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Das Silmarillion

Das Silmarillion

Titel: Das Silmarillion
Autoren: J. R. R. Tolkien , Christopher Tolkien
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VORWORT

    D as Silmarillion, das nun vier Jahre nach dem Tode seines Verfassers erscheint, ist eine Erzählung von den Ältesten Tagen oder dem Ersten Zeitalter der Welt. Im Herrn der Ringe waren die großen Ereignisse zu Ende des Dritten Zeitalters berichtet worden; die Geschichten des Silmarillion aber sind Legenden, die aus einer viel früheren Vergangenheit stammen, aus der Zeit, als Morgoth, der erste Dunkle Herrscher, in Mittelerde hauste und die Hochelben Krieg gegen ihn führten, um die Silmaril zurückzugewinnen.
    Nicht nur erzählt aber Das Silmarillion von den Ereignissen einer viel früheren Zeit als der des Herrn der Ringe, es ist auch – in all seinen Grundzügen – das viel früher entstandene Werk. Tatsächlich liegt es schon seit einem halben Jahrhundert vor, wenn es auch damals noch nicht Das Silmarillion hieß; und in zerfledderten Notizbüchern, die bis 1917 zurückreichen, kann man noch die ältesten, oft hastig hingekritzelten Fassungen der Geschichten lesen, die im Mittelpunkt dieser Mythologie stehen. Doch das Werk wurde nie veröffentlicht (manche Hinweise auf seinen Inhalt konnte man freilich dem Herrn der Ringe entnehmen), und in seinem ganzen langen Leben ließ mein Vater niemals davon ab, ja selbst in seinen letzten Jahren arbeitete er unermüdlich daran fort.
    In all den Jahren erfuhr Das Silmarillion, einfach als ein weitgespannter Erzählungsrahmen betrachtet, relativ wenige tiefgreifende Veränderungen; schon frühzeitig wurde es zur festen Tradition und zum Hintergrund für spätereSchriften. Doch gewiss war es noch alles andere als ein festgelegter Text, und selbst manche Grundgedanken zur Natur der Welt, die es zeichnet, blieben nicht unverändert, als die gleichen Legenden in längerer und kürzerer Form und in wechselnden Stilen mehrfach neu erzählt wurden. Im Lauf der Jahre wurden die Änderungen und Varianten sowohl in den Einzelheiten wie in den weiteren Perspektiven so kompliziert, verästelt und vielschichtig, dass eine letztgültige Fassung unerreichbar zu sein schien. Außerdem wurden die alten Legenden (»alt« nun nicht mehr nur im Hinblick auf ihre Herleitung aus dem fernen Ersten Zeitalter, sondern auch im Hinblick auf sein Leben) für meinen Vater Quelle und Speicher seiner tiefsten Gedanken. In seinen späteren Schriften traten Mythologie und Dichtung hinter seinen theologischen und philosophischen Neigungen zurück, und daraus ergaben sich Unstimmigkeiten im Ton.
    Nach dem Tode meines Vaters fiel mir die Aufgabe zu, das Werk in eine veröffentlichungsreife Form zu bringen. Es wurde mir klar, dass der Versuch, die Vielfalt der Texte zwischen den Deckeln eines einzigen Buches darzubieten – und Das Silmarillion so als die in Fortgang und Entwicklung begriffene Schöpfung vorzuweisen, die es in Wahrheit ist –, doch nur Verwirrung stiften und das Wesentliche verschütten könnte. Ich nahm mir daher vor, einen einzigen Text herauszuarbeiten, indem ich so auswählte und anordnete, dass – wie mir schien – eine möglichst zusammenhängende und in sich stimmige Erzählung zustande kam. Bei dieser Arbeit brachten die Schlusskapitel (vom Tode Túrin Turambars an) insofern besondere Schwierigkeiten mit sich, als sie viele Jahre über unverändert geblieben waren und so in mancherlei Hinsicht beträchtliche Divergenzen zu den weiter fortgeführten Gedanken in anderen Teilen des Buches aufwiesen.
    Völlige Stimmigkeit (sowohl innerhalb des Silmarillion selbst als auch zwischen diesem und anderen veröffentlichten Schriften meines Vaters) ist nicht zu erwarten; sie ließe sich, wenn überhaupt, dann nur mit hohem und unnötigem Aufwand erzielen. Außerdem sah auch mein Vater schließlich Das Silmarillion als eine Sammlung an, als ein Kompendium von Erzählungen, das viel später aus höchst unterschiedlichen Quellen (Gedichten, Geschichtswerken, mündlichen Berichten), welche die Zeitalter überdauert hatten, zusammengestellt wurde; und diese Vorstellung entspricht auch der tatsächlichen Geschichte des Buches, denn wirklich liegt ihm ja sehr vieles an älteren Vers- und Prosaerzählungen zugrunde, und in gewissem Maße ist es tatsächlich und nicht nur theoretisch eine Sammlung. Darauf mögen die Unterschiede im Erzähltempo und in der Detailfülle der verschiedenen Teile zurückzuführen sein, zum Beispiel der Kontrast zwischen den genauen Angaben der Schauplätze und Beweggründe in der Legende von Túrin Turambar und dem vergleichsweise knappen und
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