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Das Netz Der Grossen Fische

Das Netz Der Grossen Fische

Titel: Das Netz Der Grossen Fische
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ihm in jenem Moment zweckdienlich erschien.
    »Ciao, Michele.«
    »Ciao, Arturo.«
    »Du, ich komme gleich auf den Punkt. Gestern, bei der Abendausgabe, hast du gekniffen.«
    »Du meinst die Ermittlungsbenachrichtigung an Manlio Caputo?«
    »Ganz genau.«
    »Wie hast du davon erfahren?«
    »Man hat’s mir erzählt.«
    »Schau, Arturo, ich hatte gute Gründe, die Meldung nicht rausgehen zu lassen.«
    »Erklär mir das genauer.«
    »Zu dem Zeitpunkt, als das Journal auf Sendung ging, hatten wir keinerlei offizielle Bestätigung für diese Benachrichtigung. Und ich wollte nicht riskieren, am Ende mit einem Blindgänger Aufsehen zu erregen. Nachdem ich die Bestätigung dann erhalten hatte, habe ich die Nachricht mit der Spätausgabe um elf gesendet.«
    »Du bewegst dich mit großer Vorsicht, nicht wahr, Michele? Jedenfalls danke für die Erklärung, ich werde sie weiterleiten.«
    Dieser Anruf roch eine Meile gegen den Wind nach Angebranntem.
    Wer konnte nur Guarienti informiert haben? Etwa Alfio, der Gehörnte? Wetten, dass dieses Würstchen ihm eins auswischen wollte? Aber nein, Alfio und Guarienti hatten sich erst einmal gesehen. Er war sich ganz sicher, dass die beiden sich nicht näher kannten. Doch die wirklich wesentliche Frage war eine andere: Wem musste Guarienti Bericht erstatten? Mit Sicherheit einem in der Generaldirektion. Dann beschäftigte sich also auch die Chefetage mit dieser Sache? In diesem Fall musste man sich nicht nur vorsichtig bewegen, hier schnallte man sich am besten auch noch Bleischuhe an die Füße wie die Tiefseetaucher.

Drei
    Michele Caruso hatte nie Gelegenheit gehabt, Massimo Troina öffentlich reden zu hören. Zwar hatte er ihn einige Male bei Freunden getroffen, bevor Giulia sich in ihn verliebte, und ihn dabei als gebildeten, eleganten Mann kennengelernt. Dieses Mal aber war er gleich bei den ersten Worten beeindruckt, die Troina sagte.
    Sein Ton war ironisch, doch von solcher Leichtigkeit, dass er nicht wie eine Provokation wirkte, im Gegenteil, er nahm der Sache in gewisser Weise die Dramatik. Ein Mann von unzweifelhafter Intelligenz, fähig, lässig, sicher. Ganz tief in seinem Innern freute das Caruso sogar. Giulia hatte ihn also nicht wegen eines x-beliebigen Idioten verlassen.
    Troina sagte gleich zu Anfang, dass vorzeiten, wenn im Haus eines wohlhabenden Mannes etwas gestohlen wurde, die Polizei als Erstes den Majordomus verhaftet habe. Dann stellte sich heraus, dass der Diebstahl von einem Adeligen begangen worden war, der in dem Haus ein und aus ging, doch inzwischen hatte der Majordomus ein Jahr im Gefängnis gesessen. Jetzt, so fuhr er fort, hatten sich die Dinge zum Teil geändert. Sobald man eine junge unverheiratete Frau ermordet auffände, sei die unumgängliche Ermittlungsbenachrichtigung an den Verlobten in Mode gekommen, der den Platz des Majordomus eingenommen habe. Das seidie neue Sitte. Und da man jemanden jetzt nicht mehr so ohne Weiteres verhaften könne, würde ihm eben eine Ermittlungsbenachrichtigung zugestellt. Im vorliegenden Fall habe der ermittelnde Staatsanwalt erklärt, es habe sich um eine reine Pflichtsache gehandelt. Aber Pflicht wem gegenüber? Der momentanen Mode? Und verwandelte sich diese Pflichtsache, die Ermittlungsbenachrichtigung, dank der Zeitungen und des Fernsehens nicht in etwas, das wesentlich schlimmer war als eine Verurteilung? Wurde sie nicht zu einer Form von Lynchjustiz? Daher wünsche er sich, dass die diesen Fall betreffenden Nachrichten unparteiisch seien, auch wenn ein lokaler Fernsehsender bereits Position bezogen habe, indem er verkündete, Caputo sei ohne jeden Zweifel schuldig. Doch genau das Gegenteil sei der Fall: Caputo sei ohne jeden Zweifel unschuldig. Und er, Troina, sei dermaßen davon überzeugt, dass er die Verteidigung Caputos voll Dankbarkeit denen gegenüber angenommen habe, die sie ihm angetragen hätten.
    Die Indizien – er betonte: Indizien und keine Beweise –, die zu Manlio Caputo führten, stünden auf so wackligen Beinen, dass sie einer sorgfältigeren Überprüfung als der, die Polizei und Staatsanwaltschaft bis jetzt durchgeführt hätten, keinesfalls standhalten würden.
    »Wollen Sie uns damit gerade sagen, dass Polizei und Staatsanwaltschaft mit einer gewissen Oberflächlichkeit ermittelt hätten?«, fragte Maravacchio von der »Sicilia«.
    Als ob Troina in eine solche Falle tappen würde!
    »Das habe ich keineswegs gemeint. Ich habe gesagt, dass diese Indizien noch einmal im Licht einer
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