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Das Mozart-Mysterium

Das Mozart-Mysterium

Titel: Das Mozart-Mysterium
Autoren: Christoph Öhm
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Personen nach oben geschleppt hatten, doch es war nur ein schemenhaftes Bild.
    Ich überwand mich und stand auf. Meine Schläfen pochten. In der Ecke des Zimmers standen eine Waschschüssel und ein Krug kaltes Wasser. Ich zog mich aus und rieb mich mit dem kalten Wasser ab. Meine Zähne klapperten. Der Koffer stand neben dem Bett, ich holte daraus frische Sachen hervor und packte zusammen, damit wir bald aufbrechen konnten.
    Vorsichtig und leise öffnete ich meine Tür und trat auf den lang gezogenen Flur. Links und rechts waren jeweils sieben weitere Türen. Von unten hörte ich Stimmen und das Klappern von Geschirr.
    Ich beschloss, nach unten zu gehen und um ein Frühstücksbrot und etwas heißen Kaffee zu bitten. Sicher waren die anderen bereits aufgestanden.
    Unten herrschte rege Betriebsamkeit. Aus der Küche drangen Stimmen. Als ich hineinschaute, sah ich zwei junge Mägde mit weißer Haube darin, die sich mit verhaltenen Stimmen unterhielten. Erstaunlicherweise waren heute morgen weder Wirt noch Wirtin zu sehen. Als ich meine Bitte formulierte, verstummten Sie und starrten mich wortlos an.
    Vermutlich hatten sie mein Herannahen nicht bemerkt und fühlten sich auf irgendeine Art ertappt, beim Weitergeben kleiner, alltäglicher Gerüchte.
    Ich setzte mich an einen Tisch in der leeren Wirtsstube. Draußen hackte jemand Holz. Als eine dralle Magd mit dem Geschirr herantrat, fragte ich sie, ob die anderen Gäste schon gegessen hätten.
    Sie machte einen Hofknicks und sagte nur: »Wir haben außer Ihnen keine weiteren Gäste, gnä’ Herr.«
     
    Leicht erheitert durch ihr Unwissen, klärte ich sie über unsere gestrige Ankunft zu später Nacht auf, wohl bewusst, dass ich der Erste sein musste, der aufgewacht war.
    Die Magd schüttelte erneut heftig ihren Kopf und meinte – mit misstrauischer Miene, als ob ich nicht ganz bei Verstand sei: »Sie irren sich, gnä’ Herr, wirklich. Es war gestern zwar eine Gesellschaft zum Essen hier. Es sind aber alle außer Ihnen schon in der Nacht aufgebrochen.«
    Die Magd verschwand in der Küche und ließ mich sprachlos zurück. Nach einigen Minuten kam die andere mit dem Essen und einem Becher heißen Kaffees heran.
    Ich sprach auch sie an, doch sie erzählte mir dasselbe: »Die Anna hat recht, die anderen Herrschaften sind weitergezogen. Alle fünfe und der Kutscher. Gerne hätten wir denen noch Logis geboten, aber der Geheimrat und die zwei anderen Gäste, die in der Kutsche mitreisen wollten, bestanden darauf, nicht zu übernachten. Ich habe irgendwo eine Nachricht für Sie.«
    Sie wühlte umständlich in ihrer Schürze und zog schließlich ein Billett hervor. »›Wir sehen uns bei Mizler. Keine Dummheiten, sonst geschieht Ihrer Freundin Übles‹.«
     
    Entsetzt über den Verlauf der Dinge sprang ich auf. »Ich brauche ein Pferd, schnell. Welchen Weg hat die Kutsche eingeschlagen?«
    »Nach Leipzig. Hier führt ja nur eine Straße vorbei, reisen Sie einfach in der gleichen Richtung weiter.«
    Die Magd ging nach draußen und ließ ein Pferd satteln, für das ich ihr einiges Geld gab – zum Glück war ich wenigstens nicht beraubt worden.
    Ich ließ den Koffer zurück und schnürte nur meine wichtigsten Habseligkeiten in zwei Satteltaschen, um Gewicht zu sparen. Meinen Degen legte ich an.
    Ich gab dem Pferd die Sporen und preschte los in der verzweifelten Hoffnung, dass die Magd die Wahrheit gesagt hatte.
    Die Sonne stand noch nicht über dem Wald, trotzdem hatten die Entführer einen mehrstündigen Vorsprung. Ich musste sie unbedingt einholen! Noch im Wald befand sich der nächste Grenzposten, kurz vor dem kleinen Dorf Hof. Ich verließ das Fürstentum Bayreuth wieder und erreichte nun Kursachsen.
    Die Wachen waren schwer bewaffnet, mit Gewehren und Lanzen, eine Armbrust lehnte am Wachhäuschen. Mein stark schnaubendes Pferd machte sie misstrauisch. Dass ich ihnen offen und ehrlich die Ereignisse der letzten Stunden schilderte, verbesserte meine Situation nicht, sie schenkten mir keinen Glauben. Die Wachen erinnerten sich aber an die Kutsche, die mitten in der Nacht mit großer Geschwindigkeit herangekommen und fast die Schranke gerammt hatte. Die Ausweispapiere der Leute waren jedoch einwandfrei gewesen und ein hochrangiger Kursachse hatte in der Kutsche gesessen, sodass sie die Leute hatten passieren lassen.
    Meine Frage, ob der Geheimrat, ein älterer beleibter Herr, persönlich mit ihnen gesprochen hätte, verneinten die Wachen.
    Der ältere der beiden Zöllner wandte
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