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Das Rattenloch

Das Rattenloch

Titel: Das Rattenloch
Autoren: Jason Dark
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der sowohl für die Kälte als auch für die Wärme gut sein soll. Das hatte man mir gesagt, und ich glaubte es auch.
    Die Jacke hatte ich auf das Bett geworfen. Ich musste nur aufstehen und hingehen.
    Noch in der Bewegung fiel mein Blick auf eines der Fenster. Ich fiel wieder zurück und hielt den Atem an.
    Auf der Bank vor dem Fenster hockte eine dicke Ratte!
    ***
    Also doch!
    Also waren sie auch hier, denn einen besseren Beweis konnten sie mir einfach nicht liefern.
    Ich blieb zunächst still sitzen und beobachtete das Tier. Aus meinem Mund wich leicht zischender Atem. Was zu tun war, wusste ich zunächst mal nicht, aber ich konnte mir vorstellen, dass die Ratte nicht nur einfach so erschienen war, sondern einen bestimmten Auftrag hatte, um mich zu beobachten.
    Sie tat ebenso wenig etwas wie ich. Sie saß einfach nur da und schaute mich aus ihren kleinen Glitzeraugen an. Ich konnte auch nicht ausmachen, ob sie aggressiv war, und ich versuchte, sie mit dem Tier zu vergleichen, das ich im Geschäft gesehen hatte. War sie größer? War sie kleiner? Eher größer. Gut genährt. Möglicherweise vom Fleisch der verschwundenen Menschen.
    Den Gedanken schob ich zunächst mal beiseite. Ich konnte mir wirklich etwas Besseres vorstellen.
    Es war in der Hütte sehr still. Die Luft kam mir plötzlich dick und schwer vor. Ich wollte nicht länger so auf dem Stuhl bleiben und drückte mich langsam in die Höhe, immer die Ratte im Auge behaltend.
    Im Gegensatz zu mir bewegte sie sich nicht. Wie festgeklebt blieb sie auf der Fensterbank hocken, den Blick einzig und allein auf mich gerichtet.
    Ich stand jetzt!
    Nichts hatte sich an der Haltung der Ratte verändert. Sie sah sogar aus wie ein künstliches Geschöpf, das man in irgendwelchen Spezialläden käuflich erwerben konnte.
    Der Holzboden meldete sich knarrend, als ich einen Schritt zur Seite ging. Den zweiten tat ich auch. Ich griff dabei nach meiner Jacke und streifte sie über.
    Das Tier beobachtete mich. Es wirkte überhaupt nicht wütend oder aggressiv. Es saß einfach nur da und schaute mir interessiert zu. Wie ein Mensch, der auf etwas Bestimmtes wartet und erst dann eingreift, wenn es passiert ist.
    Mein Blickwinkel veränderte sich zum Negativen hin, wenn ich mich auf die Tür zubewegte. Das Fenster und damit die Ratte glitten allmählich aus meinem Sichtbereich heraus.
    An der Tür stoppte ich.
    Wie würde sich das Tier verhalten, wenn ich ins Freie trat? Mich angreifen?
    Ich war gespannt, aber trotzdem blieb ich cool. Ich hatte einfach schon zu viel erlebt, um mich durch diese Ratte aus der Ruhe bringen zu lassen.
    Während ich den Atem ausstieß, zog ich die Tür auf. Auch das lief leider nicht geräuschlos ab. Das Unterteil schrammte über die Holzdielen hinweg.
    Die kühle Luft wischte an mir vorbei. Noch immer badeten die Kronen der Bäume im Licht der Sonne. Darüber sah ich diesen wunderbaren blauen Herbsthimmel, auf dem sich einige dicke Wolken verteilten wie Schafe auf der Weide.
    Bevor ich den Kopf nach rechts drehte, fiel mein Blick über die Lichtung hinweg. Ich rechnete natürlich damit, dass die Ratte auf der Fensterbank nicht allein gekommen war, aber ich hatte mich glücklicherweise geirrt.
    Es gab keine anderen. Zumindest waren sie nicht sichtbar für mich. Ob sie sich im hohen Gras versteckten oder im Unterholz zwischen den Bäumen, wusste ich allerdings nicht.
    Ich zog die Tür zu, schloss jedoch nicht ab und wandte mich dann nach rechts.
    Die Ratte saß noch immer auf der Bank, doch jetzt, als ich mich bewegte, stieß sie sich ab. Sie sprang durch die Luft wie ein großer brauner Klumpen und drückte das Gras zusammen, als sie auf dem Boden landete und sofort weglief.
    Nun gibt es Unterschiede beim Weglaufen. Manche flüchten, andere wiederum bewegen sich recht langsam. Hier erlebte ich ein Zwischending, denn die Ratte hatte es nicht besonders eilig. Sie sprang durch das Gras und drehte sich sogar um, als wollte sie nachsehen, ob ich ihr auch folgte.
    Den Gefallen tat ich ihr. Ich wollte sehen, wohin sie sich zurückzog. Allerdings hatte sie es auf Grund ihrer Größe besser. Sie konnte in jedes Schlupfloch kriechen, während ich mich im Vergleich zu ihr wie ein Riese durch das Gelände bewegte.
    In Zickzacklinien huschte sie durch das Gras. Ihr Ziel war der Waldrand. Dort verschwand sie fast in den hohen Farnen, aber sie sprang auf einen Baumstumpf, der für sie wie ein Podest war. Dort blieb sie hocken, nachdem sie sich in meine Richtung gedreht
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