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Das Netz Der Grossen Fische

Das Netz Der Grossen Fische

Titel: Das Netz Der Grossen Fische
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Aufhebens um diese Benachrichtigung machen und dann am Ende herauskommt, dass dieses Mädchen von einem Albaner umgebracht worden ist, der sie vögeln wollte, wird uns der Abgeordnete Caputo die Haut abziehen und lauter kleine bunte Luftballons daraus machen.«
    »Du hast mich überzeugt. Willst du Marcello Bescheid sagen, oder soll ich das tun?«
    »Das musst du schon machen, du bist schließlich der Chef.«
    Kaum war Mancuso gegangen, rief Caruso Cate.
    »Sag Marcello Bescheid, dass die Direktschaltung gestorben ist.«
    »Heilige Muttergottes! Wo der doch immer einen auf Greta Garbo macht! Bringt seinen eigenen Schminkkoffer mit und braucht eine halbe Stunde, um sich rauszuputzen, bevor er auf Sendung geht. Der wird ganz sicher mit Ihnen sprechen wollen und Einspruch erheben, bis Sie nicht mehr wissen, wo Ihnen der Kopf steht. Was soll ich also tun? Ihn durchstellen?«
    »Nicht mal im Traum! Sag ihm, ich bin nicht da.«
    Zehn Minuten vergingen, ohne dass Caterina sich wieder gemeldet hätte. Da rief er sie an.
    »Hast du mit Marcello gesprochen?«
    »Ja, Direttore.«
    »Und? Hat er einen Aufstand gemacht wegen der abgeblasenen Direktschaltung?«
    »Überhaupt nicht. Ich hatte Tränen und Geschrei erwartet, aber er sagte nur ›in Ordnung‹.«
    Eine Erklärung gab es dafür: Ganz sicher war Totò Basurtos Freund beim Gericht zu ihm gegangen, hatte mit ihm gesprochen und ihm eine Heidenangst eingejagt.
    Es fehlte noch eine Viertelstunde bis Mitternacht, als er endlich das Büro verließ.
    Gilberto hatte die Nachricht nüchtern und trocken herübergebracht: Im Zuge der Ermittlungen um den Mord an der jungen Amalia Sacerdote vor einem Monat in Palermo ist heute Abend ihrem Verlobten Manlio Caputo die Benachrichtigung über die Einleitung eines Ermittlungsverfahrens zugestellt worden. Der ermittelnde Staatsanwalt Di Blasi erklärte, dass es sich dabei um die übliche vorschriftsmäßige Routine handele und die Ermittlungen in alle Richtungen fortgesetzt würden.
    Und gleich darauf wurde der Bericht über Franchi und Ingrassìa gesendet.
    Bei dem musste man sich wirklich vor Lachen in die Hose pinkeln.

Zwei
    Er hatte gerade sein Büro verlassen und wollte sich von Caterina verabschieden, die ebenfalls im Begriff war, nach Hause zu gehen, als das Telefon klingelte. Die Sekretärin ließ sofort Handspiegel und Lippenstift fallen und nahm das Gespräch entgegen.
    »Warten Sie. Ich schaue nach, ob er noch irgendwo ist.«
    Sie legte eine Hand auf die Sprechmuschel und flüsterte:
    »Lamantia.«
    Mit dem Zeigefinger gab Caruso der Sekretärin zu verstehen, dass er nicht da sei.
    »Nein, tut mir leid, er ist schon gegangen.«
    »Bis morgen«, sagte der Studiodirektor.
    »Bis morgen«, antwortete Caterina und setzte ihre Restaurierungsarbeit fort.
    Der Parkplatz lag trostlos und verlassen da. Es gab nicht einen, der nicht gleich nach der Arbeit davonbrauste. Er dagegen hatte keinerlei Grund, nach Hause zu eilen.
    Nicht zuletzt, weil er gar kein richtiges Zuhause mehr hatte. Als er sich von Giulia, seiner Frau, getrennt hatte, musste er aus der Wohnung ausziehen, in der sie zusammen gewohnt hatten, denn sie gehörte ihr. Er war in ein Residence-Hotel umgezogen, in dem er sich durchaus wohlfühlte. Doch das Provisorische dieser Art der Unterkunft verursachte ihmimmer auch ein gewisses Unbehagen. Seit zwei Jahren erzählte er im monatlichen Rhythmus jedem, ihm würde es jetzt reichen, er wolle eine richtige Wohnung mieten, so könne er nicht weitermachen. Doch im letzten Augenblick, wann immer ein Freund ihn auf ein günstiges Angebot hinwies, machte er einen Rückzieher und wollte nichts mehr davon wissen. Und die Trägheit gewann wieder die Oberhand. Die Vorstellung beispielsweise, seine fünftausend eingelagerten Bücher neu zu ordnen, ließ ihn vor Schreck erblassen.
    Und so hatte er nach und nach wieder die Gewohnheiten eines Junggesellen angenommen. Immer dasselbe Restaurant fürs Mittagessen und ein anderes Stammlokal fürs Abendessen. Doch oft war er auch eingeladen und lehnte eigentlich niemals ab, zum einen, weil man sich mit Freunden wohler fühlt, und zum anderen, weil er, wenn er alleine aß, melancholisch wurde.
    In den drei Jahren ihrer Ehe hatte Giulia sein Leben ausgefüllt, und wie sie es ausgefüllt hatte! Sie hatte ihn verwöhnt und verhätschelt. Ihr hatte er seine Karriere bei der RAI zu verdanken. Ohne die Heiligen im Paradies als Fürsprecher kommst du da keinen Schritt vorwärts. Als Tochter eines
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