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Das Rattenloch

Das Rattenloch

Titel: Das Rattenloch
Autoren: Jason Dark
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dem die Inhaberin des Ladens gesprochen hatte und den ich auch an meiner Blockhütte sehen würde.
    Der Weg war mir beschrieben worden, und ich hoffte stark, ihn nicht zu verfehlen.
    Ratten sah ich nicht.
    Dafür große Vögel, die in der klaren Herbstluft und unter dem herrlichen Himmel über mir schwebten. Sie waren die Hüter und die Beobachter und ständig auf der Jagd. Gern hätte ich einen Adler, den König der Lüfte, gesehen, doch dieser Wunsch wurde mir nicht erfüllt.
    Es gab hier oben nicht viele Hütten. Das Gebiet war noch relativ unerschlossen. Die wenigen waren nur Insidern bekannt und lagen kilometerweit voneinander entfernt.
    Ich ließ mir Zeit. Ich nutzte die Kurven voll aus und achtete sehr wohl auf feuchte Stellen, um nicht über sie hinwegzurutschen und zu nahe an den Straßenrand zu gelangen, hinter dem das Gelände manchmal steil abfiel.
    Hin und wieder tanzte der Geländewagen über quer liegendes Astwerk hinweg. Auch in dieser Gegend waren die Stürme des letzten Winters nicht ohne Folgen geblieben. Die Straße war zwar längst geräumt worden, aber im Wald sah ich die Spuren noch. Da hatte die Macht des Sturms mächtige Bäume wie dünne lange Streichhölzer geknickt und einfach quer über andere geworfen.
    Die Natur würde sich schon zu helfen wissen. Ich kam mir mit meinem Auto irgendwie als Störenfried vor, der die Stille der Natur einfach zerriss.
    Nur hin und wieder wurde mir der Blick an der linken Seite freigegeben. Dann sah ich in ein Tal hinein, das ebenfalls bewaldet war und keinen Platz ließ, um Schafherden dort Nahrung zu geben. Ich sah recht steile Hänge und immer wieder Felsen, die wie mächtige graue Buckel vorstanden, als wollten sie klarmachen, wer in dieser Gegend die Herrschaft übernommen hatte.
    Ich hatte eine gewisse Höhe erreicht. Durch das halb offene Fenster an der rechten Fahrerseite wehte mir der Wind die würzige Luft ins Innere, sodass ich für jeden Atemzug dankbar war, der meine Großstadtlunge erreichte.
    Dann sah ich auch den Creek wieder. Das Wasser schäumte, es tanzte, es war irgendwie lustig, als wäre es dabei, mit seinen Bewegungen einer Melodie zu folgen, die nur für ihn hörbar war. Ich freute mich über diesen Anblick und hatte die Ratten vergessen, die der eigentliche Grund meines Kommens waren.
    Wieder eine scharfe Kurve. Meine Gedanken zerplatzten, weil ich mich um die Fahrbahn kümmern musste, auf der sich die Nässe festgesetzt hatte. Auch einige Blätter klebten auf dem feuchten Boden und sicherlich auch an den Reifen.
    Ich hatte eine bestimmte Höhe erreicht, und es würde auch nicht mehr höher ansteigen. Ich musste nur noch auf eines achten. Auf der Straße konnte ich nicht bleiben. Irgendwann würde ich in einen schmalen Weg abbiegen müssen, der zur Hütte führte.
    Und die Abzweigung hatte ich sehr bald erreicht. Sie war die einzige nach einigen Kilometern. Ich fuhr vorsichtig in sie hinein, weil ich mit der Außenseite nicht gegen die vorspringenden Felsen schrammen wollte.
    Ab jetzt war ich froh, mich für einen Geländewagen entschieden zu haben. Der Weg verwandelte sich in eine Buckelstrecke. Er war eng, bildete Kurven, und immer wieder fuhr ich nur haarscharf am seitlichen Gestein entlang, das manchmal kahl und grau und dann wieder mit einem grünen Belag bewachsen nach vorn drängte.
    Über mir schaukelten die Wipfel der Bäume im leichten Bergwind. Es gab auch Stellen, wo das Geäst von beiden Seiten her zusammenwuchs und ich durch einen Tunnel rollte.
    Die Konzentration auf meinem Gesicht verwandelte sich in ein Lächeln, als ich sah, dass der Weg plötzlich breiter wurde und vor mir eine Lichtung auftauchte.
    Ich fuhr noch langsamer.
    Wie im Märchen dächte ich. Saftiges und üppiges Gras. Niedrige Bäume umwuchsen die Hütte. Dahinter hoben sich wie Bewacher die größeren Bäume ab. Koniferen, wieder Espen, aber auch Buchen ließen sich von den Strahlen der Oktobersonne bescheinen. Auf dem Boden erschien an manchen Stellen ein Fleckenteppich, der sich auch auf das leicht schräge Dach der Holzhütte gelegt hatte, dessen grauer Belag an einigen Stellen mit einer grünen Moosschicht bedeckt war.
    Ich fuhr den Wagen auf die mit Gras bewachsene Lichtung. Es tat mir schon fast leid, diese Idylle zu stören, aber ich war am Ziel und atmete zunächst tief durch.
    Sehr langsam schnallte ich mich los. Ich öffnete die Tür. Ich stieg ebenso langsam aus und sah meine hohen Schnürschuhe im saftigen Gras versinken.
    Eine herrliche
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