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Das Mozart-Mysterium

Das Mozart-Mysterium

Titel: Das Mozart-Mysterium
Autoren: Christoph Öhm
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sich zu seinem Kompagnon und flüsterte ihm etwas zu. Zu meinem Entsetzen sagte darauf hin der jüngere der beiden mit steinerner Miene, ich solle vom Pferd steigen. Sie wollten mich also festhalten und gefangen nehmen! Wenn ich jetzt Folge leistete, wäre alles Weitere vergebens, denn das Begleitschreiben für die Grenzpassage hatte der Geheimrat bei sich. Ich gab dem Pferd die Sporen und stob in einer Staubwolke los. Die Zöllner riefen mir wütend nach und zielten sofort mit den Gewehren auf mich. Die erste Kugel verfehlte mich. Die zweite musste mich getroffen haben, ich spürte jedoch nur einen Schlag gegen meinen Rücken, als ob mich jemand gestoßen hätte, und ein leichtes Stechen. Ich ritt weiter, in höchstem Tempo. Die Straße bog um eine Kurve und die umstehenden Bäume gaben mir Deckung.
    Das Stechen in meinem Rücken wurde immer stärker. Ich fasste an die schmerzende Stelle an meiner linken Seite und spürte Feuchtigkeit. Als ich die Hand wegnahm, sah ich, dass sie blutig war. Ich war also schlimmer getroffen, als ich zuerst gedacht hatte. Dennoch zwang ich mich, durchzuhalten und preschte weiter.
    Bald ging die Straße bergab, noch immer im Wald. Ich merkte, dass ich aus der neuen Schusswunde stark blutete, und drückte meine Hand darauf. In vollem Galopp ritt ich trotz reißender Schmerzen über eine Stunde lang. Der Wald ging nun in Wiesen über und ich sah in einiger Entfernung eine Ortschaft. Es war keine große Stadt, sondern eher eine ländliche Siedlung.
    Am Wegesrand lagerte ein Bettler, wohl im Suff eingenickt. Kurz nachdem ich vorbeigeritten war, riss ich entsetzt die Zügel und das Pferd herum, wodurch es mich fast aus dem Sattel trug: Der Bettler war in eine teure Jacke gehüllt, die mir bekannt vorkam. Ich stieg ab und lief zu Fuß zu dem Mann, mein Pferd am Zügel führend: Es war tatsächlich Mozart, der unbeweglich am Wegesrand lag, seinen Hut ins Gesicht geschoben und mit dem Rücken gegen einen hohen Stein gelehnt.
    Ich nahm den Hut ab und rüttelte an seinen Schultern. Er lebte! Langsam und benommen hob er seine Augenlider: »Wo bin ich?«
    Ich sagte ihm, dass er entführt worden sein musste und ich überglücklich sei, ihn lebend wiedergefunden zu haben.
    Der Ortseingang war nahe, am Wegrand stand ein kleiner Brunnen. Ich half Mozart auf und stützte ihn so gut es ging, damit wir den Brunnen erreichen konnten. Es dauerte sicher eine Viertelstunde, bis wir die wenigen Fuß überwunden hatten. Endlich konnte sich Mozart mit dem kalten Wasser beleben und ich meine Schusswunde säubern.
    Wir ließen uns neben dem Brunnen nieder und Mozart erzählte von den Geschehnissen der vergangenen Stunden: Im Laufe des Abends waren zwei Männer an den Tisch gekommen, die freundlich schienen und sich als Reisende auf dem Weg nach Leipzig ausgaben. Sie tranken daraufhin alle weiter, aßen viel, und wurden mehr und mehr betrunken. Einer der Gäste blieb längere Zeit in der Küche. Ein anderer lachte schadenfroh, als Mozart die Tasse aus der Hand fiel, danach erinnerte er sich an nichts mehr.
    Aus Mozarts Brusttasche schaute ein Stück Papier. Als ich ihn darauf hinwies, zog er es rasch heraus und entfaltete es. Es war eine Nachricht der Entführer:
     
    ›Lösen Sie das letzte Rätsel und bringen Sie das Gesetz danach mitsamt allen zuvor gefundenen zu Mizlers Landhaus, wenn Therese am Leben bleiben soll‹.
     
    Wie die beiden hinterlassenen Nachrichten bewiesen, hatten die Entführer uns gekannt und von unserem Aufenthalt in Wunsiedel gewusst. Vermutlich waren sie uns die ganze Zeit über gefolgt und hatten uns während der Nacht in Regensburg überholt. Es war ihnen gelungen, sich als einfache Reisende auszugeben und durch ein Täuschungsmanöver ein Betäubungsmittel in den Wein oder das Essen zu geben (wohl in der Küche) und später meine Freunde zu entführen. Mich hatten sie wohl zurückgelassen, damit ich nicht versuchte, den Helden zu spielen und Therese zu befreien. Sie nahmen Mozart noch einige Meilen mit und setzten ihn dann hier aus, um einen Vorsprung zu haben. Therese und den Geheimrat aber behielten sie als Geiseln bei sich.
    Mozart und ich mussten also so schnell wie möglich das letzte Rätsel lösen und das letzte noch fehlende Gesetz finden, dann rasch bei Mizler eintreffen. Dessen Adresse hatte Mozart im ersten Brief erhalten. Offensichtlich erwarteten uns dort die Entführer und wollten selbst in den Besitz der Gesetze gelangen. Therese war das Tauschpfand.
    Die Entführer
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