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Das Mozart-Mysterium

Das Mozart-Mysterium

Titel: Das Mozart-Mysterium
Autoren: Christoph Öhm
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zu untersuchen. Aber: Wenn sein Urteil schlecht ausfällt – und das erwarte ich fast –, dann wird meine Aufnahme ja gefährdet!«
    Er hatte recht. Therese meinte aber, dass wir die Kontakte des Geheimrates trotz allem nutzen könnten und eben alles versuchen müssten, um ihn von der Qualität der Gesellschaft zu überzeugen: »Also, wenn ich Sie, Maestro, richtig verstehe, dann sind die Ziele der Societät integer, wenn auch auf etwas einseitige Weise nur auf dem Verstand und mathematischen Gesetzen beruhend. Falls üble Machenschaften geschehen sind, so wird dies sicher nur einzelne Mitglieder betreffen, nicht aber die ganze Gesellschaft.«
    Ich pflichtete ihr bei. Wie immer war ihr Verstand genauso bezaubernd wie ihre makellose Schönheit.
    Mozart blieb trotz allem nachdenklich, schien aber etwas beruhigt.
     
    Nachdem der Geheimrat zurückgekehrt war, setzten wir die Reise fort.
    Die Straße führte nun überwiegend bergauf, nur von gelegentlichen, kurzen Abwärtsstrecken durchsetzt. Der Geheimrat beschloss, ohne uns zu fragen, aus einem seiner eigenen Gedichtbände zu rezitieren. Die Texte waren erstaunlich und er gewann erstmals etwas unsere Sympathie.
    Draußen umgab uns zunehmend dichter Wald, der schließlich bis ganz an die Straße und zu beiden Seiten verlief. Hinter einem Hügel erschien alsbald eine kleine Zollstation. Wir erreichten das Fürstentum Bayreuth. Die Hütte der Wachen war für die kleine Größe zu unserer Verwunderung großzügig dekoriert, man hatte den Eindruck, ein durchaus besonderes Land zu betreten. Der Geheimrat wies sich aus, doch die Wachen ließen uns nicht sofort passieren, sondern berieten sich im Innern des Häuschens längere Zeit. Es machte auf uns den Anschein, als ob etwas nicht in Ordnung sei. Schließlich kehrte aber eine der Wachen zurück und winkte uns durch.
    Die Nacht war unvermittelt über uns hereingebrochen. Die Kutsche holperte den Berg hinauf, gefährlich wankend. Auf dem höchsten Punkt des Gebirges mussten wir das Dorf Wunsiedel erreichen, wo es eine Herberge geben sollte, die man uns in Weiden empfohlen hatte. Ich hörte mehrere Hunde heulen. Vielleicht waren es auch Wölfe. Die kühle Nachtluft ließ uns frösteln und die Jacken enger um uns ziehen. Die Kutsche verlangsamte die Fahrt, schließlich hielt sie vollends an. Wir waren am Ziel.
    Vor der Herberge aus dunklem Holz hing ein verschnörkeltes, altes Schild, auf das ein bärtiges rotfarbenes Männergesicht gemalt war und der seltsame und wenig vertrauenserweckende Name ›Zum roten Teufel‹ prangte. Eine niedrige Tür führte in das Innere des Schankraumes. Eine alte Magd mit großen Warzen im Gesicht empfing uns und rief mit unverständlich kehligen Lauten den Wirt herbei.
    Es erschien jedoch statt eines missgestalteten Mannes, den ich erwartet hätte, eine Maid in einem rotem Kleid, höchstens 25 Jahre alt, mit glattem rosigem Gesicht und üppigen Formen. Ein höchst erfreulicher Gegensatz zum Namen des Wirtshauses. Zugleich verwundert und erfreut blickte mich der gute Maestro mit erhobenen Augenbrauen an. Der Geheimrat begrüßte die Wirtin herzlich. Es stellte sich heraus, dass der Wirt, der Mann der schönen Maid, vor Kurzem verstorben war. Der Geheimrat entrichtete im Voraus die Übernachtung mit fünf Florentiner Gulden.
    Wir wurden gleich zum Abendessen geladen, eine Magd brachte zusammen mit einem hutzligen Hausangestellten unser Gepäck nach oben in die Zimmer. Die schöne Wirtin ließ reichlich Würste und Gemüse bringen, dazu starken Rotwein, der uns bald zu Kopfe stieg. Selbst Therese, die nur selten Alkohol zu sich nahm, trank im Laufe des Essens mehrere Becher, wohl um die Unannehmlichkeiten dieser Reise besser zu ertragen.
    Ich hörte noch, wie Mozart mit lallender Zunge ein Volkslied anstimmte. Von da an fehlt mir bis heute jegliche Erinnerung an diesen Abend.
     
     
    1. November
     
    Ich erwachte in meinem Bett. Es war kalt, trotz der Federdecke. Mein Kopf schmerzte. Ich sah zum beschlagenen Fenster, draußen war bereits der Tag angebrochen. Als ich mich aufsetzte, wurde mir schwindelig und ich musste mich abstützen. Zu meinem Erstaunen hatte ich noch die Kleidung des gestrigen Tages am Leib. Krampfhaft versuchte ich mich zu entsinnen, wie ich in das Bett gekommen war. Das Einzige, was ich noch vom letzten Abend wusste, war das gemeinsame Singen am Tisch in bester Laune.
    Ich musste zu viel Wein getrunken haben. Irgendwie erinnerte ich mich entfernt daran, dass mich zwei
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