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Das Netz Der Grossen Fische

Das Netz Der Grossen Fische

Titel: Das Netz Der Grossen Fische
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sei eine unbestätigte Meldung, in Ordnung? Du kannst beruhigt sein! Ich werde es am Anfang sagen, in der Mitte und dann noch mal am Schluss! Unbestätigt, unbestätigt, unbestätigt!«
    »Alfio, die haben doch gar nichts in der Hand gegen Manlio Caputo. Versuch das ganz einfach zu verstehen. Einen Dreck haben sie. Nichts als ein paar Indizien und diesen Scheiß. Glaubst du denn, ich hätte diese Geschichte nicht verfolgt? Am Ende setzen sie ihn wieder auf freien Fuß, verhaften einen der üblichen Verdächtigen aus Albanien, und uns, die wir den Knüller ja unbedingt bringen mussten, reißt der Abgeordnete Caputo den Arsch auf. Und das wird er nach allen Regeln der Kunst tun, denn wir sind schließlich das öffentlich-rechtliche Fernsehen!«
    »Und das heißt?«
    »Das weißt du immer noch nicht, obwohl du schon ein Jahr hier arbeitest? Bevor wir eine Nachricht verbreiten, müssen wir uns das viermal überlegen.«
    Und weil sein Gegenüber daraufhin eine beleidigte Miene zog, wurde er lauter.
    »Hast du eigentlich vergessen, Alfiù, dass es einzig das Verdienst dieses Mannes hier vor dir ist, wenn du da stehst, wo du heute stehst?«
    »Das könnte ich gar nicht vergessen, schon allein deshalb nicht, weil du dafür sorgst, dass ich jeden Augenblick daran erinnert werde.«
    »Hör zu, ich sage dir das in aller Freundschaft: Dein Ton gefällt mir ganz und gar nicht.«
    »Das beruht auf Gegenseitigkeit. Und jetzt entschuldige mich, denn ich muss auf Sendung gehen«, sagte Smecca und stand auf.
    »In Ordnung, belassen wir es dabei. Wir sind uns einig, klar? Kein Wort über den Sohn des Abgeordneten Caputo.«
    Smecca ging hinaus, ohne ihm eine Antwort zu geben oder auch nur die Bürotür hinter sich zu schließen.
    Was war nur mit Alfio los? Über ein Jahr war es jetzt her,seit er auf seine Empfehlung hin befördert worden war, und nie hatte es irgendwelche Diskussionen oder Unstimmigkeiten zwischen ihnen gegeben. Alfio tat, was Michele sagte. Immer ein Herz und eine Seele. Doch seit drei Tagen konnte man einfach nicht mehr vernünftig mit ihm reden. Oder besser gesagt, Alfio war bei allem, was er ihm sagte, voller Widerspruchsgeist. Ständig war er abweichender Meinung, vertrat die entgegengesetzte Ansicht, verkündete, er sähe das aber ganz anders. Er war wie ausgewechselt. Hatte er etwa Zoff mit einem Kollegen? Stand er irgendwie unter Druck? Oder hatte er womöglich etwas herausgefunden? Diese Vorstellung alarmierte Caruso nun wirklich.
    »Cate!«
    Caterina Longano, seine Sekretärin, war um die fünfzig, dick, verschwitzt und ledig; sie kümmerte sich um ihre Mutter und war äußerst tüchtig in ihrem Beruf. Man erzählte sich, dass sie in ihrer Jugend bei dem Radiosender, wo sie damals arbeitete, so etwas wie die Redaktionsmatratze gewesen sei, nicht einmal vor den Büroboten hätte sie haltgemacht. Aber jetzt war sie eine wahre Goldgrube, wenn es um Klatsch und Tratsch ging.
    »Ja bitte, Direttore.«
    »Komm herein, schließ die Tür und setz dich.«
    Caterina nahm Platz.
    »Sag mal, seit ein paar Tagen kommt Alfio mir ein bisschen nervös vor. Ist dir das nicht auch aufgefallen? Weißt du vielleicht, was mit ihm los ist? Irgendwelche Probleme in der Redaktion?«
    »Ach was«, antwortete Caterina.
    »Ist er sauer auf mich?«
    »Aber nein.«
    Er seufzte vor Erleichterung, jedoch so unauffällig, dass die Sekretärin nichts merkte.
    »Was ist es dann?«
    »Es kursiert da so ein Gerücht.«
    »Cate, was für ein Werkzeug muss ich holen, um es aus dir herauszuziehen? Irgendwelche Zangen?«
    »Es kursiert das Gerücht, aber ich weiß nicht, wie viel Wahres daran ist, verstehen Sie, dass Alfio erfahren hat, dass Giuditta …«
    Und mit der Hand machte sie das Zeichen für aufgesetzte Hörner.
    Michele gelang es nur mit Mühe, sich zu beherrschen. Es hätte nicht viel gefehlt und er wäre von seinem Sessel hochgeschossen. Er spürte, wie sich über seiner Oberlippe ein Schweißfilm bildete. Wie war das möglich?
    Er hatte doch mit Giuditta während des ganzen Jahres, das ihre Affäre nun schon dauerte, immer alle nur erdenklichen Vorsichtsmaßnahmen getroffen.
    Beim letzten Mal hatte er Alfio für eine Woche nach Libyen geschickt, um irgend so eine bescheuerte Reportage über die Enkel der alten Dörfler zu machen, die zur Zeit des Faschismus zum »vierten Ufer«, das das Territorium Italiens vergrößern sollte, gezogen waren. Damals war Giuditta mitten im Winter ins Landhaus ihres Vaters gezogen, das in einer
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