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Das Meer in deinen Augen

Das Meer in deinen Augen

Titel: Das Meer in deinen Augen
Autoren: cbt Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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Emma mit einem Typen zusammengestoßen, als sie aus der Tür der Damentoilette auf den düsteren Gang stolperte. »Ich lass euch zwei allein«, flüsterte Lilly ihr ins Ohr und kicherte. Noch ehe Emma zu ihm aufsah, wusste sie, wer es war.
    »Wollen wir raus?«, fragte Luka. Sie legte ihre Hand in seine und nickte. Die Bässe wurden leiser. Die Hintertür quietschte. Dann stand sie neben ihm auf dem Parkplatz.
    Sie hielten Händchen. Mehr nicht. Das musste ihm unendlich kindisch vorkommen. »Wollen wir wieder rein?«, fragte sie, ohne ein Ja hören zu wollen. »Ich würde gerne noch ein bisschen mit dir allein sein«, flüsterte Luka und schaute erst jetzt wieder zu ihr.
    Zu zweit gingen sie die Straße entlang, ließen die Autos vorbeiziehen. Mit jedem Schritt rückte sie ein Stück näher an ihn und griff seine Hand etwas fester. So war sie doch sonst nicht! Was tat sie da eigentlich? Plötzlich blieb ihr Absatz an einer Wegplatte hängen und sie fiel. Doch statt auf dem harten Stein aufzuschlagen, fand sie sich in Lukas Armen wieder. Auch er stolperte einen Schritt, bis er fest stand und ihr hochhalf. Jetzt trafen sich ihre Blicke wieder. Auf den High Heels war sie so groß wie er. »Danke«, keuchte sie, noch überrascht von der unverhofften Rettung vor dem Sturz.
    Luka sah sie bloß unverwandt an.
    »Was ist?« Eine dumme Frage, bereute sie sogleich. Auf seine Antwort musste sie nicht lange warten. »Wenn du mich so ansiehst, will ich dich küssen.«
    Er beugte sich zu ihr und Emma ließ es geschehen. Ihre Wangen glühten, ein sanfter Schauer fuhr ihr bis in die Haarspitzen, während sie meinte abzuheben. Als sie sich voneinander lösten und sie nur noch seinen Atem spürte, meldete sich ihr Verstand zurück.
    »Warte«, flüsterte sie, genoss aber jede Berührung. Sie merkte, wie sich aus Verlegenheit ein müdes Lächeln auf ihre Lippen legte.
    »Soll ich dich lieber nach Hause bringen?«, fragte Luka und schaute zur Kreuzung.
    »Ist schon okay.« Diesmal umfasste sie seinen Nacken mit beiden Händen und drehte seinen Kopf zu sich.
    Da hockte er, alleine auf dem Sofa. Den Kopf gesenkt. Die Bässe und Beats dröhnten inzwischen schwer und laut. Die Leichtigkeit war so schnell verflogen, wie sie gekommen war. Mit beiden Händen hielt Benjamin eine Wodkaflasche umklammert, die ihn hundert Euro gekostet hatte und jetzt halb leer war. Langsam drehte er sie herum und tastete über das Etikett. Mit dem Daumen wischte er die feinen Wassertropfen fort, die sich auf dem kalten Glas gebildet hatten. Die Äste über dem Palast, dessen Silhouette auf der Flasche prangte, verzweigten sich wie ein Labyrinth. Auf das Geld kam es nicht an, und trotzdem machte es die Situation noch beschissener, hier mit dem teuersten Wodka zu sitzen, den man bestellen konnte. Ohne Freunde. Finn war verschwunden – mit Lilly. Ohne ein Wort. Sollte er sie doch flachlegen. Sollte er seinen Spaß haben. Luka hatte ihm eine SMS geschrieben. So war er. Selbst, wenn er total voll war, dachte er an seine Freunde. Bringe Emma nach Hause. Soll ich wiederkommen? Lukas guter Wille bedeutete Benjamin jetzt einen Scheißdreck. Er antwortete nicht. Stattdessen starrte er benommen auf das Handy. Viel fehlte nicht und er würde Jenny anrufen. Sie hatte ihm drei Nachrichten auf die Mailbox gesprochen, die er sich nicht anhören würde. Ein Schluck Wodka, und er hatte den Gedanken wieder fallen lassen. Der Blick auf die Uhr bereitete ihm jetzt schon Kopfschmerzen. Erst nachdem der Sekundenzeiger einmal die Runde gemacht hatte, begriff Benjamin. Drei Uhr. Eigentlich viel zu früh. Mühsam stand er auf, stieß gegen den Tisch. Seine Beine gehorchten ihm nicht mehr. In Schlangenlinien kämpfte er sich an den Feiernden vorbei. Die Elektromusik dröhnte dumpf. Das Stroboskop flackerte und verwandelte alles in ein Daumenkino, ein Gruselkabinett, aus dem er einfach nur noch flüchten wollte. Den Durst nach frischer Luft stillte er vor der Tür. Er öffnete auch den dritten Hemdknopf und ließ die Lichter vorbeirauschen. Sofort konnte er freier atmen.
    »Wird Zeit, schlafen zu gehen, Benny.« Der Türsteher klopfte ihm auf die Schulter und pfiff. »Hey, da ist dein Taxi.« Benjamin gehorchte, stolperte Richtung Straße und war dankbar, als er durch die offene Tür direkt auf die weiche Sitzbank eines Taxis fiel. Das Leder knarrte.
    »Einmal nach Hause.«

2
    Die Frau, die das Klassenzimmer betreten hatte, lächelte unbeirrt weiter. Sie schien einfach nicht aufhören zu
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