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Der Hexer - GK579 - Das Haus am Ende der Zeit

Der Hexer - GK579 - Das Haus am Ende der Zeit

Titel: Der Hexer - GK579 - Das Haus am Ende der Zeit
Autoren: Verschiedene
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DER HEXER
    Eine Epoche, in der das Übersinnliche noch fester Bestandteil des Lebens ist, eine Zeit der Schwarzen Messen und heidnischen Riten. Der HEXER stellt sich gegen die Tyrannen dieser Zeit. Wissen ist seine Macht, Magie seine Waffe …
     
    Das Haus am Ende der Zeit
    von Robert Craven
    Von außen hatte das Haus nur groß und finster ausgesehen; vielleicht ein ganz kleines bißchen düster, wie es die Art alter, einsam stehender Herrenhäuser nun einmal ist; mit einer Spur von Bedrohung und dem leichten Hauch des Unheimlichen, der von seinen von den Jahrzehnten geschwärzten Mauern ausging. Aber trotz allem nicht mehr, als eben ein Haus, das seit einem Menschenalter vergessen und seit zweien verlassen hier mitten im Wald stand. Das war das Äußere gewesen. Innen war es unheimlich. Unheimlich und – gefährlich …

    Jenny vermochte das Gefühl nicht in Worte zu kleiden. Sie waren stehengeblieben, nachdem Charles das morsche Türschloß erbrochen und einen Flügel des gewaltigen Portals mit der Schulter aufgedrückt hatte. Ein schmaler Streifen grauer flackernder Helligkeit sickerte hinter ihnen in die Halle, vielleicht das erste Mal seit Jahren, daß Licht die ewige Nacht hier drinnen erhellte, und durch das dumpfe, rasche Hämmern ihres eigenen Herzens glaubte Jenny das Huschen kleiner krallenbewehrter Pfoten zu hören. Ratten, dachte sie entsetzt. Natürlich. Das Haus mochte von Menschen verlassen sein, aber die Ratten und Spinnen hatten es erobert und zu ihrem Domizil gemacht. Sie haßte Ratten.
    Aber das war nicht alles. Irgend etwas Seltsames, körperlos Drohendes nistete in dem alten Gemäuer, etwas, das sie weder hören noch sehen oder riechen, dafür aber um so deutlicher spüren konnte.
    »Laß ... laß uns wieder gehen, Charles«, sagte sie stockend. »Ich ... ich fürchte mich.« Sie flüsterte, als hätte sie Angst, mit dem Klang ihrer Stimme die Geister dieses Hauses aufzuwecken, aber ihre Worte füllten die hohe, in undurchdringliche Schwärze getauchte Halle trotzdem mit kichernden Echos aus. Ein rascher, unangenehmer Schauer huschte auf eisigen Spinnenfüßen über ihren Rücken.
    Charles schüttelte stumm den Kopf, berührte sie flüchtig am Arm und versuchte zu lächeln. »Unsinn«, sagte er. »Es gibt hier nichts, wovor du Angst zu haben brauchtest. Das Haus steht seit fast fünfzig Jahren leer. Als Kind habe ich oft hier gespielt. Wir haben es als Versteck benutzt, aber das ist lange her.«
    Jenny schauderte. Ohne daß sie sagen konnte, warum, verstärkten Charles’ Worte ihre Furcht noch. Ihr Herz schlug schneller. Speichel sammelte sich unter ihrer Zunge. Sie hatte das Gefühl, daß ihr gleich übel werden würde. Ihre Handflächen wurden feucht.
    »Ich will nicht hierbleiben«, sagte sie noch einmal. »Bitte, Charles!«
    Charles seufzte. Sein Blick glitt zurück durch die Tür und heftete sich für einen Augenblick auf den nahen Waldrand, der rasch im dunkler werdenden Grau der Dämmerung versank. »Wir können nicht weiter«, sagte er nach einer Weile. Seine Stimme hörte sich gleichzeitig entschlossen wie bedauernd an. »Sie suchen garantiert die Hauptstraße ab, und ich gebe dir Brief und Siegel, daß sie jedes Gasthaus im Umkreis von fünfzig Meilen kontrollieren werden.« Er lächelte. »Wir können nicht draußen im Wald übernachten, das weißt du genau. Und es ist nur für eine Nacht.« Er schüttelte den Kopf, atmete hörbar ein und sah sich suchend um. »Irgendwo hier muß es eine Kerze geben«, murmelte er. »Früher lagen Dutzende davon hier herum.«
    »Charles, ich ...«
    »Bitte, Jenny«, unterbrach sie Charles. »Morgen abend um diese Zeit sind wir Mann und Frau, und keine Macht der Welt kann uns noch trennen. Aber solange wir noch nicht offiziell verheiratet sind, müssen wir vorsichtig sein.« Er trat auf sie zu, legte die Hände auf ihre Schultern und küßte sie flüchtig auf die Stirn. »Du weißt doch genau, was geschieht, wenn deine Eltern uns erwischen, Schatz«, flüsterte er.
    Jenny nickte zögernd. Natürlich wußte sie es. Daß sie es wußte, war ja gerade der Grund, aus dem sie sich entschlossen hatten, wie eine moderne Ausgabe von Romeo und Julia miteinander durchzubrennen und in Gretna Green zu heiraten. Sie war erst achtzehn, und sie wußte, daß ihre Eltern alles in ihrer Macht Stehende tun würden, sie von Charles fernzuhalten. Sie hatten mehr als einmal damit gedroht, sie in ein Internat auf dem Kontinent zu schicken, wenn sie sich weiter mit Charles
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