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Das Rattenloch

Das Rattenloch

Titel: Das Rattenloch
Autoren: Jason Dark
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Fenster drang noch das helle Sonnenlicht, doch es erreichte nicht alle Ecken und Winkel. Man hatte den Boden mit dicken Holzbohlen belegt, sodass jeder Schritt und jedes Auftreten gut zu hören waren. Es hinterließ sogar kleine Echos.
    Es gab nur einen Teppich in der Hütte. Er lag direkt vor dem Bett, auch nicht mehr als ein schmaler Streifen.
    Den Proviant stellte ich in den unteren Teil des Schranks, in dem Platz genug war. Eine Flasche Wasser ließ ich draußen. Ich schraubte sie auf und gönnte mir einen Schluck. Auf dem Tisch ließ ich die Hasche stehen.
    Danach setzte ich mich hin und fasste in eine der Brusttaschen meiner Weste. Sekunden später lag das Handy auf meinem rechten Handteller.
    Hurra, die Zivilisation hatte mich wieder. Oder was immer man darunter zu verstehen hatte.
    Man hatte mir gesagt, dass es auch hier oben in den Bergen einen Empfang geben würde, und das musste ich ausprobieren. Außerdem wartete schon jemand auf meinen Anruf, denn so ganz ohne Rückendeckung war ich nicht losgefahren.
    Ich tippte Suko’s Handynummer ein. Mein Freund und Kollege war nicht mit nach Gateside gefahren. Er wartete in einer Autobahnraststätte auf meine Nachricht. Erst wenn er sie erhalten hatte, würde er losfahren und sich in Gateside einrichten. Das war alles zwischen uns abgesprochen.
    Ja, es klappte mit dem Empfang, und ich war zunächst mal sehr zufrieden. Zwar wurde unser Gespräch durch Nebengeräusche gestört, aber das ließ sich aushalten.
    »Na, hast du dich schön gelangweilt?«
    »Ohne dich nie.«
    »Danke.«
    »Und?«
    Ich kam zur Sache. »Es ist alles so, wie ich es gehört habe.«
    »Dann bist du in der Hütte.«
    »Wo sonst?«
    »Und was ist mit den Ratten?«
    »Ein Problem«, gab ich zu.
    Suko sprang sofort darauf an. »Also ist das keine Täuschung gewesen?«
    »Nein, bisher nicht.«
    »Sind sie in der Hütte?«
    Ich lachte. »Das will ich nicht hoffen. Aber ich habe sie theoretisch und praktisch erlebt.«
    »Verdammt, raus mit der Sprache, John. Lass dir nicht jedes Wort aus der Nase ziehen.«
    Er bekam von mir einen knappen, aber auch ausführlichen Bericht. Seinem Atemgeräusch entnahm ich, dass er schon überrascht war, und er sagte auch: »Dann sollte ich in Gateside ebenfalls meine Augen gut offen halten.«
    »Würde ich dir raten.«
    »Und die Ratte war wirklich in diesem Laden?«
    »Klar. Die suchen sich immer die besten Plätze aus, wo sie am sattesten werden.«
    »Na, ich weiß nicht. Darauf kann ich gerne verzichten.«
    »Ist egal, ich bleibe jedenfalls in der Hütte und lasse mein Handy eingeschaltet, obwohl es mir vorkommt, als hätte ich mich gegen die Natur versündigt.«
    »So eng solltest du das nicht sehen.«
    »Du warst noch nicht hier. Bis später dann.«
    Der flache Apparat fand wieder in der Brusttasche der Weste seinen Platz, und ich griff wieder zur Flasche, um mir den nächsten Schluck zu gönnen. Die klare Luft hatte mich irgendwie durstig gemacht.
    Und nun?
    Ich schraubte die Flasche wieder zu und dachte daran, dass ich mich in der Umgebung umschauen musste. Wie ein Trapper würde ich durch die Wildnis schleichen und hoffen, etwas zu finden, was mich weiterbrachte. Schließlich waren in dieser Gegend mehrere Menschen verschwunden. Es hielt sich das Gerücht, dass sie von Ratten gefressen worden waren. Man hatte einige Knochen gefunden, so blank wie ein Spiegel. Experten waren der Meinung gewesen, dass nur Ratten die Knochen so abgenagt hatten.
    Ratten, die Menschen anfielen.
    Das gab es, aber es war nicht normal. Keine satte Ratte griff einen Menschen an, der sie nicht bedrohte, denn dann hatte sie einen triftigen Grund. Auch wenn sie satt waren, hüteten sie sich davor, einen Zweibeiner zu attackieren. Nur wirklich hungrige Ratten kannten da keine Grenzen.
    Trotzdem war es passiert.
    Man sprach sogar von mutierten Ratten. Von großen Monstren, die durch Genmanipulation geschaffen worden waren. Ratten, lang wie Krokodile und zehn Mal so hoch.
    Allein der Gedanke, dass so etwas überhaupt in Betracht gezogen wurde, hinterließ bei manchen Menschen ein ungutes Gefühl, und zu denen gehörte auch ich.
    Nicht, dass ich mich vor Ratten ekelte. Sie gehören einfach zur Natur. Nur wollte ich sie nicht als mutierte Wesen erleben, denn da hatte ich schon meine Erfahrungen sammeln können, auch mit anderen Tieren, die den normalen Kreislauf durchbrochen hatten.
    Die Jacke hatte ich mit aus dem Wagen genommen. Sie war grünbraun und bestand aus einem dieser neuen Stoffe,
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