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Das Netz Der Grossen Fische

Das Netz Der Grossen Fische

Titel: Das Netz Der Grossen Fische
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dem Vater von Giulia, was bedeutete, dass er der politische Gegenpart von Caputo im anderen politischen Lager war, jenem, das wie ein Phönix aus der Asche der einstigen Christdemokatischen Partei hervorgegangen war. Deshalb diente dieser Schachzug in gewisser Weise dazu, die Anschuldigung gegen Caputos Sohn zu »entpolitisieren«. Er nahm ihr jeden möglichen Anflug von Parteilichkeit und legte sie frei von äußeren Einflüssen in die Hände der Richter und Ermittler.
    Er besagte: Behandelt diesen Fall wie jedes andere Verbrechen, ohne dass die Politik dabei eine Rolle spielt. Doch zugleich sagte er unterschwellig: Denkt aber daran, dass sogar ein politischer Gegner wie Troina die Verteidigung in dem Fall übernehmen wollte.
    Auch dieses Mal war Caputo geschickt wie immer vorgegangen. Doch würde Troina, oder besser gesagt, Senator Stella sich auf dieses Spiel einlassen? Würde Troina den ihm angebotenen Auftrag annehmen?
    Als Caruso sich hinlegte und darüber nachdachte, was Troina tun könnte, kam ihm schlagartig in den Sinn, dass Massimo vielleicht just in diesem Augenblick mit Giulia darüber sprach. Er sah sie beide im Bett liegen, möglicherweise hatten sie gerade miteinander geschlafen … Wenn Giuditta jetzt neben ihm läge, hätte er sich wenigstens von diesen Gedanken ablenken können. Doch wahrscheinlich wälzte sich Giuditta – zur Feier ihres Hochzeitstags – in diesem Augenblick gerade mit Alfio im Bett herum. Am besten nahm er heute die doppelte Dosis seines Schlafmittels.
    Die Rundfunknachrichten am Morgen räumten jeden Zweifel beiseite. Massimo Troina hatte die Verteidigung für Manlio Caputo übernommen. Allerdings hatte er sich geweigert, irgendwelche Erklärungen abzugeben. Die Redaktionssitzung war, wie gewohnt, für zehn Uhr angesetzt. Im Allgemeinen nahm Caruso an der morgendlichen Konferenz nicht von Anfang an teil, denn er wusste nur zu gut, dass die Journalisten mindestens eine Stunde brauchten, um richtig in die Gänge zu kommen. Daher tauchte er meist erst gegen elf auf. Außerdem gab ihm das Gelegenheit, mit Giuditta zu telefonieren, weil Alfio bereits um halb zehn in der Redaktion war.
    Das Telefon klingelte. Es war Totò Basurto.
    »Kann ich raufkommen?«
    »Raufkommen wohin?«
    »Zu dir. Ich rufe dich aus der Portiersloge an. Im Augenblick ist noch keiner da. Und je eher ich von hier verschwinde, umso besser.«
    »Na gut, dann komm halt.«
    Er öffnete die Tür, ging ins Bad und zog seinen Bademantel über, weil er bis auf seine Unterhose nichts anhatte. Was für eine dämliche Uhrzeit, um irgendwo aufzutauchen! Es war noch nicht mal halb neun!
    »Grüß dich«, sagte Basurto, als er die Tür hinter sich schloss.
    »Dir ist aber schon klar, Totò, dass ich mich noch nicht mal rasiert habe?«
    »Hast du schon einen Kaffee getrunken?«
    »Nein.«
    »Dann lass zwei bringen.«
    Caruso bestellte sie telefonisch.
    »Komm mit ins Bad. Reden wir, während ich mich rasiere.«
    Basurto setzte sich auf den Wannenrand.
    »Ich hab einen Auftrag.«
    »Von wem?«
    »Wenn du intelligent bist, kommst du selbst drauf.«
    »Jetzt red schon.«
    »Du hast einen guten Eindruck gemacht.«
    »Auf wen?«
    »Liebe Zeit, was für eine Frage.«
    »Wieso habe ich einen guten Eindruck gemacht?«
    »Weil du dich gestern Abend richtig verhalten hast.«
    »Was hab ich denn gemacht?«
    »Es geht nicht um das, was du gemacht hast, sondern darum, was du nicht gemacht hast.«
    »Soll heißen?«
    »Zum Beispiel hast du die Direktschaltung rückgängig gemacht.«
    »Es ist allerdings möglich, dass ich sie heute in einer Nachrichtensendung machen muss.«
    »Dann mach sie. Wer hindert dich daran? Allerdings …«
    »Allerdings?«
    Es wurde angeklopft.
    »Geh an die Tür«, sagte Basurto.
    Die beiden Espressi wurden gebracht. Nachdem sie den Kaffee getrunken hatten, trug Basurto das Tablett hinaus.
    »Allerdings?«, fragte Caruso wieder.
    »Allerdings kann man das so oder so machen, nicht wahr?«
    »Totò, bist du gekommen, um mir Nachhilfeunterricht zu erteilen?«
    »Keineswegs, Michè. Du brauchst niemanden, der dir etwas beibringt. Nur dass es gerade jetzt wichtig ist, Distanz zu wahren. Danach sieht man weiter.«
    »Aber ich muss doch aus Prinzip schon Distanz wahren, Totò!«
    »Umso besser.«
    »Verändert Troinas Ernennung vielleicht irgendwas?«
    »Verändert das was für dich?«
    »Mich betrifft das doch gar nicht.«
    »Wieso nicht? Lebt Massimo Troina etwa nicht mit deiner Frau zusammen?«
    »Was hat das
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