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Das Rattenloch

Das Rattenloch

Titel: Das Rattenloch
Autoren: Jason Dark
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hatte und mich wieder anstarrte.
    Ich überlegte, wie ich mich verhalten sollte. Auf sie schießen wollte ich nicht. Ich wollte sie auch nicht ignorieren und wieder zurück in die Hütte gehen, denn ich hatte das Gefühl, dass sie auf mich wartete und mir einen bestimmten Weg weisen würde, den ich unbedingt einschlagen musste.
    Von der Hütte hatte ich mich recht schnell entfernt. Ab jetzt ging ich langsamer und achtete darauf, wo ich hintrat.
    Meine Füße verschwanden im Gras. Manchmal blendete mich auch für einen Moment das Licht der Sonne. Aber die Helligkeit verschwand schnell, und so kam ich der Ratte immer näher.
    Sie zeigte nicht die Spur von Angst.
    Etwa eine Körperlänge vor ihr blieb ich stehen. So nah, dass ich sogar die feinen Barthaare erkannte, die sich zitternd in der Luft bewegten.
    Die Entfernung war also gering. Wenn sie wollte, würde sie mich mit einem Sprung erreichen können. Es wäre nicht das erste Mal gewesen, dass mich Ratten angegriffen hätten, da brauchte ich nur an die Rattenkönigin zu denken, die mich damals in die Abwässer der Londoner Unterwelt gelockt hatte.
    Diesmal gab es keine Großstadt, sondern nur Natur, doch auch die besaß ihre Tücken.
    Wir standen uns gegenüber. Wir schätzen uns ab. Mit kamen die Augen der Ratte plötzlich klug vor. Das Fell war bräunlich, der Schwanz lang. Alles in allem sah das Tier verdammt wohlgenährt aus.
    Kein Wunder, denn hier bekam die Ratte genügend Beute. Sie musste sich allerdings auch vor Raubvögeln in Acht nehmen.
    Einer musste schließlich den Anfang machen, und derjenige war ich. Mit dem rechten Bein ging ich vor. Genau auf diese Bewegung schien das Tier gewartet zu haben. Plötzlich drehte es sich auf der Stelle. Bevor ich den nächsten Schritt gegangen war, hatte sich der Nager abgestemmt und sprang mit einem Satz an der anderen Seite des Baumstumpfs zu Boden. Im Nu war die Ratte im dichten Unterholz verschwunden. So hatte ich das Nachsehen.
    Ich ärgerte mich, aber ich ahnte zugleich, dass es erst der Beginn war. So etwas Ähnliches wie ein Test.
    Einige Sekunden ließ ich verstreichen, bevor ich auf den Baumstumpf zuging und auf ihm stehen blieb. Etwas erhöht war mein Blick besser, doch zu Gesicht bekam ich das Tier nicht. Ich sah wohl, dass sich das Gelände vor mir leicht senkte, und das Murmeln oder Rauschen des Baches klang mir entgegen.
    Das Geräusch war für mich wie eine Lockung. Ich hörte nichts anderes und musste mich einfach darauf konzentrieren. Mir war, als sollte ich unbedingt in die Nähe des Bachs kommen. Nur ein Gefühl, nicht mehr, denn es gab keinen Beweis dafür, aber ich sprang wieder zu Boden – und das Tier erneut!
    Durch eine Lücke hatten die Strahlen der Sonne ihren Weg gefunden. Diesmal hatte sich die Ratte einen niedrigen Ast ausgesucht, auf dem sie hockte. Das Licht ließ ihren Körper heller wirken. Mir kamen Zweifel, ob es die gleiche Ratte war, aber ich sah in ihr inzwischen so etwas wie einen Boten. Als sie vom Ast wieder auf den Boden sprang, setzte ich mich in Bewegung und nahm die Verfolgung auf. Ich wollte sie jetzt nicht mehr aus den Augen lassen, was verdammt nicht einfach war, denn sie fand immer wieder Deckung auf dem Boden. Sie kroch unter dem Laub hinweg, glitt durch Kräuter und vorbei an prächtigen Pilzen, die hier wuchsen und mir erst jetzt auffielen.
    Sogar Fliegenpilze entdeckte ich. Ihre Hauben leuchteten rot und waren mit hellen Punkten gesprenkelt. Die Ratte wollte, dass ich ihr folgte. Deshalb lief sie auch nicht normal weiter, sondern sprang immer wieder in die Höhe, um mir zu zeigen, wohin sie wollte.
    Ich tat ihr den Gefallen. Ich konnte jetzt sogar schneller den leichten Abhang hinab gehen. Nach einer kurzen Zeit lichtete sich der Wald. Mein Blick wurde besser.
    Sanft senkte sich der Hang dem Bachbett entgegen. Er war mit hohem Gras und Sträuchern bewachsen, die allerdings keine Mauer bildeten und umgangen werden konnten, was ich auch tat.
    Die Ratte hatte ein Ziel. Wenn sie so weiter sprang und lief, würde sie im Wasser landen.
    Ich holte auf. Manchmal ging ich auch über feuchte Stellen hinweg und war jetzt froh, die Schuhe mit den dicken Sohlen zu tragen.
    Der Boden hatte sich nahe des Ufers mit Feuchtigkeit vollgesaugt. Ich blieb stehen und beobachtete nicht nur die Ratte, sondern auch den Bach.
    Das glasklare Wasser huschte mit schnellen Bewegungen über die Steine hinweg, die sich unter Wasser, aber auch darüber befanden, wenn sie groß genug waren. Am Ufer
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