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Das Meer in deinen Augen

Das Meer in deinen Augen

Titel: Das Meer in deinen Augen
Autoren: cbt Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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mit Emma?«, fragte Benjamin in die aufkommende Stille.
    »Mal schauen. Wir wollen uns wieder treffen.«
    »Und? Fickst du sie?« Finn grinste breit.
    »So ist sie nicht. Das weißt du genau.«
    »Ach, die stellt sich nur an.«
    »Und wenn? Besser als die anderen, oder?«
    Beeindruckt rümpfte Finn die Lippen. »Der Luka ist mein Held. Die Weiber stehen alle auf ihn. Er könnte sich jede klarmachen. Total einfach. Aber er sucht sich die Komplizierte aus. Mutig, Mann. Echt mutig.«
    »Der Junge hebt sich seine Jungfräulichkeit einfach noch ein bisschen auf.« Benjamin musste grinsen und klopfte Luka auf die Schulter, als der nicht mitlachen konnte. Es war doch nur Spaß. Aber irgendwie fand er es selbst auch gar nicht so lustig.
    »Willst du nicht auch langsam mal wen ficken?« Finn schaute Luka direkt in die Augen, als würde er ihn verhören.
    Luka blieb gelassen, beobachtete die Qualmwolken, als wären sie das Schönste, was es auf der Welt gab. Wie eine Spirale kreiste der frische Rauch in dem matten Licht der Kerzen. Tanzte, bis sich die feinen Linien in hässlichen grauen Dunst auflösten. Luka atmete tief ein, bevor er etwas sagte: »Ganz ehrlich.« Er holte tief Luft und richtete sich in seinem Stuhl auf. »Ich will’s nicht mit der Erstbesten …« Er sparte sich das letzte Wort, um gleich fortzufahren: »Nennt mich altmodisch.« Jetzt erst erwiderte er Finns Blick. »Ich meine, hat’s dir mal wirklich etwas bedeutet? Die ganzen Nummern, die du hattest?«
    Benjamin wurde das zu kompliziert. Er hasste solche Gespräche. Finn würde das nicht auf sich sitzen lassen. Diskussionen mit ihm endeten immer in einem Streit. Aber Finn fiel nichts ein. Kein Spruch, kein Konter, keine Erwiderung. Er starrte Luka bloß mit offenem Mund an. Dann wieder ins Leere. Er nahm einen Schluck und schüttelte den Kopf. »Ich find’s gut, was du sagst.«
    »Sie ist was Besonderes«, redete Luka gedankenverloren weiter und schaute wieder dem Rauch seiner Zigarette nach. Finn blieb der Lacher im Halse stecken. »Du meinst, sie ist die eine? Hey, warum nicht? Ich glaube, dass es so was geben kann. Wäre doch schade, wenn es nicht so wäre.« Seine Augen funkelten – so wie sie es immer taten, wenn er von etwas überzeugt war.
    »Also Luki, wenn du das versaust, war’s vielleicht die einzige Chance. Wenn sie dich will, darfst du nicht warten. Mach sie klar. Heute Nacht!« Er tippte mit dem Zeigefinger auf die Tischplatte, um seiner Aufforderung Nachdruck zu verleihen.
    »Manchmal hörst du dich echt wie ’ne Schwuchtel an«, bemerkte Benjamin beiläufig und zog an der Zigarette, bis es kribbelte.
    »Hey, und wenn ich ’ne Schwuchtel wär. Du bist der Erste, den ich in den Arsch ficke.«
    Benjamin zeigte Finn nur mit einem matten Grinsen den Mittelfinger. Das war wohl Freundschaft. Zumindest fühlte es sich so an, wenn der Kopf abgeschaltet war und jeder schallend lachte. Das Gelächter ebbte allmählich ab. Die Anlage spielte weiter und gab dem Schweigen einen Sinn. Benjamins Augen wollten keinen Punkt finden. Das Einzige, was er fixieren konnte, war die halb leere Bierflasche, die er erneut ansetzte. Nachdem er sie abgestellt hatte, fiel sein Blick auf die Uhr. Eins. Die Zeit war schnell vergangen, aber jetzt stand sie plötzlich still. Das musste er ändern. »Gehen wir ins Sanssouci ? Ich zahl das Taxi.«
    Das Alter war kein Problem, wenn es darum ging, dass Benjamin nach zwölf in einen Club wollte. Die Sicherheitsfirma, die in den meisten Discotheken der Stadt verantwortlich war, überwachte auch einige Autohäuser. Die meisten Türsteher kannten ihn. Jeder wusste, dass er nicht sparsam war. Und auch diesmal nickte der stämmige Typ an der Tür nur, als er mit Finn und Luka an ihm vorbeiging. In der Lounge bestellte er eine Flasche Belvedere mit zwei Karaffen Saft – Maracuja und Orange. Das war Standard. Luka und Finn sagten nichts. Ein Danke hätte nur bedeutet, dass es etwas Außergewöhnliches war. Das wussten sie.
    »Hätte mal wieder Bock auf ’ne Ältere.« Finn hatte einmal steif und fest behauptet, er habe in einem Club eine angesprochen, die ihn mit nach Hause genommen hätte – ihr genaues Alter hätte sie ihm nicht verraten, aber sie wäre bestimmt schon an die vierzig gewesen. Jetzt suchte er die Bar ab, ohne jemanden zu finden. Hier trafen sich nur die jüngeren Leute. »Ich glaub dir die Story bis heute nicht.« Benjamin schüttelte den Kopf, auch wenn ihm plötzlich danach war, seine Freundin zu sehen.
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