnar.
    »Maredd hat es mir erklärt. Ich bin ihm begegnet.«
    Die Zweifel in Ragnars Gesicht erstaunten sie nicht, auch nicht, als er vorsichtig bemerkte: »Du warst eine ganze Weile bewusstlos, Lena.«
    »Das war kein Traum, ganz sicher nicht.« Sie zwinkerte ihm zu. »Schließlich sind wir hier in Elvancor, da ist doch so ziemlich alles möglich.«
    »Ja, mag sein«, gab er zögernd zu.
    »Kannst du Aravyn und Kian herholen?«, bat sie ihn. »Ich erkläre euch alles.«
    »Ich weiß nicht.« Sein Gesicht drückte große Besorgnis aus. »Jedes Mal, wenn ich kurz weg war, um etwas zu essen oder mir die Beine zu vertreten, ging es dir schlechter. Du hast so viel Blut verloren.«
    »Hm.« Müde lächelte Lena. »Dann warten wir eben.«
    Sichtlich erleichtert drückte er sie wieder an sich und flüsterte ihr ins Ohr: »Es ist völlig verrückt, aber inzwischen fühle ich mich einsam, wenn du auch nur für ganz kurze Zeit nicht bei mir bist.«
    Glücklich schmiegte sich Lena an seine Schulter, schloss ihre Finger um die seinen, und es erfüllte sie mit einer tiefen Zufriedenheit, einfach seiner Stimme zu lauschen. Ragnar sprach von allem, was sie bisher miteinander erlebt hatten, und wie dumm es ihm heute vorkam, nicht gleich Bescheid gewusst zu haben. Langsam wurde seine Stimme zu einem entfernten Murmeln.
    Große Unsicherheit stand in den Augen der drei jungen Leute, nachdem Lena ihnen von ihrer Begegnung mit Maredd erzählt hatte, aber zugleich schien sich auch eine gewisse Erleichterung, Hoffnung und ein zaghaftes Verstehen breitzumachen.
    »Dieser seltsame Moment, nachdem du kurz aufgewacht bist, die Erde gebebt hat und all diese Naturgeister um uns herum waren?«, fragte Aravyn vorsichtig. »War das …«
    »Der Augenblick, in dem wir uns miteinander verbunden – und Elvancor vor Schlimmerem bewahrt – haben«, beendete Lena für sie den Satz.
    »Auch wenn wir jetzt schon vereint sind, verlangt es die Tradition, zum Cerelon zu reiten«, warf Ragnar ein, und seine Freunde nickten zustimmend.
    Doch besonders Kian machte einen ausgesprochen unsicheren Eindruck, so wie er mit gerunzelter Stirn vor sich hin starrte. »Der Vulkan ist erloschen, Eis und Schnee ziehen sich zurück, und schon seit Tagen verhält sich die Erde still.«
    »Elvancor hat sich beruhigt«, murmelte Ragnar.
    Aravyn betrachtete sie alle nacheinander, so als würde sie jeden von ihnen das erste Mal sehen. »Wir vier gemeinsam – ich bin neugierig, was sich daraus ergeben mag.«
    »Das wird die Zukunft zeigen«, spekulierte Ragnar, dann nahm er Aravyns Hand. »Du bedeutest mir sehr viel, aber wenn
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